Die Ukrainer nennen sie „Sukork” (Zuckerwürfel). Ihr Erfinder Dmytro Selin, ein Ukrainer, der schon lange in London lebt, nennt die „Candy” und gibt man „Цукорок” in Google ein, bekommt man Bilder von Pralinenschachteln zu sehen. In Deutschland würde man sie wohl als „Bonbons” bezeichnen, in Wien einfach nur „Zuckerl”. Die Rede ist von einem kleinen Gerät für ukrainische Soldaten, mit dem sich Drohnen aufspüren lassen.
Die Nachfrage nach den Geräten ist seit ihrer Erfindung nicht zu decken. Die Wartezeit ab Bestellung bis Lieferung dauerte bislang mehrere Monate. Nun gibt es Hoffnung, dass es der Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) gelungen ist, durch Einbindung weiterer Hersteller, die Produktion zu steigern.
„Sukork” ist ein Mittel der funkelektronischen Aufklärung. Es warnt die ukrainischen Soldaten vor russischen Drohnen. Es sendet nichts, es empfängt nur und verrät daher nicht die Position des Trägers. Es ist klein, leicht, billig und sehr einfach zu bedienen.
Es analysiert die empfangenen Signale, identifiziert die Type und je nach Signalstärke warnt es unterschiedlich oft durch Vibration und wenn gewünscht auch per Warnton. Ein schwaches Signal erzeugt eine Warnung, ein mittleres zwei, ein starkes drei.
„Sukork” erkennt alle wichtigen russischen Drohnen. Damit es das kann, muss die Firmware im Gerät regelmäßig aktualisiert werden. Das geht, weil es einfach sein muss nicht nur über PC, sondern auch per Mobiltelefon mit einem USB-Kabel.
Und hier kommen dann die Experten für elektronische Kriegsführung ins Spiel. Diese liefern die Daten, unter anderem die aktuell in Verwendung stehenden Frequenzen der russischen Drohnen. Die Signale haben aber noch weitere Parameter anhand deren sie eindeutig einer Drohnentype zugeordnet werden können.
Nur so ist „Sukork” auch in der Lage auf dem kleinen Bildschirm eine Identifikation der Bedrohung anzuzeigen. Das Gerät scannt gleichzeitig drei Frequenzbereiche. Die Standardbereiche sind 865–885, 895–928, 970–1020 MHz. Eine 18650-Batterie verorgt das Gerät 12 bis 20 Stunden mit Strom.
„Sukork” erkennt die geläufigen russischen Aufklärungsdrohnen und zeigt dem Benutzer einen Kennbuchstaben an: Z für Zala, E für Eleron, O für Orlan, Sc für Supercam. Die gefährliche Kombination aus Aufklärer und Kamikaze Zala + Lancet wird als Zl angezeigt. Eine Solo-Lancet als La. Die gefürchteten FPV Drohnen als FPV. Ist die Identifikation nicht eindeutig, sondern nur ähnlich, wird ein Fragezeichen mit angezeigt. Das Display liefert auch einen Wert für die Signalstärke und ermöglicht so eine grobe Entfernungsabschätzung.
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Das Gerät lässt sich auch mit einer Richtantenne in einem Tracking-Modus betreiben und ermöglicht so eine ungefähre Peilung der Signalquelle.
Die erste Version des „Zuckerls” kostete 2.400 Griwna (rund 52 Euro), die zweite Version, genannt „Vanillezucker” (mit zwei Antennen) 3.000 Griwna (65 Euro). Und das ist noch nicht das Ende, das Entwicklungsziel ist ein günstiger All-in-One-Detektor im Taschenformat für den einfachen Soldaten.
Die Befehle für die ukrainischen Soldaten bei Drohnenangriffen sind übrigens eindeutig. Bei Drohnengefahr zählt das Leben und die Gesundheit der Soldaten mehr als das Gerät. Es ist somit keine Feigheit sich in Sicherheit zu bringen, wenn eine Drohnenabwehr nicht rechtzeitig gelingt.
Es ist die Lehre und die Ökonomie des nunmehr seit mehr als 900 Tagen andauernden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Ausrüstung kann repariert oder ersetzt werden. Dem gegenüber hat das Überleben von Soldaten einen sehr viel höheren Stellenwert.
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