Vor wenigen Tagen startete Roskosmos mit einer Sojus-2-Rakete die Mission Cosmos-2575, um eine „unbekannte Nutzlast“ für das russische Verteidigungsministerium ins All zu bringen. US-Berichten zufolge handelt es sich dabei um nukleare Anti-Satellitenwaffen – die Konsequenzen wären weitreichend.
Am 14. Februar ging es plötzlich rund im Weißen Haus und am Capitol Hill. Der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses, Mike Turner, sprach von einer „nationalen Sicherheitsbedrohung” im Zusammenhang mit einer „destabilisierenden ausländischen militärischen Fähigkeit”, die so ernst sei, dass Präsident Joe Biden „alle Informationen” darüber freigeben müsse.
Der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, wurde daraufhin in einer Pressekonferenz zur Rede gestellt. Sullivan ging dabei nicht auf die Art der Bedrohung ein, gab aber bekannt, dass er sich Anfang der Woche an die „Gang of Eight“ (Gruppe der Acht) gewandt habe, um sie über den aktuellen Wissensstand zu informieren. Die „Gang of Eight“ sind die Vorsitzenden beider Parteien (Republikaner und Demokraten) in beiden Kammern des Kongresses (Senat und Repräsentantenhaus) sowie die ranghöchsten Mitglieder des Geheimdienstes.
Statement from Chairman @RepMikeTurner: pic.twitter.com/OA9yJuEPlf
— House Intelligence Committee (@HouseIntel) February 14, 2024
Sullivan sagte, dass sich das Weiße Haus zudem auf kreativere und strategischere Weise „als jede andere US-Regierung in der Geschichte” mit der Freigabe von Geheimdienstinformationen im nationalen Interesse der Vereinigten Staaten befasst habe. „Es gibt unsererseits also definitiv keinen Unwillen, dies (gemeint ist die Freigabe aller Informationen) zu tun.”
Mittlerweile ist durchgesickert, dass mit den „destabilisierenden ausländischen militärischen Fähigkeiten” Vorbereitungen Russlands zur Stationierung von nuklearen Anti-Satellitenwaffen im Weltall gemeint sind.
Im „Vertrag über die Grundsätze zur Regelung der Tätigkeiten von Staaten bei der Erforschung und Nutzung des Weltraums einschließlich des Mondes und anderer Himmelskörper“ (kurz „Weltraumvertrag“) von 1967 verpflichteten sich alle Vertragsstaaten unter anderem „keine Gegenstände, die Kernwaffen oder andere Massenvernichtungswaffen tragen, in eine Erdumlaufbahn zu bringen und weder Himmelskörper mit derartigen Waffen zu bestücken noch solche Waffen im Weltraum zu stationieren”.
Russland scheint sich daran nun nicht mehr halten zu wollen, was in den USA wohl nicht nur Kritik zur Folge haben wird – es wäre dann auch mit Gegenmaßnahmen zu rechnen. Die beiden Satelliten (Objekt A und Objekt B), die von Cosmos-2575 ins All gebracht wurden, umkreisen die Erdein einem niedrigen Orbit (350 x 360 Kilometer) und einer sehr hohen Bahnneigung von nahezu 97 Grad alle 92 Minuten.