Der Schweizer Air Chief Divisionär Peter „Pablo” Merz hatte es auf der Airpower im September (-> 250.000 Besucher in Zeltweg) auf Nachfrage von Militär Aktuell schon – sichtlich bedauernd – angedeutet, nun ist das Aus für die Schweizer Kunstflugstaffel Patrouille Suisse am 2. Dezember im Ständerat – der kleinen Kammer des Schweizer Parlaments – auch offiziell beschlossen worden.
Die Jet-Formation wird gemeinsam mit dem Abstellen der verbliebenen Northrop F-5E Tiger-Flotte Ende 2027 vom Himmel „geholt”. Nach dem Rück-Verkauf vieler F-5E/F-Zellen an die US Navy (-> aktuelle Meldungen rund um die US-Streitkräfte), die dort als „Aggressors” noch weiterfliegen, besitzt die Schweiz aktuell noch 25 von einst mehr als 100 Maschinen. Von diesen 25 sind 18 noch operationell im Einsatz, inklusive den sechs rot-weißen Maschinen des Demo-Teams.
Im 60. Jahr des Bestehens
Im Kalten Krieg betrieb die Luftwaffe der Eidgenossen mehr als 400 Jets. Man setzte damals stark auf die Luftwaffe als Abschreckung. Um deren Professionalität zu dokumentieren und zu bewerben, plante man schon 1959 eine eigene Kunstflugstaffel. Offiziell gegründet wurde sie aber erst am 22. August 1964. Patrouille Suisse nannte man die neue Einheit – in Anlehnung an das französische Pendant Patrouille de France. Bis 1994 – in jenem Jahr mit 30-Jahre-Logo nochmals beim RIAT in Fairford – flog man auf der Hawker Hunter F.Mk. 58, mit 1995 erfolgte dann der Umstieg auf den Tiger. Noch heute finden sich an den Hunter-Jets der US-Feinddarstellerfirma ATTAC die verblassenden Schweizer Markierungen.
Pro und Contra zur Abstellung
Gegen das Ende wehrte sich – stellvertretend für viele Schweizer Fans – der Parlamentarier Werner Salzmann. Er versuchte im Ständerat ein letztes Mal das Aus der Patrouille Suisse zu verhindern. Sie sei „seit 60 Jahren das Aushängeschild der Schweizer Luftwaffe und zeichnet sich durch Perfektion, Leistungsfähigkeit und Präzision auf höchstem Niveau aus und leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Abschreckung potenzieller Gegner unseres Landes”, so Salzmann. Sein Antrag – im Sinne einer landesweiten Petition mit vielen Argumenten – wurde aber am 2. Dezember mit 25 zu 19 Stimmen abgelehnt.
Die Schweizer Regierung, in Einklang mit Verteidigungsministerin und derzeitiger Bundespräsidentin Viola Amherd, argumentiert, dass der Erhalt der Teilflotte jährlich gut 40 Millionen Euro kostet. Hochgerechnet auf eine geplante Verlängerung des F-5-Betriebs bis 2037, fast ausschließlich für die Patrouille Suisse, wären das rund 320 Millionen Euro. Diese Summe hält die Regierung für zu hoch und bevorzugt, die Mittel in die „dringend notwendige Stärkung der Verteidigungsfähigkeit“ zu investieren.
Mit der Einführung der Lockheed Martin F-35 (-> Schweiz unterschreibt Kauf von 36 F-35A) entfällt zudem die Rolle der F-5E, bei Übungen einen Gegner zu simulieren, da die Tiger „heute keinen realistischen Gegner für Jets der fünften Generation mehr darstellen”, so die Begründung.
„Seit über einem Jahrzehnt ist die F-5 weder für den militärischen Schutz des Luftraums noch für den Luftpolizeidienst bei Nacht oder schlechtem Wetter geeignet. Auch in der Pilotenausbildung wird sie nicht mehr eingesetzt”, so die Einschätzung zur aktuellen Lage. Andrea Gmür-Schönenberger, Präsidentin der sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats, betonte: „Die Armee muss sich prioritär auf die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit konzentrieren und die Sicherheit des Landes gewährleisten. Leider bedeutet das, auch bei Dingen zu sparen, die einem eigentlich ans Herz gewachsen sind.”
Die Patrouille Suisse dürfte als Formation weiterhin bestehen, auch wenn sie künftig nicht mehr auf Kampfjets setzt. Laut „Pablo” Merz in Zeltweg gibt es Alternativen, wie das PC-7-Team, und das Verteidigungsministerium prüft, die Patrouille mit einem vergleichbaren oder anderen Flugzeugmodell weiterzuführen. „Eine Jet-Lösung ist jedoch aus betriebswirtschaftlichen, operationellen und Ausbildungsgründen keine Option”, erklärte die Regierung am Montag.
Der Autor ist auch Mitarbeiter des Schweizer Cockpit, im dortigen Verlag erschien 2014 „Swissness: 50 Years Patrouille Suisse, 25 Years PC-7 Team” von Max Ungricht und Karin Münger, ISBN 978-3-906562-43-8.
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