Portugal hatte 1956 aus kanadischen Beständen zu einem günstigen Preis 90 leichte Panzer M5-Stuart erworben, Fahrzeuge, die schon zur Zeit ihrer Produktion taktisch veraltet waren. Nicht nur dieser Kauf sorgte für Kuriositäten bei der portugiesischen Kolonialarmee in Afrika, auch eine Vielzahl an unterschiedlichen Waffensystemen trug dazu bei.

Im Jahre 1967 waren noch zwei M5-Stuarts im Bestand des „Regimento de Cavalaria 6”, drei im Bestand der Kriegsakademie, 20 im Bestand der „Guarda Nacional Republicana” und 65 befanden sich im Depot von Beirolas. Von letzteren waren noch 13 einsatzfähig, man wählte die besten sieben aus für einen Einsatz in Übersee. Letztlich wurden aber nur drei überholt und 1967 nach Angola verschifft. Sie operierten im Rahmen eines mechanisierten Kavalleriebataillons („Batalhão de Cavalaria 1927”) unter dem Kommando von Major João Mendes Paulo von Nambuangongo aus. Die Fahrzeuge hatten SCR 528 Funkgeräte, mit denen nicht nur der Kontakt zur Basis gehalten werden konnte, sondern auch zu den F84 der Luftwaffe – second-hand aus Belgien erworben.

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1967 wurden „Gina”, „Licas” und „Milocas” nach Angola verschifft.

Die in Portugal als „Carro de Combate ligeiro” bezeichneten Stuarts waren schon mehr als betagt, liefen aber zuverlässig. Man nannte sie „Gina”, „Licas” und „Milocas”. Sie wurden im Norden Angolas sehr erfolgreich gegen die Aufständischen der FNLA eingesetzt, die die drei alten Kampfmaschinen „Elefante Dundum” nannten. Die FNLA ist eine 1957 gegründete politische Partei, die für die Unabhängigkeit Angolas von Portugal kämpfte. Zumeist wurden die Stuarts zur Konvoisicherung verwendet, aber auch zu offensiven Aktionen gegen Stellungen der Guerrilagruppe FNLA.

Auch andere Teile des portugiesischen Fuhrparks im Kolonialkrieg von 1961 bis 1974 waren das, was der Engländer humorvoll „antiques roadshow” nennt. Aus kanadischem Bestand hatte Portugal beispielsweise neben den Stuarts auch C15T (teilgepanzerte Lastwagen) und Fox Armoured Cars erworben, die aus ehemals britischen Beständen stammenden Humber Armoured Cars liefen nur im Mutterland und in der Kolonie Goa auf dem indischen Subkontinent. Daneben gab es noch eine Reihe britischer Daimler Scout Cars (Autometralhadora Daimler), die man nach eigenen Bedürfnissen umbaute.

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Alouette-III-Helikopter kamen für die portugiesische Luftwaffe in Angola zum Einsatz.

Die bei den Kämpfen auf dem ausgedehnten und stark bewaldeten Kriegsschauplatz ausgesprochen wichtigen Luftstreitkräfte verfügten über größtenteils veraltetes Material, so neben den erwähnten F84F-Thunderjets noch über die PV-2 Harpoons: 42 im Jahre 1954 erworbene Weltkriegsveteranen (eigentlich zur Schiffsbekämpfung), von denen eine Staffel in Angola, zwei weitere in Mosambik stationiert wurden. Die in Flugrichtung montierten fünf Maschinengewehre Kaliber .50 waren zur Infanteriebekämpfung recht wirkungsvoll. Der Zulauf von sieben der in der Partisanenbekämpfung hocheffektiven A-26-Invader-Bomber auf verschlungenen Wegen aus den USA wirkte sich ganz beträchtlich aus. Flugzeugkäufe in Frankreich, Rhodesien und Südafrika – darunter die Alouette-III-Helikopter – verstärkten das portugiesische Arsenal.

Bei den Infanteriewaffen sah das Bild ähnlich buntscheckig aus. Der Großteil der Waffen und Geräte, über die die portugiesischen Truppen zu Beginn des Kolonialkrieges 1961 verfügten, war veraltet. Eine Vielzahl von Modellen mit wenig Einheitlichkeit bestimmte das Bild, selbst wenn man die von der Armee und der Sicherheitspolizei PIDE geführten paramilitärischen Einheiten sowie die Selbstschutzverbände der portugiesischen Siedler außer Acht lässt und die Betrachtung rein auf die regulären Streitkräfte konzentriert.

In den Vorkriegsjahren war die Beschaffung von Wehrmaterial durch knappe finanzielle Mittel, Inkompetenz und Korruption der Beschaffungsbehörden geprägt. Dazu kam, dass man sich auf der Seite Portugals im Zuge der Unterstützung der Nationalisten im Spanischen Bürgerkrieg politisch auf Deutschland und Italien zubewegte. Der traditionelle Verbündete Großbritannien war auch nicht in der Lage, alles zu den von den Portugiesen erhofften finanziellen Bedingungen liefern zu können.

Während des Zweiten Weltkrieges und unmittelbar danach traten Großbritannien, Kanada und die USA als Lieferanten wieder stärker in Erscheinung. Das NATO-Gründungsmitglied Portugal unterhielt die in NATO-Verpflichtungen eingebundenen Streitkräfte im Mutterland, die dem Verteidigungsministerium unterstanden. Die Kräfte in Übersee („Ultramar”) waren administrativ dem Kolonialministerium unterstellt, dieser unhaltbare Zustand wurde erst wenige Jahre vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten auf dem afrikanischen Kontinent beseitigt.

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Die Infanteriebewaffnung der portugiesischen Afrikastreitkräfte war relativ alt, es zeigte sich eine Typenvielfalt und – noch schlimmer – eine mangelnde Standardisierung bei der verwendeten Munition. Das Standardgewehr war der dem deutschen Mauserkarabiner 98k sehr ähnliche Karabiner 1937 (m/937 in portugiesischer Nomenklatur). Verwendete Pistole war die Luger Parabellum (m/943).

Die Standard-Maschinenpistole war die Steyr MP 34 (m/938 beziehungsweise m/942). 1935 hatte Portugal bei den Steyr-Werken eine kleinere Anzahl MP 34 im Kaliber .45 ACP gekauft und sie als m/935 eingeführt. 1938 kamen Waffen im Kaliber 7,65 Luger hinzu, die als Modell m/938 eingeführt wurden. 1941 und 1942 erfolgten weitere Waffenkäufe: diesmal MP 34 im Kaliber 9×19.

Später trat die portugiesische Eigenentwicklung FPB (m/948) hinzu. Diese ab 1938 entwickelte Waffe wurde von 1948 bis 1955 gefertigt, schoss nur Dauerfeuer und war zur Aufnahme eines Bajonetts vorgesehen. Die Nachfolgemodelle (m/963 und m/976) schossen wahlweise Dauer- oder Einzelfeuer und wurden bis 1980 weiterproduziert.

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Gleich in den ersten Kriegsjahren in Afrika kam es zu einem umfangreichen Ankauf von leichten Infanteriewaffen in Belgien, Deutschland und den Niederlanden. Als Pistole neu eingeführt wurde die Walther P1 (m/961). Bei den Maschinenpistolen kamen die belgische Vigneron (m/961) und die in Deutschland in Lizenz produzierte Uzi (m/961) zur Einführung.

Als Standardgewehr begann das G3 (m/961) in portugiesischer Lizenzfertigung die alten Mauserkarabiner zu ersetzen, daneben wurden als Standardgewehre in zweiter Linie FN FAL (m/962) angekauft. Die sogenannten „Caçadores Especiais”, Eliteeinheiten leichter Infanterie, von denen seit 1960 vier Kompanien in Angola standen, favorisierten das FAL („Carabina automatica FN-FAL m/962”). Zumindest in den ersten Jahren des Einsatzes wurden aber auch noch die Mauserkarabiner 1937 („Carabina de culatra mauser m/937”) geführt.

Die zur Luftwaffe gehörenden Fallschirmjäger bekamen das in Lizenz beim niederländischen Staatsbetrieb „Artillerie-Inrichtingen” gefertigte AR-10 (auch .308), von dem Portugal 1959/60 1.200 Stück erwarb. Insgesamt soll Portugal über einen etwas längeren Zeitraum 1.556 AR-10 bezogen haben. Die an Portugal gelieferte Version galt als die beste der AR-10-Reihe und war bei den Soldaten sehr beliebt. Die Fallschirmjäger waren von der Waffe begeistert. Da die Produktion aber eingestellt wurde, blieben alle Versuche, sie auf lange Sicht in Dienst zu halten, aufgrund vom Ersatzteilmangel letztlich erfolglos. Das G3 löste die AR-10 ab.

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Das Madsen M 1940 fand bei den portugiesischen Truppen Verwendung.

Bei den Maschinengewehren dienten lange Zeit zwei LMGs als Gruppen-MG: erstens das schon recht betagte Madsen M 1940 und dann das Dreyse MG 13 (m/938), das 1938 zum Teil im Neuzustand aus Depotbeständen, zum Teil gebraucht aus Wehrmachtsbeständen angekauft worden war. Beide verschossen die alte deutsche Standardpatrone 8 x 57 IS.

Ebenfalls im Kaliber 8 x 57 und ebenfalls aus Deutschland kam das MG 42 (m/944), das während des Zweiten Weltkriegs in ausreichender Zahl beschafft worden war, um auf Kompanieebene als MG zur schweren Feuerunterstützung dienen zu können. Auf Bataillonsebene erfüllte diese Rolle das italienische MG Breda 37 im ungewöhnlichen Kaliber 8 x 59 (portugiesische Modellbezeichnung: m/938).

Später sollte das in Portugal in Lizenz gefertigte MG 42/59 im NATO-Standardkaliber .308 alle vorgenannten Modelle ersetzen und damit auch eine Kaliberbereinigung erfolgen, tatsächlich blieben die älteren Modelle oft weiter in Gebrauch. Das war auch notwendig, denn Portugal hatte 1961 nur rund 100.000 Mann unter Waffen – 79.000 beim Heer, 8.500 bei der Marine, 12.500 bei der Luftwaffe. 1974 waren es schon 217.000 Mann.

Auch leichte Maschinengewehre des Typs Heckler & Koch MG 21 (m/968) kamen zur Einführung, sie wurden in Portugal in Lizenz von der Fabrica do Braço de Prata (FBP heute INDEP) gefertigt. Zur Fliegerabwehr und als Fahrzeugbewaffnung diente unter anderem das überschwere Browning im Kaliber .50 (m/951). Zum portugiesischen Arsenal gehörten auch noch 500 im Jahre 1944 gelieferte MG 34, die als Modell m/944 eingeführt wurden, es ist aber unklar, ob sie in Angola verwendet wurden.

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Das AR-10 war vor allem bei den Fallschirmjägern äußerst beliebt.

Sicher ist, dass die Miliz noch Ende der 1960er-Jahre in Angola das alte Mauser-Modell 1904 beziehungsweise 1904/39 verwendete. Das erstgenannte Modell hatte das Kaliber 6,5 x 58, das letztere war ein Umbau auf 8 x 57 IS. Gerade der Aufbau der Miliz machte Ankäufe – besonders an leichten Infanteriewaffen – auf dem Weltmarkt notwendig. Während die regulären Heeresverstärkungen inklusive ihrer ordonnanzmäßigen Bewaffnung in Angola ankamen, wurden neu angekaufte Waffen nach Angola verschifft und dort an die Milizionäre ausgegeben. In Angola angeworbene schwarze Soldaten der regulären Streitkräfte erhielten in der Regel moderneres Material, während die Milizionäre sich zum Teil mit älteren Modellen begnügen mussten. Waffenkäufe wurden in großem Stil über die in den USA ansässige Firmengruppe International Armament Corporation (oder kurz: Interarmco) des Samuel Cummings abgewickelt beziehungsweise über deren europäische Tochterunternehmen. Dabei ging es neben Infanteriewaffen – darunter auch etliche MG 34 – auch um Großgerät wie einige bei der deutschen Luftwaffe ausgemusterten F84-Thunderjet-Jagdbomber, die nach Angola überführt wurden.

Die Infanteriewaffe, die charakteristisch für den heroischen Kampf der portugiesischen Truppen in Angola war, ist ohne Zweifel die „Lança Foguetes de 37mm para Tropas Terrestres”, ein portabler Raketenwerfer für 37-Millimeter-Raketen, die ursprünglich als Flugzeugbewaffnung vorgesehen waren. Diese Raketen vom Typ Matra Sneb wurden von Jagdbombern bündelweise gegen Bodenziele abgefeuert, ließen sich aber auch im Boden-Boden-Einsatz verwenden.

Die Waffe entstand 1962, als ein italienischer Journalist, Cesare Dante Vacchi, das „Batalhão de Caçadores 280” in Nordangola in den Kampfeinsatz begleitete. Vacchi war als Foto-Journalist von „Paris-Match” in Angola und als Angehöriger der Fremdenlegion in Algerien gewesen und hatte dort am Einsatz französischer Truppen gegen arabische Terroristen teilgenommen. Vacchi arbeitete inoffiziell als Instrukteur des im Juni 1962 ins Leben gerufenen und von Oberstleutnant Nave geleiteten CI 21 – Centro de Instrução de Contraguerrilha (Ausbildungszentrum für Guerillabekämpfung).

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Vacchi entwickelte einen Prototypen, der sich als gebrauchsfähig erwies. Die Portugiesen begannen, die Waffe in größeren Stückzahlen herzustellen und an die Truppen in Angola, später in Mosambik und in Guinea-Bissau auszugeben. Da die Waffe – die übrigens recht ungenau schoss – sehr viel leichter war, als die Bazookas aus US-Fertigung, war sie bei den Portugiesen populär. Es gab zwei Versionen: die erste, OGMA, war die zahlreichere Variante und wurde hauptsächlich von Heer und Luftwaffe benutzt. Die zweite war eine Marineversion, Armada 69, die sich aufgrund zerbrechlicher Kunststoffteile als nicht so haltbar erwies wie die erste Variante. Die Waffe blieb mindestens bis 1982 bei den Wachverbänden der portugiesischen Luftwaffe in Gebrauch. Der Abschuss war relativ leise, aber der Explosionsknall ohrenbetäubend und der psychologische Effekt auf den Gegner dementsprechend. Die maximale Reichweite der rund drei Kilo schweren Waffe betrug rund 2.300 Meter, allerdings konnte man Punktziele erst einigermaßen präzise bis auf 100 Meter bekämpfen. Zur Feuerkraft der portugiesischen Kolonialtruppen trugen auch von der Firma Instalaza in Spanien gefertigte Gewehrgranaten sowie Bazookas aus amerikanischer Fertigung bei.

Das Erscheinungsbild war geprägt durch die dem französischen Vorbild nachempfundenen Tarnanzüge (im sogenannten „Lizard”-Tarnmuster) und die ubiquitären Bigeard-Mützen Das hier erwähnte portugiesische Tarnmuster m/63 oder m/64 ist dem französischen sehr ähnlich, allerdings verlaufen die meisten Farbstreifen vertikal und nicht horizontal wie bei den Franzosen. Als Helme wurden das portugiesische Modell M40 und französische Modelle getragen, letztere vor allem bei den gepanzerten Einheiten.

Zurück zu Elefante Dundum: „Milocas” wurde durch ein Feuer 1969 (ohne Feindeinwirkung) zerstört, die anderen beiden Fahrzeuge wurden 1972 aus dem Frontdienst herausgenommen, „Licas” endete 1973 als Bunker auf dem portugiesischen Luftwaffenstützpunkt Zala. Über den Einsatz der drei Stuarts in Angola berichtet ein in Portugal vielbeachtetes Buch, eben „Elefante Dundum”.

Die Aufklärerschwadronen

Es gab drei mechanisierte Aufklärerschwadronen (Esquadroes de Reconhecimento) in der Stärke verstärkter Kompanien in Angola, dazu noch zwei unabhängige Aufklärerzüge (Pelotoes de Reconhecimento).

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Das Buch „Elefante Dundum” berichtet über den Einsatz der drei Stuarts in Angola.

Im Süden des Landes operierten drei berittene Aufklärerschwadronen. Ein mechanisiertes Aufklärerschwadron hatte drei Aufklärerzüge und eine Führungsgruppe. Ein Aufklärerzug wiederum hatte ein Führungselement (ein Lastwagen, normalerweise Unimog; ein Ferret Scout Car), eine Panzerwagengruppe (zwei EBR 75mm), eine Infanteriegruppe (ein oder zwei EBR-VTT), eine Mörsergruppe (Lastwagen, 81mm-Mörser) und eine Aufklärergruppe (vier Jeeps mit je drei Mann).

Nicht alle Aufklärerschwadronen waren so ausgerüstet, zum Teil agierten als Armoured Cars noch die alten Fox Armoured Cars (aus ehemals kanadischen Beständen) und als gepanzerter Transportwagen alte White M3 Scout Cars. Anstelle des Ferret wurde ein Daimler Scout Car verwendet.

Die Schwadronen wurden selten geschlossen eingesetzt, häufig wurden sie zugweise zur Konvoisicherung herangezogen. Die Pelotoes de Reconhecimento waren anders ausgestattet: hier fungierten Chaimite (in Portugal gefertigte Kopien des V-100 von Cadillac Gage) als Mannschaftstransporter und AML füllten die Rolle des Armoured Cars aus.

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