Im neuen Kriegsfilm „The Outpost” kämpfen Orlando Bloom, Scott Eastwood und Claeb Landry Jones als US-Soldaten in der Schlacht von Kamdesh gegen die Taliban.
Es war ein Strategiewandel, mit dem US-Präsident Barack Obama in Afghanistan 2009 endlich für Frieden sorgen wollte. Nachdem acht Jahre Krieg ins Land gezogen waren, wollte die um 21.000 Soldaten aufgestockte, insgesamt 70.000 Soldaten umfassende US-Armee mit „counterinsurgency” am Hindukusch zum Erfolg kommen. Ziel der amerikanischen Streitkräfte war es, die Taliban zu besiegen, die Bevölkerung und zivile Aufbauhelfer zu beschützen sowie moderate Taliban in die Gesellschaft und den Friedensprozess einzubinden – und all das parallel zur Ausbildung tausender afghanischer Soldaten und Polizisten, die rasch selbst die Verantwortung im Land übernehmen sollten.
Soweit die Theorie. Praktisch bedeutete das über das ganze Land verteilt jede Menge Außenposten und Basen, die in vielen Fällen nicht über den notwendigen Schutz verfügten und strategisch alles andere als gut gelegen waren. Der in der Nähe der afghanischen Stadt Kamdesh gelegene Combat Outpost Keating wurde beispielsweise ausgerechnet am Grund eines gigantischen Talkessels errichtet, war damit von den Berghängen aus von allen Seiten gut einsehbar und verfügte zu allem Überfluss nur über eine einzige, äußerst schlecht ausgebaute Zufahrtsstraße. Immer wieder kam es dort zu kleineren Angriffen der Taliban, am 3. Oktober 2009 dann aber auch zu einem der heftigsten Gefechte der Amerikaner in Afghanistan.
In seinem neuen Film „The Outpost – Überleben ist alles” zeigt „Die letzte Festung”-Regisseur Rod Lurie wie 300 bis 400 Angreifer gegen die nur gut 50 US-Soldaten im Camp vorgehen. Die Vorlage dazu hatte CNN-Moderator Jake Tapper mit seinem Buch „The Outpost: An Untold Story of American Valor” geliefert. Neben „Herr der Ringe”-Star Orlando Bloom holte sich Lurie auch Caleb Landry Jones sowie mit Scott Eastwood und Milo Gibson die Söhne von Clint Eastwood und Mel Gibson an Bord. Zur Besetzung gehören außerdem Mick Jaggers Sohn James Jagger und Richard Attenboroughs Enkel Will Attenborough. Soweit so prominent. Teil des Staffs waren aber auch drei Soldaten, die zur Zeit des Angriffs tatsächlich in der Basis dienten: Ty Carter tritt in einer Cameo-Rolle auf; Henry Hughes spielt in einer Nebenrolle Sergeant Brad Larson und Daniel Rodriguez tritt als er selbst auf.
Zurück zur Handlung, die wenig Erklärung braucht: Die am Fuße der steilen Felswände eingeschlossenen US-Soldaten haben gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Taliban anfangs nur wenig zu melden. Schon bald dringen erste Kämpfer in das Lager ein, die Lage für die Amerikaner scheint aussichtslos, mit Unterstützung von außen ist aufgrund der schon erwähnten schwierigen Zufahrt so schnell nicht zu rechnen. Angeführt von Staff Sergeant Clint Romesha (Scott Eastwood) und Specialist Ty Carter (Caleb Landry Jones) gelingt es den US-Soldaten aber dennoch wieder das Kommando im Camp zu übernehmen und letztlich den Angriff zurückzuschlagen.
Die Geschichte wird grundsätzlich gut eingeleitet und erzählt und spart auch nicht mit vermeintlichen Nebensächlichkeiten, die einen guten Eindruck von Alltag und Leben im Camp geben. An vielen Stellen badet „The Outpost” aber – wie von vielen US-Erzählungen gewohnt – ein wenig zu tief im Heldenpathos. Die Frage, ob die gewählte Strategie der US-Führung richtig und erfolgsversprechend ist, wird gleich gar nicht gestellt. Gelingt es Zuschauern aber, diesen kritischen Part außer Acht zu lassen und die „Glanz-und-Gloria”-Passagen auszublenden, ist man in der „Schlacht von Kamdesh” mittendrin, statt nur dabei. Die Kamera ist flott, fast schon atemlos. Explosionen erschüttern Protagonisten und Zuschauer, die auf das Camp niederprasselnden Kugeln lassen am Boden Steine tanzen, Rauchschwaden ziehen durch das Camp. Für Spannung sorgen insbesondere die vielen längeren, schnittlosen Einstellungen, in denen die Soldaten quer durch den Kugelhagel irren, um etwa Munition für das schwere Maschinengewehr heranzuschaffen oder verletzte Kameraden in Sicherheit zu bringen. Gut gelungen ist auch die Dokumentation im Nachspann, in der Macher, Schauspieler und Überlebende der Schlacht zu Wort kommen und die heftige Auseinandersetzung in Kontext setzen.
Fazit: Wer mit Kampfszenen nichts anzufangen weiß und grundsätzlich eher auf der friedvollen Seite des Kinosaals zuhause ist, sollte die Hände von „The Outpost” lassen. Alle anderen erhalten eine gut erzählte und eindrückliche Schilderung eines heftigen, insgesamt zwölf Stunden dauernden Gefechts, in dessen Verlauf acht US-Soldaten ihr Leben lassen müssen. Am Ende geht das Camp für die Amerikaner trotzdem verloren, es wird kurz nach der Schlacht aufgegeben und gesprengt.
Titel: „The Outpost – Überleben ist alles”
Land/Jahr: USA/BGR 2020
Filmstart: 18. Jänner 2021 (digital) und ab 28. Jänner 2021 als DVD und Blu-ray
Filmlänge: rund 120 Minuten
Hier geht es zu unseren anderen Berichten der Rubrik „Bücher & Medien”.