Wenn es um die Funktionalität und Leistungsfähigkeit militärischer Fahrzeuge geht, dann ist meist die Rede von ihrer Panzerung, Geländegängigkeit und Durchhaltefähigkeit. Ganz entscheidend ist aber auch das Thema Kommunikation, sagt Andreas Hitzel, Director Sales & Business Development International Markets beim deutschen Kommunikationsexperten Ceotronics.
Herr Hitzel, welche Rolle spielt das Thema Kommunikation, wenn es um den erfolgreichen Einsatz militärischer Fahrzeuge geht?
Kommunikationssysteme sind in der Planung der taktischen Ausstattung von Fahrzeugen essenziell wichtig und spielen in Einsätzen eine missionskritische Rolle. Dabei muss zwischen taktischem Funk nach „draußen” und dem teaminternen Funk differenziert werden. Beides kann durch den Einsatz von geeigneten Bedien- und Kontrolleinheiten intelligent und nutzerfreundlich verbunden und – für den Teamfunk in und direkt um das Fahrzeug – mit kabellosen, vollduplexfähigen Funksystemen optimiert werden. Unsere Lösungen (CT-MultiPTT 3C und 1C, CT-DECT-Systeme) werden in diesem militärischen Einsatzszenario bereits vielfach erfolgreich eingesetzt.
Wo sehen Sie dabei den größten Optimierungsbedarf? Bei der Kommunikation aus dem Fahrzeug heraus? Oder innerhalb des Fahrzeugs?
Generell ist die militärische Kommunikation vorgegeben. Das heißt, dass Frequenzen und Bänder die Auswahl der eingesetzten Funkgeräte bestimmen. Optimiert werden kann aus meiner Sicht die Bedienbarkeit, zum Beispiel durch geeignete ein- oder mehrkanalfähige Bedien- und Kontrolleinheiten. Diese erlauben die effiziente und auf das Einsatzszenario angepasste Bedienung der Kommunikationsmittel. Dazu gehören neben Funkgeräten auch Intercoms, Smart- oder End User Devices sowie taktische Hubs. Funkbasierte, drahtlose Bedientasten wie unsere CT-WirelessPTT MIL erweitern das Einsatzspektrum zusätzlich. Sinnvoll ist oft auch der Einsatz von Teamradios, die es Besatzungen von Land-, Wasser- und Luftfahrzeugen ermöglichen, innerhalb der Gruppe vollduplex miteinander zu kommunizieren. Sprechen und hören ist dann gleichzeitig möglich, ohne zwingend eine Sprechtaste drücken zu müssen. Bei geeigneten Teamfunkgeräten (wie den CT-DECT-Funksystemen) erfolgt dies nahezu latenzfrei.
„Je höher die Spezialisierung des Soldaten, desto mehr Fähigkeiten und auch Zubehör muss er simultan beherrschen.“
Wie schwierig ist es, all diese Aspekte unter einen Hut zu bringen, aber gleichzeitig nicht auf zu vielen Kommunikationsebenen eingebunden zu sein? Wie stellt man also sicher, dass ein Soldat nicht mehr und nicht weniger Informationen bekommt, als er unbedingt benötigt?
Sehr guter Punkt. Es ist tatsächlich so, dass Soldaten viele Aufgaben erledigen müssen – oft auch gleichzeitig. Je höher die Spezialisierung des Soldaten, desto mehr Fähigkeiten und auch Zubehör muss er simultan beherrschen. Deshalb ist es wichtig, dass die Kommunikationsgeräte für jeden einzelnen Use Case so einfach und intuitiv wie möglich bedienbar sind. Die eingesetzten Bedieneinheiten zur Nutzung der Kommunikationsmittel müssen außerdem flexibel genug sein, um verschiedene Use Cases mit dem gleichen Gerät abzubilden. Neben der Bedienbarkeit fokussieren wir uns deshalb auf die Flexibilität und Zukunftssicherheit unserer Produkte, die wir durch eine gleichbleibende, robuste Hardware und eine „mitwachsende” Software mit konfigurierbaren Nutzungsprofilen erreichen. Damit ermöglichen wir jederzeit die individuelle Anpassung an verschiedene Einsatzszenarien. Oder kurz gesagt: Der Soldat erhält durch unsere Technologie immer genau die Informationen, die relevant für ihn sind.
Sehen Sie dabei Use Cases, die aktuell noch nicht ausreichend abgebildet sind?
Unsere Produkte unterstützen bereits eine Vielzahl an Use Cases. Jedes weitere umgesetzte Einsatzszenario erweitert die Palette. Durch die bereits erwähnte Flexibilität unserer Systemarchitektur sind der Einbindung neuer Nutzungsszenarien kaum Grenzen gesetzt. Dank entsprechender intelligenter Anschlusskabel mit CT-ComLink-Technologie auch dann nicht, wenn sich die Peripheriegeräte ändern sollten.
Wohin gehen in diesem Bereich die großen Trends? Wie überall in Richtung Digitalisierung?
Ja, die Digitalisierung ist einer der größten Innovationsmotoren. Aus diesem Grund spielt die Anbindung von Kommunikations- und Peripheriegeräten via USB für uns eine zentrale Rolle.
Die meisten Streitkräfte setzen aktuell aber noch auf analoge Kommunikationssysteme – inwieweit lassen sich diese mit digitalen Systemen kombinieren und fusionieren?
Die Überführung der Kommunikationssysteme ins digitale Zeitalter wird im Rahmen eines Übergangsprozesses erfolgen, in dem analoge und digitale Systeme parallel verwendet werden. Unsere Bedieneinheiten bieten genau diese Möglichkeiten: Zum einen können digitale und analoge Kommunikationssysteme separat bedient werden, zum anderen besteht mit geeigneten Nutzungsprofilen sogar die Möglichkeit, unterschiedliche Systeme kombiniert einzusetzen und diese bei Bedarf miteinander zu verbinden. Ein großer Vorteil für die Nutzer und natürlich auch für die Beschaffer in dieser Übergangsphase.
Sind derartige Verbindungen Notlösungen oder ergeben sich daraus auch Vorteile?
Die für die Übergangsphase beschafften Produkte sind eine sinnvolle Investition in die Zukunft! Mit den richtigen Bedieneinheiten im Gesamtsystem können Kommunikationsgeräte, die das Ende ihres Nutzungszyklus erreicht haben, einfach durch die folgende neue Generation ersetzt werden. Die Bedieneinheit bleibt und muss nicht ausgetauscht werden. Auch hier bildet unser Grundsatz „gleichbleibende Hardware – mitwachsende Software” eine solide Basis.