Die dänische Armee beteiligte sich ab 1947 in Form der dänischen „Deutschland-Brigade” an der alliierten Besatzung Deutschlands. Erst elf Jahre später wurde die Stationierung mit der feierlichen Übergabe der Kaserne von Itzehoe an die Bundeswehr beendet.

Während die Sowjetunion keinerlei Schwierigkeiten hatte, nach Kriegsende 1945 zahlenmäßig starke Besatzungstruppen in ihren Besatzungszonen in Deutschland und Österreich beziehungsweise in ganz Osteuropa zu belassen, sah die Lage bei den Westmächten schon ganz anders aus. Die jeweiligen politischen Führungen konnten es sich nicht leisten, die hauptsächlich aus Wehrpflichtigen bestehenden Truppenverbände für bloße Besatzungsaufgaben in Deutschland zu belassen, die Soldaten wollten heim, und die Innenpolitik ließ nichts anderes als eine (soweit möglich) Heimkehr der Soldaten zu.

Dem aufkeimenden Personalmangel behalfen sich die Briten dadurch, dass Besatzungsmissionen in ihrer Zone alliierten Truppenverbänden aus anderen Nationen übertragen wurden, die teilweise schon im Rahmen der 21st Army Group mitgekämpft hatten.

Auch Norwegen und Dänemark, deren Streitkräfte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs völlig neu aufgebaut werden mussten, beteiligten sich an den Besatzungsaufgaben. Beide nordischen Länder verfolgten damit auch die Absicht, in enger Kooperation mit den Briten ihre Truppenverbände auf einen besseren Ausbildungsstand zu bringen. Die Ausrüstung beider Besatzungskontingente (jeweils ungefähr brigadestark) war an das britische Vorbild angelehnt, wurde aber mit dem NATO-Beitritt beider Länder und verstärkt durch den Eindruck des Koreakrieges durch Zulauf von modernem US-Material zunehmend „amerikanisiert”.

Dänemarks Beteiligung an den Besatzungsaufgaben war aber auch stark politisch motiviert. Die dänische Regierung hatte sich schon kurz nach Kriegsende bei den Westalliierten um eine stärkere Einbeziehung Dänemarks bemüht. Hintergrund war die Tatsache, dass Dänemark, das im Zweiten Weltkrieg über keine Exilregierung verfügte und nominell nicht zu den Alliierten gehörte, nicht an der San Francisco Conference von April bis Juni 1945, die die UN-Gründung vorbereitete, teilnehmen konnte, aber unbedingt zu den Gründerstaaten der UNO gehören wollte. Verkompliziert wurde die Lage Dänemarks außerdem durch die Tatsache, dass die dänische Ostseeinsel Bornholm seit dem 9. Mai 1945 unter sowjetischer Besatzung stand (die Sowjets zogen erst im April 1946 ab).

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Dänische Truppen mit Fordson-LKW, die Uniform des Militärpolizisten ist noch sehr an der Vorkriegsuniform orientiert.

Im Herbst 1948 wurden die alliierten Streitkräfte in Norddeutschland reorganisiert, die norwegische Brigade, die bislang in der Region zwischen Weser und Harz gestanden hatte, verlegte nach Schleswig-Holstein. Eines ihrer Infanteriebataillone kam nach Itzehoe, wo von 1945 bis 1949 britische Truppen stationiert gewesen waren, gefolgt von einem kurzen Gastspiel norwegischer Verbände.

Die seit Juni 1947 in Niedersachsen (Raum Jever, Aurich, Varel) befindlichen dänischen Besatzungstruppen (Den Danske Brigade) mit dem Hauptquartier im ostfriesischen Upjever waren am 7. Oktober 1949 unter dem Kommando von Oberst Bjerregaard reorganisiert worden. Wenige Wochen später begann die Verlegung nach Itzehoe, wo als erste Einheit die 2. Kompagni, 19.. Bataljon Infanteri unter dem Befehl von Hauptmann Mathisson am 1. November eintraf. Am gleichen Tage noch erfolgte eine Übergabezeremonie, dänische Truppen nahmen nun wieder offiziell von einer Garnison Besitz, die sie anno 1863 verlassen hatten. Bis zum Jahreswechsel trafen noch zwei weitere dänische Kompanien ein, eine Infanteriekompanie und eine Pionierkompanie.

Im Jänner 1951 wurden die Dänen Bestandteil der ständigen NATO-Präsenz in Norddeutschland, „Allied Land Forces Schleswig-Holstein (ALF SH)”. Deren Oberbefehl lag beim Kommandeur der norwegischen Brigade.

Bis 1952 wuchs die dänische Präsenz zur Brigadestärke auf. Neben dem Brigadestab bestand die Brigade aus dem 9. Infanterieregiment mit drei Bataillonen, dem 4. Feldartillerieregiment, einer Flugabwehrbatterie, einem Pionierbataillon, einem Fernmeldebataillon, Militärpolizei und Logistikeinheiten. Für besondere Schlagkraft sorgte eine verstärkte Panzeraufklärerkompanie der Jütlanddragoner, die zum Teil mit dem Staghound Mk III ausgerüstet war. Die Gesamtstärke belief sich auf 4.200 Mann.

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Dänische Soldaten mit einem Bren-Carrier.

Durch die Verlegung der dänischen und norwegischen Einheiten nach Schleswig-Holstein konnten die britischen Truppen in Norddeutschland neu disloziert werden, die meisten Einheiten verließen Schleswig-Holstein. Aufgrund der relativ schwachen Ausstattung der dänischen und norwegischen Truppen mit Panzern und Panzerspähwagen übernahmen die britischen Streitkräfte weiterhin die Unterstützung mit Panzeraufklärern durch ein Armoured Car Regiment, das in Neumünster verblieb.

Ab Mitte 1952 wurde die Brigade auf eine Stärke von 1.500 Mann reduziert und in „The Danish Command” umbenannt. Die Verteidigungsplanungen sahen vor, dass die Dänen und Norweger die Halbinsel Jütland gegen einen feindlichen Vorstoß von Süden am Nordostseekanal verteidigen sollten, wobei den Dänen der westliche, den Norwegern der östliche Sektor zugewiesen war.

Die NATO-Pläne für den V-Fall sahen drei Verteidigungslinien vor: wie erwähnt am Nord-Ostsee-Kanal, dann bei Apenrade und schließlich hinter dem Limfjord in Nordjütland.

Mit dem Abzug der Norweger aus Schleswig-Holstein 1953 ging das Kommando der ALF SH (Hauptquartier in Rendsburg) an den dänischen Kommandeur über.

Ein Problem war von Anfang an der Fahrzeugbestand. Fast alle Fahrzeuge waren von der britisch/kanadischen 21st Army Group als Surplus übernommen worden. Die Auslegung der meisten Fahrzeuge als Rechtslenker war weder für die norddeutschen noch für die dänischen Straßenverhältnisse optimal. Außerdem hatten (ungleich den in der 21st Army Group in Brigadestärke vertretenen Belgiern und Niederländern) keine dänischen Heereseinheiten im Zweiten Weltkrieg unter britischem Kommando gekämpft. Mit der – wenngleich billigen – Übernahme britischen Armeematerials ging auch die Notwendigkeit einer gründlichen Ausbildung einher, bei der nicht auf Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs zurückgegriffen werden konnte. In einigen Fällen mussten sich die dänischen Streitkräfte auch mit der zweiten Wahl begnügen – ein Beispiel dafür ist die Verwendung des Austin Light Utility Cars.

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Der dänische König Frederik bei einem Truppenbesuch in Deutschland.

Dänemark erwarb für seine Land- und Luftstreitkräfte (erst ab 1951 war die Luftwaffe eine eigenständige Teilstreitkraft) in den Jahren 1946 und 1947 rund 300 Light Utility Cars (zumeist vom Typ Austin Light Utility Car) von den britischen Besatzungstruppen in Deutschland. Eigentlich hatte man Jeeps gewollt, die mochten die Briten aber lieber behalten und lieferten stattdessen „Tillys”, zum Teil waren die Fahrzeuge in sehr schlechtem technischen Zustand. Bei einer Generalinspektion des Fahrzeugbestands 1949/50 waren noch 277 Light Utility Cars im Bestand. Als man bei einem zivilen Händler (!) 100 Willys Jeeps ankaufen konnte, gingen die Tage der Light Utility Cars bei den dänischen Streitkräften langsam zu Ende.

Am 25. März 1958 beendeten die dänische Truppen mit der feierlichen Übergabe der Kaserne von Itzehoe an die Bundeswehr ihre Stationierungszeit in Schleswig-Holstein. Insgesamt wurden von 1947 bis 1958 rund 45.000 dänische Soldaten im Rahmen von „Tysklandsbrigaden” in Deutschland eingesetzt.

Bei ihrem Abzug war die Infanteriebewaffnung schon weitgehend „amerikanisiert”, Garand-Gewehre und Browning-MGs hatten britisches Material ersetzt (damit war auch eine Kaliberbereinigung einhergegangen). Bei den Fahrzeugen war das Bild uneinheitlich. Der Spähwagen Staghound Mk III (mit dem Turm des Kampfpanzers Crusader Mk III, bewaffnet mit der QF 6-pounder Pak) von dem 14 Stück für die dänische Armee beschafft worden waren, blieb bis 1953 im aktiven Dienst, bis 1960 wurde er noch in Depots vorgehalten.

Der Humber Armoured Car, von dem nach Kriegsende 71 Stück von der britischen Armee in Deutschland übernommen worden waren, wurde 1953 ausgemustert. Der Humber Scout Car (99 Stück von der britischen Armee in Deutschland übernommen) verschwand 1960 aus dem Dienst der dänischen Armee.

Der C15T aus kanadischer Produktion blieb lange (bis Ende der 1960er-Jahre) im Inventar des dänischen Heeres, hier trug er die offizielle Bezeichnung Pansret Mandskabsvogn (PMV) 4×4. Geläufiger ist die inoffizielle Bezeichnung „Mosegris”. Einige Exemplare gelangten später in den Bestand der dänische Polizei, die sie zum Schutz des Flughafens von Kopenhagen einsetzte.

@Archiv Brian Brodersen
Dänische Soldaten vor einem Nachtclub, links ein Stabswagen (Ford V8).

Mit dem NATO-Eintritt hatte sich Dänemark für das Mutual Defense Assistance Programm (MDAP) qualifiziert, das einen Zulauf amerikanisch finanzierten Rüstungsmaterials sicherstellte. So kam Dänemark 1952 in den Besitz von acht modernisierten Sherman-Kampfpanzern, 1953 begann der Zulauf von insgesamt 67 Chaffee-Panzern, die bei den Aufklärereinheiten die alten britischen Armoured Cars ersetzten.

Die Pointe der Geschichte ist, dass es der amerikanische Steuerzahler war, der eine Renaissance des britischen Wehrmaterials in dänischen Diensten ermöglichte. Über MDAP wurde der Ankauf der ersten britischen Centurion-Kampfpanzer finanziert, eines Typs, der lange Jahre das Rückgrat der dänischen Panzer- und Panzerjägereinheiten bilden sollte.

Lange Zeit im Dunkeln blieben Pläne des dänischen Oberkommandos, im Kriegsfall die dänische Minderheit in Schleswig nach Norden zu evakuieren. Man hielt unter dem Eindruck des Koreakrieges einen sowjetischen Vorstoß Richtung Jütland für denkbar und wollte die Einwohner von Hamburg und Lübeck nach Dithmarschen evakuieren, die dänische Minderheit in Schleswig per Schiff nach Fünen und Nordjütland.

Quelle@Archiv Brian Brodersen, Archiv