Bis Anfang der Nullerjahre hat die Schweizer Armee ein Netzwerk von streng geheimen Kampfbunkeranlagen mit Minenwerfern aufgebaut. Angesichts des Ukraine-Krieges (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) und der veränderten geopolitischen Lage wird nun überlegt, diese Bunker wieder zu reaktivieren.
Armeechef Thomas Süssli skizziert in einem aktuellen Bericht des SRF erstmals, wie er einzelne Bunker wieder in Betrieb nehmen will. Einst als Geheimwaffe der Schweizer Armee bezeichnet, sind die Kampfbunkeranlagen – so sie nicht gar komplett „vergessen” wurden – heute kaum noch zu entdecken. So könnte sich beispielsweise unter einem unscheinbaren Deckel ein doppelter Werfer verbergen, der tödliche Granaten verschießen kann.
Von diesen Kampfbunkeranlagen mit Festungsminenwerfern gibt es in der Schweiz über hundert. Sie sollen die Landesgrenzen und Transitachsen sichern. Einer dieser Bunker verbirgt sich etwa im bündnerischen Trin. Die Armee hat die Anlage und fünf weitere kurz vor dem russischen Überfall auf die Ukraine an Private verkauft, was sie heute naturgemäß bereut: Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, hat sie weitere geplante Verkäufe gestoppt.
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Letzter Bunker 2003 gebaut
Den letzten (natürlich unter strengster Geheimhaltung gebauten) Kampfbunker hat die Schweizer Armee 2003 in Betrieb genommen, diesen bald aber wieder vernachlässigt, so das SRF. Der Bund habe diese Anlage „aus Sicherheitsgründen” schießuntauglich gemacht, was sich leicht rückgängig machen ließe. 2018 entschied das Parlament, die rund hundert Anlagen mit Festungsminenwerfern abbrechen zu lassen, weil der Feind fehlte.
Jetzt sagt Armeechef Thomas Süssli erstmals, dass er sich vorstellen könne, die Festungsminenwerfer (teilweise) wieder in Betrieb zu nehmen. Ein „sehr großer Teil” sei in einem „sehr guten Zustand” und könne in kurzer Zeit wieder instandgesetzt werden.
Es regt sich auch Widerstand
SP-Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf, Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, hält jedoch gar nichts von den Plänen: „Die Festungsminenwerfer sind Retro-Nostalgie.”
Mit zielgerichteter Munition seien die Bunker sofort zerstört. Armeechef Süssli kontert: Die Festungsminenwerfer seien „sehr gut” geschützt. Es brauche schon einen Volltreffer auf die Anlage, um sie zu zerstören. Süssli wiederum springt SVP-Sicherheitspolitiker Werner Salzmann bei: Im Ukraine-Krieg finden wieder – wie im Ersten Weltkrieg – Grabenkämpfe statt. „Wenn ich an einen Grabenkampf im Rheintal denke, dann wären wir wahrscheinlich froh um diese Festungen, Minenwerfer und Waffensysteme.”