Hidden Champion aus Oberösterreich: STI Steyr liefert in rund 40 Länder weltweit – in Zukunft soll laut Geschäftsführerin Judith Ringer auch das Österreich-Geschäft wachsen. Gegenwärtig werden Produktfamilien nach Österreich verlagert, Mitarbeiter eingestellt.
Frau Ringer, könnten Sie bitte eingangs kurz die Geschichte Ihres Unternehmens vorstellen?
Der Name Steyr Trucks International (kurz STI Steyr) lässt die Wurzeln erkennen: Wir kommen aus dem ehemaligen Steyr-Konzern. Wir sind in Saudi-Arabien Rechtsnachfolger der Steyr-Daimler-Puch AG – deswegen dürfen wir auch den Namen Steyr Trucks Sales and Services International führen. Mein Mann, Friedrich Ringer, hat als Geschäftsführer der Steyr-Daimler-Puch AG in Saudi-Arabien angefangen. Im Zuge des Verkaufs an die Magna hat sich Letztere vom Saudi-Arabien-Geschäft getrennt: 2001 ist dieses privatisiert worden. Kurz darauf, 2005, gründeten wir ein Unternehmen in Österreich: Ziel war damals die Ersatzteilversorgung für die Spezial-Lkw, die in Saudi-Arabien laufen.
Das hört sich nach einer soliden Basis an?
Definitiv. Wir haben dann in Saudi-Arabien sehr interessante Großaufträge an Land ziehen können. Unter Tausenden von Neufahrzeugen wurden auch 2.500 zwischen 20 und 30 Jahre alte Pinzgauer TD modernisiert. Infolgedessen haben wir in den Vereinigten Arabischen Emiraten eine Fabrikation eingerichtet und dort dann auch unsere Produktpalette mit geschützten Fahrzeugen weiterentwickelt. Wir haben dort auch eine eigene Teststrecke – zur Erprobung unserer Fahrzeuge unter Wüstenbedingungen.

Sie sind ja prinzipiell sehr breit aufgestellt, oder?
Ja, die Produktpalette reicht von taktischen Fahrzeugen und Militär-Lkw bis hin zu Spezialaufbauten und vielen Speziallösungen – abhängig vom Bedarf unserer Kunden. Was das Spezialgeschäft betrifft, ist unsere Firmenphilosophie: „Wir produzieren keine Geländefahrzeuge von der Stange”, weil: Wir gehen auf kundenspezifische Anforderungen ganz konkret ein. Dazu haben wir auch einen internationalen Verbund mit OEM und Komponentenerzeugern.
Haben Sie konkrete Beispiele für Kundenspezifikationen?
Da kann man beispielsweise mobile Einsatzfahrzeuge nennen, wir haben aber auch speziell für einen Kunden mobile Helikopterbetankungsanlagen entwickelt sowie Ambulanzfahrzeuge für den Feldeinsatz.
Wie kam es konkret zum Aufbau des Standorts hier in Waldneukirchen bei Steyr?
Dafür war ein Glücksfall verantwortlich: Wir konnten 2009 die Straßmayr GmbH am Standort übernehmen. Damit sind wir damals auch in die Produktion von Spezial- und Sondermaschinen für den Straßenbau eingestiegen – das Geschäft betreiben wir immer noch. In weiterer Folge haben wir auch die Aufbauten und die Lieferung von Spezial-Lkw für Saudi-Arabien von Österreich aus abgewickelt und hier unsere gesamte Entwicklung angesiedelt.
Sie planen aber nun einen weiteren Ausbau, oder?
Wir wollen nun mit unseren Fahrzeugen auch verstärkt in Europa durchstarten – und natürlich auch beim Bundesheer. Unsere Produkte wurden beim Österreichischen Bundesheer schon erprobt und naturgemäß besteht mit Blick auf die Lieferketten ein verstärkter Wunsch der heimischen Politik, hierzulande zu produzieren. Wir sind zwar global aufgestellt, Forschung und Entwicklung passiert aber wie bereits erwähnt hauptsächlich in Österreich – und in Zukunft auch die Produktion. Wir verlegen daher aktuell bereits einige Produktfamilien nach Österreich, wir schaffen hier Arbeitsplätze und haben auch Pläne für ein neues Werk.
„Wir sind zwar global aufgestellt, Forschung und Entwicklung passiert aber wie bereits erwähnt hauptsächlich in Österreich – und in Zukunft auch die Produktion.“
STI Steyr-Geschäftsführerin Judith Ringer
Sie haben aber auch noch einen Produktionsstandort in Thailand.
Genau, dieser Standort ist vor allem für die leichten Fahrzeuge wesentlich. Und: Der Werkzeug- und Karosseriebau findet dort statt. Zudem haben wir in Spanien noch eine Firmenbeteiligung, dort machen wir Lkw-Aufbauten. Das Positive daran ist: Mit dem Standort dort strahlen wir auch in den südamerikanischen Raum aus. Zu unseren Partnern zählen internationale Unternehmen und wir haben daneben auch noch einige weitere Kooperationen mit namhaften Firmen im Verteidigungssektor. Alles in allem exportieren wir Produkte in mehr als 40 Länder – und das auf vier Kontinenten.

Wie viele Mitarbeiter arbeiten dann insgesamt für STI?
Es sind aktuell zwischen 400 und 500, wobei wir ganz klar im Projektgeschäft sind. Kommen entsprechende Aufträge, können das also ganz schnell auch viel mehr werden.
Wenn Sie bitte kurz Ihre Gesamtstrategie der Steyr Trucks International abschließend darstellen würden?
Unsere Geschäftsgrundlage ist, dass wir die besten Fahrzeuge in unserem Sektor anbieten. Sie zeichnen sich durch einfache Handhabung, geringes Eigengewicht, hohe Nutzlasten, beste Mobilität, Robustheit und Zuverlässigkeit aus. Damit sind wir in einer absoluten Nische unterwegs, allerdings in einer Nische, die bei Streitkräften zusehends auf Interesse stößt. Und solange wir stets aktualisierte Lösungen anbieten können, werden wir damit auch Erfolg haben. STI Steyr ist eben eine weltweite Qualitätsmarke: heute immer noch – und ganz bestimmt auch noch morgen.
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