In den USA hat sich in Sachen Pressefreiheit rund um das Verteidigungsministerium Bemerkenswertes – manche sagen Bedenkliches – ereignet. Reporter von mehr als zwei Dutzend Nachrichtenagenturen und unabhängigen Defence-Journalisten, die bisher direkt aus dem Pentagon berichteten, haben am 14. und 15. Oktober ihre Schreibtische geräumt und ihre Presseausweise abgegeben.
Kartons mit Akten, Schildern und Kameraequipment wurden hinausgetragen, einige machten noch ein letztes Selfie vor dem berühmten Schild des Verteidigungsministeriums – ein symbolträchtiger Abschied.
Der frühere F-14-Waffensystemoffizier und spätere V-22-Pressesprecher Ward „Mooch” Carroll – mittlerweile selbst Journalist und von Militär Aktuell mehrfach zitiert – sprach dazu mit Brad Peniston, langjährigem Pentagon-Editor von Defense One. Ihr Youtube-Beitrag trägt den bezeichnenden Titel: „The Real Truth Behind the Pentagon Press Corps’ Massive Walkout.”
„Ein schwarzer Tag für die Pressefreiheit“
Auslöser des Eklats war eine 21-seitige Neufassung der Zugangsrichtlinien, die Verteidigungsminister Pete Hegseth am 6. Oktober veröffentlichte. Viele der teils seit Jahrzehnten akkreditierten Reporter weigerten sich, die neuen Bedingungen zu unterzeichnen.
Robert Burns, Associated Press-Korrespondent und Präsident der Pentagon Press Association, erklärte: „Heute hat das Verteidigungsministerium die Ausweise praktisch aller großen Medienvertreter eingezogen – ein schwarzer Tag für die Pressefreiheit und die Rechenschaftspflicht der Regierung.”
Das Pentagon verteidigt die Maßnahme als „gesunden Menschenverstand”. Reporter müssten sich weiterhin Sicherheitsüberprüfungen unterziehen, Metalldetektoren passieren und ihre Ausweise sichtbar tragen. Hegseth betonte auf X (vormals Twitter): „Der Zugang zum Pentagon ist ein Privileg, kein Recht. Die Presse läuft hier nicht mehr frei herum.”

„Leaks“ als Straftatbestand
Besonders umstritten ist eine Passage, die Journalistinnen und Journalisten verpflichtet, keine sogenannten „Leaks” von Pentagon-Mitarbeitern zu verfolgen – andernfalls droht eine Anzeige. Selbst nicht klassifizierte, aber „durchgesickerte” Informationen rund um die US-Streitkräfte gelten künftig als potenziell kriminell.
Wörtlich heißt es: „Jede Aufforderung an Mitarbeiter, geheime Informationen weiterzugeben, wird nicht als geschützte Aktivität angesehen. Reporter, die ein Sicherheitsrisiko darstellen, verlieren ihre Ausweise.”
Medien sollen zudem sensible Informationen vor Veröffentlichung mit der Pentagon-Pressestelle abstimmen – Kritiker sehen darin eine Form von Vorzensur.
Auch konservative Medien protestieren
Bemerkenswert: Selbst regierungsfreundliche Sender wie Fox News, Newsmax und The Daily Caller verweigerten ihre Zustimmung. Newsmax nannte die Vorgaben „unnötig und überzogen” und forderte eine Überprüfung.
Robert Burns warnte: „‚Leaks anfordern’ ist ein Codewort für die Kriminalisierung normaler journalistischer Arbeit. Eine freie Presse ist essenziell, um die Regierung zur Rechenschaft zu ziehen – gerade im Verteidigungsbereich.”
15 Reporter bleiben – fürs Erste
Rund 100 Journalistinnen und Journalisten gaben ihre Akkreditierung zurück, etwa 15 akzeptierten die neuen Regeln. Minister Hegseth und Präsident Donald Trump halten an der Reform fest. Pentagon-Sprecher Sean Parnell kommentierte auf X süffisant: „Die selbstgerechten Medien haben entschieden, sich selbst zu deportieren – sie werden nicht vermisst.”
The self-righteous media chose to self-deport from the Pentagon. That’s their right — but also their loss. They will not be missed.
The Department of War will make an announcement soon regarding the next generation of the Pentagon press corps.
Stay tuned. The best is yet to…
— Sean Parnell (@SeanParnellASW) October 16, 2025
Er kündigte an, bald die „nächste Generation” akkreditierter Reporter vorzustellen. Ein internes Dokument, das prompt an die Washington Post durchsickerte, zeigt: Die Auseinandersetzung zwischen Pentagon und Presse dürfte erst am Anfang stehen.
Hier geht es zu weiteren Berichten rund um die US-Streitkräfte.









