Die Schweiz hat ein Abkommen mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) getroffen, um ein globales Forschungs/Endlager für Viren mit Pandemiepotenzial zu beherbergen. Damit soll die internationale Verteidigung gegen neu auftretende biologische Bedrohungen gestärkt werden. Die Absichtserklärung wurde am Hauptsitz der WHO in Genf unterzeichnet, im Rahmen der 74. jährlichen Hauptversammlung der Mitgliedsstaaten UN-Gesundheitsbehörde (siehe Bericht).

@Eidgenössischer Pressedienst
Der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset zeigte sich zufrieden mit der Standortwahl: „Wir hoffen, zur Einrichtung eines internationalen Austauschsystems für SARS-CoV-2 und andere neu auftretende Krankheitserreger beitragen zu können.”

Es wurde vereinbart, dass die Anlage in den biologischen Sicherheitslabors des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) in der Stadt Spiez untergebracht und jener Einrichtung angeschlossen wird. Involviert in die Causa Nowitschok und in Chemiewaffenabkommen, zählt es bereits heute in wesentlichen Bereichen des ABC-Schutzes zu den weltweit führenden Institutionen. Nun stellt es die Schweiz der WHO als Aufbewahrungsort für Sars-CoV-2 Viren oder andere Pathogene mit Epidemie- oder Pandemie-Potenzial zur Verfügung. Auf der Website der Einrichtung heißt es dazu in einer aktuellen Meldung: „Unsere Infrastruktur erlaubt jederzeit den sicheren Umgang mit humanpathogenen Krankheitserregern der Risikogruppe 3 und 4. Wir sind befähigt, Primärdiagnostik für hochansteckende und schwer zu behandelnde Krankheitserreger dieser Risikogruppen durchzuführen, inklusive umfangreiche Differenzialdiagnostik. Wir können Bedürfnisse der Diagnostik wie beispielsweise die Entwicklung von neuen Testmethoden für bekannte als auch noch unbekannte Erreger abdecken. Weiters haben wir die Fähigkeit zur Analyse von unbekannten Verdachtsproben (beispielsweise Sequenzierung) – falls nötig unter Miteinbezug der Kompetenzen anderer Disziplinen, was im Labor Spiez in einzigartiger Weise möglich ist.”

@VBSLaut WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus wird dieses sogenannte BioHub-Labor „Krankheitserreger aus der ganzen Welt speichern und analysieren und den schnellen Informationsaustausch zwischen Laboren auf der ganzen Welt verbessern. Das wird ein zuverlässiger, sicherer und transparenter Mechanismus für die Mitgliedsstaaten, Krankheitserreger und klinische Proben freiwillig zu teilen. Die Covid-19-Pandemie und andere Ausbrüche und Epidemien haben die Bedeutung einer raschen Verteilung von Krankheitserregern unterstrichen, um der globalen wissenschaftlichen Gemeinschaft zu helfen, das Risiko zu bewerten und Gegenmaßnahmen wie Diagnostik, Therapeutika und Impfstoffe zu entwickeln.”

„Eine enge internationale Zusammenarbeit, um den zeitnahen Austausch epidemiologischer und klinischer Daten sowie biologischer Materialien sicherzustellen, ist von größter Bedeutung”, sagte der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset. „Wir hoffen, zur Einrichtung eines internationalen Austauschsystems für SARS-CoV-2 und andere neu auftretende Krankheitserreger beitragen zu können. Derzeit wird der größte Teil der Pathogene zwischen den einzelnen Ländern ad hoc geteilt, was langsam sein kann und einige Staaten in der Schleife nicht berücksichtigt.”

@VBS
Das Labor in Spiez definiert folgende Agenden: Beschaffungsunterstützung für armasuisse, Support nachrichtendienstlicher Abklärungen im ABC-Bereich, Leitung des Kompetenzzentrums Strahlenschutz des VBS, Ausbildung von ABC-Spezialisten der Armee, Leitung der Zulassungsstelle für prüfpflichtige Schutzbaukomponenten, Betrieb von speziellen Biosicherheitslaboratorien für die Diagnostik von humanpathogenen Krankheitserregern der höchsten Risikogruppen sowie Referenzfunktionen für das Bundesamt für Gesundheit BAG.

Zusammen mit dem Aufruf zu einer neuen Ära der internationalen Zusammenarbeit hat die WHO bereits vor einem Jahr betont, dass angesichts der aktuellen Pandemie eine Rückkehr zum Status Quo keine Option ist. Ein neues, globales System für den Austausch von Erreger-Materialien soll nicht auf bilateralen Vereinbarungen beruhen und dessen Aushandlung dürfe nicht Jahre dauern. Laut Erklärung der WHO soll der BioHub es den 194 Mitgliedstaaten nun ermöglichen, biologisches Material unter vorab vereinbarten Bedingungen mit der Anlage zu teilen, um den Informationsfluss hinsichtlich Rechtzeitigkeit und Vorhersehbarkeit bei der Reaktion auf potenzielle Ausbrüche zu erleichtern und zu gewährleisten. Nach den Ergebnissen des Pilotprojekts soll der BioHub im Jahr 2022 von SARS-CoV-2 und seinen Varianten auf andere Krankheitserreger ausgeweitet werden und mit anderen Labornetzen und Endlagern auf der ganzen Welt vernetzt werden.