Auf der IDET 2025 in Brünn wurde mit der MTS-Kamikazedrohne ein bemerkenswertes System präsentiert – autonom fliegend, modular aufgebaut und bereits im Einsatz in der Ukraine. Entwickelt von der LPP Holding, richtet sich das System an die Realität moderner Gefechtsfelder: elektronische Störzonen, GPS-Ausfälle, verzögerte Kommunikation.

Militär Aktuell sprach mit Martina Tauberova, Head of External Relations des Start-ups und frühere Vizehandelsministerin Tschechiens, über Entwicklung, Einsatz und die Lehren aus dem ukrainischen Frontbetrieb (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg).

©Militär AktuellFrau Tauberova, was genau ist das Besondere an der MTS-Drohne?
MTS ist ein autonom operierendes Loitering-System, das ohne Echtzeitverbindung oder GPS-Navigation auskommt. Zielauswahl, Flugroute und Timing werden vorab über eine spezielle Bodenkontrollsoftware programmiert. Die Drohne passt ihren Flug dann eigenständig an Gelände, Störsignale und Bedrohungen an.

Wie modular ist das System?
Wir bieten drei Größenklassen an – mit jeweils unterschiedlichem Antrieb und Einsatzzweck: Die MTS-5E ist elektrisch angetrieben, 5,5 Kilogramm schwer und ideal für kurze Einsätze an der Front. Die MTS-25C mit Verbrennungsmotor bringt bereits 25 Kilogramm auf die Waage und trägt bis zu 6 Kilogramm Sprengstoff und die MTS-40C ist unser stärkstes Modell mit 40 Kilogramm Gesamtgewicht, 12 Kilogramm Nutzlast und bis zu 230 km/h Höchstgeschwindigkeit. Wir entwickeln zudem eine Variante mit Strahltriebwerk, die auf bis zu 450 km/h kommen wird.

Martina Tauberova ist Head of External Relations von LPP – ©LPP
Gesprächspartnerin: Martina Tauberova ist Head of External Relations der tschechischen LPP Holding.

Alle Einwegdrohnen?
Ja, MTS ist als Einwegwaffe konzipiert. Die Drohnen werden von tragbaren Startrampen aus eingesetzt und können mit verschiedenen Gefechtsköpfen ausgestattet werden – darunter HEAT, Splitterladung oder thermobarisch.

Welche Reichweiten sind möglich?
Das kleine Modell fliegt etwa 40 Minuten, ideal für taktische Nahziele. Die größeren Versionen erreichen 800 bis 1.000 Kilometer Reichweite und können bis zu acht Stunden in der Luft bleiben – abhängig von Wetter und Mission.

Und all das ohne GPS?
Genau. Wir kombinieren inertiale Navigation, optische Sensorik und TV-basierte Bildauswertung. Das macht die Systeme resistent gegen GPS-Störungen oder Spoofing. Die Drohnen bleiben auch in stark gestörten Umgebungen funktionsfähig.

Das macht sie also ideal für tief­reichende Angriffe ins feindliche Hinterland, oder?
Absolut. MTS kann Ziele wie Flugplätze, Logistikzentren oder Munitionsdepots in der Tiefe angreifen – mit sehr hoher Präzision. Die Ukra­ine setzt sie entsprechend ein.

Abfangdrohnen: Eine neue Klasse der Flugabwehr

Die MTS ist also bereits im Einsatz?
Ja. Wir haben mehrere Hundert Stück an die Ukraine geliefert – entwickelt, getestet und serienreif gemacht in nur zwölf Monaten. Und wir haben lange bewusst kein Marketing betrieben – wir wollten erst liefern und dann reden.

Wie sind die Rückmeldungen?
Sehr positiv. Der ukrainische Minister für strategische Industrien hat uns persönlich gedankt. Das System funktioniert hervorragend, wurde uns gesagt.

Hier geht es zu unserem Drohnen-Themenbereich mit allen aktuellen News zum Thema.

Quelle©LPP, Georg Mader