Die allgemeine Wehrpflicht erfreut sich in Österreich wachsender Zustimmung. Laut einer aktuellen Erhebung des Gallup-Instituts sprechen sich mittlerweile 70 Prozent der Befragten für deren Beibehaltung aus – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als sich noch 65 Prozent dafür aussprachen.
Auch eine mögliche Verlängerung des derzeit sechsmonatigen Grundwehrdienstes findet Anklang: 51 Prozent befürworten eine Ausdehnung. Deutlich geringer fällt hingegen die Zustimmung zur Verlängerung des Zivildienstes aus, die nur 43 Prozent der Befragten als sinnvoll erachten.
Deutliche Altersunterschiede bei der Bewertung
Die Ergebnisse zeigen markante Unterschiede je nach Altersgruppe: Während sich 79 Prozent der über 50-Jährigen klar hinter die Wehrpflicht stellen, sind es bei den unter 30-Jährigen nur 59 Prozent. Auch bei der Frage nach einer möglichen Verlängerung des Grundwehrdienstes zeigen sich die Jüngeren zurückhaltender – lediglich 36 Prozent unterstützen diesen Vorschlag. Noch geringer ist ihre Zustimmung zur Ausweitung des Zivildienstes, die lediglich 32 Prozent der jüngeren Befragten befürworten.
Wehrdienst für Frauen weiterhin umstritten
Wenig Rückhalt findet nach wie vor die Einführung eines verpflichtenden Wehrdienstes für Frauen wie er zuletzt beispielsweise in Dänemark eingeführt wurde. Zwar ist die Zustimmung im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen – von 31 auf 34 Prozent – doch bleibt das Thema gesellschaftlich umstritten. Gleichzeitig ist der Anteil der Ablehnung gesunken (von 62 auf 54 Prozent), während mehr Befragte unentschlossen sind (12 Prozent, zuvor 7 Prozent).
Ein Blick auf die Geschlechter zeigt ein klares Bild: Nur rund 20 Prozent der Frauen sprechen sich für eine allgemeine Wehrpflicht auch für Frauen aus. Bei den Männern liegt die Zustimmung bei fast der Hälfte (49 Prozent). Besonders offen für das Thema zeigen sich Wähler der Grünen (52 Prozent) und der NEOS (48 Prozent).
Historisches Bewusstsein beeinflusst Haltung
Andrea Fronaschütz, Leiterin des Österreichischen Gallup-Instituts, führt die wachsende Bedeutung sicherheitspolitischer Themen auf ein gestiegenes öffentliches Interesse zurück. „Verteidigungsfragen sind wieder stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankert”, erklärt sie gegenüber der APA. Der Generationenunterschied sei dabei deutlich spürbar: Ältere Österreicher, die noch Erinnerungen an geopolitische Krisen wie den Kalten Krieg oder die Jugoslawienkonflikte haben, zeigen eine deutlich höhere Zustimmung zur Wehrpflicht als die jüngere Generation.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner sieht das Ergebnis der Umfrage in einem aktuellen Statement gegenüber der APA als Bestätigung, „dass sich die Arbeit lohnt, die umfassende Landesverteidigung wiederzubeleben”. Wichtig sei zudem zu verdeutlichen, „wie bedeutend die militärische Landesverteidigung und eine funktionierende nationale Streitkraft für Österreich sind”, nicht zuletzt wegen der weltweit geopolitischen Entwicklungen. „Die Wehrpflicht ist der Grundpfeiler unseres Bundesheeres und somit das Fundament unserer aller Sicherheit”, so Tanner.
Die Umfrage basiert auf dem Gallup-Stimmungsbarometer, einer Eigenstudie des Instituts. Befragt wurden 1.000 Personen ab 16 Jahren, die online erreichbar sind. Der Erhebungszeitraum lag zwischen dem 1. und 8. April.