Immer wieder gelang es Russland zuletzt mit Aufklärungsdrohnen im Funkstille-Modus unauffällig über die Frontlinie tief ins ukrainische Hinterland (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) einzudringen. Erkannt wird das meistens zu spät, nämlich dann, wenn die russische Langstrecken-Raketenartillerie weit hinter der Front Hochwertziele punktgenau trifft.
Die Sorge, dass sich diese vereinzelten, aber doch regelmäßigen Vorfälle zu einem strategischen Vorteil der Russen entwickeln, ist auf ukrainischer Seite hoch und dementsprechend intensiv sind die laufenden Maßnahmen, um die Geheimnisse der russischen Drohnennavigation zu lüften.
Das Problem aus ukrainischer Sicht: Die Drohnen werden nicht mit Funk geführt, zudem sind vor Ort praktisch alle Satellitennavigationsfrequenzen gestört. Und zwar primär von den Russen selbst, in der Hoffnung, dadurch die Funktion der an die Ukraine gelieferten westlichen Waffensysteme negativ zu beeinflussen.
Die russische Armee betreibt primär drei Typen von Aufklärungsdrohnen: Die als veraltet geltende, mit Benzin betriebene Orlan-10 und deren größere Version Orlan-30, die elektrische Zala 421-16 des russischen Klaschnikow-Konzerns sowie die ebenfalls von einem Elektromotor angetriebene Supercam S-350.
Alleine die Produktion der Orlan wurde gegenüber dem Vorkriegsniveau um das 53-fache gesteigert.
Die grobe Positionierung der Drohne erfolgt via der althergebrachten Technik der Funknavigation. Mindestens zwei, eventuell auch mehr Sender übermitteln Signale.
Mithilfe der Signallaufzeiten und einer Triangulation ergibt sich so eine grobe Position, etwa in der Größenordnung eines Quadratkilometers. Den Rest erledigt die Drohne selbst. Auf einem Foto der eigenen Aufklärungskamera werden Referenzpunkte auf dieser Fläche bestimmt, die in Form von Geländekarten im Speicher der Drohne abgelegt sind.
Auf diese Art kann die Drohne mit vergleichsweise geringem Rechen- und Energieaufwand sehr exakt ihre Position bestimmen. Sie muss nicht hunderte Quadratkilometer nach Referenzpunkten durchforsten, sondern nur einen. Beide Eigenschaften sind für Drohnen generell von Vorteil, für Russland essenziell.
Generell sind dem Energievorrat einer Drohne enge Grenzen gesetzt. Und punkto Rechenleistung stehen besonders im Krieg die Fragen „Preis”, „Leistung” und „Verfügbarkeit” im Vordergrund.
Aktuell kann Russland mehr Aufklärungsdrohnen produzieren als die Ukraine über geeignete Flugabwehrraketen verfügt. Denn den Streckenflug über die Front ins Hinterland absolvieren die Drohnen in großer Höhe.
Sie können dort oben mit bloßem Auge nicht mehr gesehen und mit den preiswerten schultergestützen Fliegerabwehrraketen (MANPADS) nicht bekämpft werden.