Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) lud zu den Rheinmetall Mobility Days – und Militär Aktuell war dabei. In einem Offroad-Park wurden neben dem neuen Lkw TGS-Mil Protected auch ein automatisiert fahrender HX 8×8 und das UGV Mission Master CXT vorgestellt. Auch ein Werksbesuch bei RMMV Liesing durfte nicht fehlen.

Vor internationalem Publikum zeigten in einem Offroad-Gelände nahe Wien die Rheinmetall-Fahrer, was in den Maschinen steckt. Mit dabei waren unter anderem Fahrzeuge, die wir schon vergangenes Jahr bei den RMMV Rheinmetall Recovery Days im Einsatz sehen durften (wir berichteten in Militär Aktuell 03/2024), wie ein HX 8×8 Bergefahrzeug und ein HX 6×6. Auch ein MAN 14.280 vom Österreichischen Bundesheer mit San-Aufbau für den Patentiententransport war dabei.

Bergung mit HX 8×8

Bei einem der gezeigten HX 8×8 handelte es sich um jene Ausführung, die derzeit in Produktion für die kanadische Armee ist. Mit einem Miller-Aufbau, Winden von Rotzler und einer Fernsteuerung, die eine vollständige Kontrolle über das Fahrzeug erlaubt, wurden wieder die beeindruckenden Leistungen der RMMV-Bergefahrzeuge deutlich. Zu Anschauungszwecken wurde ein Vierachser mit Beladung über die Steuerkonsole via Knopfbedienung und Joystick angehoben.

TGS-Mil Protected

Eines der Highlights der RMMV Rheinmetall Mobility Days war die erstmalige Präsentation des neuen geschützten Lastkraftwagen TGS-Mil Protected (-> Wir berichteten zuerst hier mit allen Details zum Fahrzeug). Im Offroad-Gelände stand ein 6×6 Vorführmodell mit der markanten Front. In Zukunft ist auch eine Ausführung in 8×8 vorgesehen. Die Kabine ist nach dem NATO-Standard STANAG 4569 geschützt. Ab 2027 ist mit der Auslieferung des TGS-Mil Protected zu rechnen.

Automatisiertes Fahren

Im statischen Display konnten wir bei den Rheinmetall Recovery Days bereits das „White Pony” (44M-191A) kennenlernen. In diesem Jahr fuhren wir schon im 8×8-Lkw mit. Das Besondere: Das Fahrzeug fuhr anhand der vom Leitfahrzeug übermittelten Daten ohne Eingriff des Fahrpersonals durch sehr anspruchsvolles Gelände. Möglich ist dies durch ein Zusammenspiel von den sogenannten A- und B-Kits.

©Militär Aktuell

Das A-Kit („autonomy Kit”) ist in den Leit- und Folgefahrzeugen verbaut und sammelt zahlreiche Daten. Metaphorisch gesprochen entspricht es den „Augen”, wie uns die Entwickler von Rheinmetall vor Ort erklärten. Das B-Kit, das, um im Bild zu bleiben, dem „Gehirn” und den „Muskeln” entspricht, wandelt die Daten um und ermittelt beispielsweise die genaue Stärke der Bremswirkung. A- und B-Kit ergeben zusammen den „digitalen Fahrer”.

Das kurz- und mittelfristige Ziel ist es nicht, damit den menschlichen Fahrer zu ersetzen. Im Falle einer Kolonnen-Fahrt ist weiterhin ein bemanntes Führungsfahrzeug für die Aufklärung und Beurteilung der Strecke entscheidend. Auch die Folgefahrzeuge sind noch mit Richtschützen und Kommandanten besetzt, die jederzeit in das Fahr-System eingreifen können. Weiters kann durch Personal in bestimmten Passagen der „mimic mode” aktiviert werden, bei dem das Folgefahrzeug die Fahrt des Leitfahrzeuges vollständig ident übernimmt. Langfristig ist aber schon die Reduzierung des Personals ein Ziel dieses Entwicklungsweges.

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Neben der Steuerung über ein Leitfahrzeug sowie über von außen eingespeiste GPS-Daten ist auch die nicht minder beeindruckende „Teleoperation” des Fahrzeuges möglich. Vorgeführt wurde uns die Steuerung des Lkws sowie ein vollständiger Lade- und Entladevorgang durch den Fahrer, der sich durchwegs im stationären Betrieb im Zelt befand. Gesteuert wurde via Lenkrad, Pedale und weiteren Tablet. Die Bildschirme zeigten dem Fahrer all das, was ein Fahrer in einer Fahrkabine sieht. Auch mobile Steuerungen, beispielsweise aus einem anderen Lkw, sind so möglich, erfahren wir im Gespräch. Die Entfernung der Steuerung ist abhängig von der gewählten Funkfrequenz, die der Auftraggeber wählt.

Die Teleoperation eines Lkws von Rheinmetall. ©Militär Aktuell/Bendl
Vorführung der Teleoperation eines Lkws von RMMV.

Ende der 2020er-Jahre sollen diese automatisierten und sogar autonomen Fahrfunktionen in den Fahrzeugen integriert werden können. Die Installation ist auch als „Retrofit” für HX2-Modelle vorgesehen.

Mission Master CXT und Drohnenerkennung

Gemeinsam mit den kanadischen Kollegen entwickelte RMMV ein vielseitiges UGV (Uncrewed Ground Vehicle), dessen Leistungen ebenfalls im Offroad-Park gezeigt wurden: der Mission Master CXT.

Gesteuert wird das vielseitige „Tragetier” – die Nutzlastkapazität beträgt 1.000 Kilogramm – aufgesessen, ferngesteuert oder auch im „Follow-Me-Mode”. Letzterer ist besonders beeindruckend: Die Fahrgeschwindigkeit wird an den vorangehende oder -laufende Fahrzeug-Kommandanten angepasst. Der Mission Master CXT besticht auch durch eine hohe Wendigkeit. Steuerbar ist das UGV auf etwa 600 bis 700 Meter.

Drohnenerkennung made by Rheinmetall. ©Militär Aktuell/Bendl
Drohnenerkennung made by Rheinmetall.

Nicht unerwähnt sollte auch ein Rheinmetall-Prototyp zur Drohnenerkennung bleiben. Das Prinzip ist einfach: Gesetzt wird auf günstige Elektronik und bewährte Bauteile; der wirkliche Mehrwert entsteht erst durch die hochentwickelte KI, an der laufend gearbeitet wird. Zivile und militärische Partner arbeiten hierfür zusammen.

Werksbesuch

Im Rahmen der Rheinmetall Mobility Days bekamen wir außerdem wieder die Gelegenheit, das RMMV-Werk in Wien Liesing zu besuchen. Seit dem Besuch im vergangenen Jahr im Zuge der Rheinmetall Recovery Days hat sich einiges in den Fabrikshallen getan. RMMV produziert im Werk in Liesing 2.000 bis 3.000 Fahrzeuge im Jahr. Durch laufende Verbesserungen in den Arbeitsprozessen wird eine Erhöhung auf über 4.000 Fahrzeuge angepeilt.

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Bei kurzfristiger Erhöhung der Aufträge ist bereits die Integrierung weiterer Facharbeiter in das System vorgesehen. Neu ist außerdem, dass hier keine zivilen Fahrzeuge mehr produziert werden. Fokussiert wird in Liesing also nur noch auf die militarisierten Lastkraftfahrzeuge und die rein militärischen Lkws, beispielsweise jene der HX-Reihe.

Hier geht es zu weiteren Berichten rund um Rheinmetall Defence (international), hier zu weiteren Berichten rund um Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV).

Quelle©Militär Aktuell/Bendl