Zum 20-jährigen Jubiläum der NATO-Luftraumsicherung über dem Baltikum gibt es einen Ortswechsel: In den kommenden neun Monaten starten die Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 der Bundeswehr vom Militärflugplatz Lielvarde südöstlich der lettischen Hauptstadt Riga. Der Grund: Die bis jetzt genutzte Ämari Air Base in Estland muss saniert werden.
„Der lettische Fliegerhorst wies bereits einen guten Ausbaustandard für den Flugbetrieb auf, dennoch waren noch umfangreiche Vorarbeiten für die anstehende Verlegung notwendig, da es für eine bewaffnete Quick Reaction Alert (QRAQuick Reaction Alert) und ein entsprechendes Kontingent keine Infrastruktur gibt”, bilanziert der erste Kontingentführer Oberstleutnant Swen Jacob den Einsatz der Feldlagerbetriebskräfte in Lielvarde. Erstmalig baute die Luftwaffe eine Einsatzliegenschaft ohne externe Unterstützung aus anderen Bundeswehr-Teilstreitkräften auf freier Fläche auf. Gut ein Dutzend Angehörige des Objektschutzregimentes Luftwaffe „Friesland” aus Schortens waren dafür bei Schnee, Eis und teilweise minus 22 Grad seit Anfang Jänner vor Ort.
Vom Aufbaukommando zum Hauptkontingent
In Zusammenarbeit mit den örtlichen militärischen und zivilen Kräften errichteten die Feldlagerbetriebskräfte das Camp on Base inklusive der infrastrukturellen Anbindung. Der Kontingentführer, der zusammen mit dem Vorkommando vor wenigen Tagen in Lielvarde eintraf, zeigte sich sehr zufrieden mit dem Stand der Vorbereitungen: „Wir haben eine fantastische Unterstützung unserer Gastgeber, den lettischen Streitkräften, erhalten. Zudem hat unsere langjährige Host-Nation Estland in ganz erheblicher Weise unterstützt.”
Die Vielzahl der Container beherbergt nicht nur das für den Flugbetrieb notwendige Material, sondern auch Büros und sogar die Schlaf- und Aufenthaltsbereiche der Soldatinnen und Soldaten. Die bayerischen Eurofighter stehen – um sie vor den Witterungseinflüssen des zu Ende gehenden baltischen Winters zu schützen – in provisorischen Leichtbauhallen. Dies ist auch insofern wichtig, weil zwei der Jets nach Alarmierung, der sogenannten Alpha-Scramble, innerhalb von 15 Minuten bewaffnet in der Luft sein müssen, um unbekannte Luftfahrzeuge zumeist im internationalen Luftraum nahe des NATO-Gebietes zu identifizieren und gegebenenfalls zu begleiten. Keine Zeit also für Enteisungen. Fast täglich starten die Piloten aber auch zu Trainingsflügen.
Die Luftwaffe übernahm den Auftrag unter Führung des Combined Air Operations Centre Uedem, dem NATO Befehlsstand für das nördliche Europa, ab dem 1. März. Nach derzeitiger Planung sollen die Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 74 Anfang Dezember wieder nach Neuburg zurückverlegen.
Die drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen, an der NATO-Ostgrenze besitzen keine ausreichenden Luftstreitkräfte, um ihren und den NATO-Luftraum angemessen zu sichern. Deswegen übernahm die NATO im Jahr 2004 das Baltic Air Policing vom litauischen Šiauliai aus. Seit 2014, mit der Annexion der Krim, wurde die Mission um den Anteil Verstärkung Air Policing Baltikum an einem zweiten Standort erweitert. Die hierzu gehörigen Kampfflugzeuge unterschiedlicher und sich abwechselnder NATO-Nationen operieren – neben der Luftwaffenbasis Šiauliai – in der Regel zusätzlich von der estnischen Air Base in Ämari aus. Mit der lettischen Luftwaffenbasis Lielvarde verfügt die NATO zukünftig über eine weitere Stationierungsoption für Einsatzkontingente des NATO Baltic Air Policing
Hier geht es zu weiteren Berichten rund um die Bundeswehr.