Der schwedische Rüstungskonzern Saab und die oberösterreichische Firma Fabspace Hangars entwickeln gemeinsam ein umfassendes Portfolio an mobilen Hangar-Lösungen, welche die Widerstandsfähigkeit eines Gebäudes aufweisen und dennoch hochgradig mobil sind. Ein Gespräch mit Saab-Manager Ricki Boari und Fabspace-Geschäftsführer Franz Kühberger.
Herr Boari, Sie sind bei Saab für die neue Produktpalette betreffend mobile Hangar-Lösungen verantwortlich. Was ist hier zu erwarten?
Ricki Boari: Als Rüstungsunternehmen kennen wir die hohen Anforderungen von Streitkräften sehr genau. Wir wissen, worauf es beim Einsatz von mobilen Hangar-Lösungen ankommt, und wie ein solcher Hangar ausgestattet sein muss. Mit unserem Container-System erfüllen wir eine Vielzahl an Bedürfnissen, die weit über den Schutz eines Flugzeuges hinausgehen. Und: Unser System DAM (Deployable Maintenance Facility) ist besonders robust. Wir können die Stabilität eines Gebäudes bieten und damit verbunden auch mehr Sicherheit. Diese Stabilität geht aber nicht zulasten der Mobilität, denn unsere Systeme sind einfach transportierbar und in kurzer Zeit einsatzfähig.
Saab hat sich für dieses Vorhaben einen Partner gesucht. Franz Kühberger, Sie sind CEO von Fabspace Hangars. Wie haben Sie beide zueinandergefunden und was bringt Ihr Unternehmen in die Kooperation ein?
Franz Kühberger: Schon nach einem kurzen Austausch und gegenseitigen Besuchen in Schweden und Österreich vor rund eineinhalb Jahren war klar, dass wir unsere Stärken vereinen wollen, um den Markt zu revolutionieren. Seit einem Jahr entwickeln wir nun das neue Portfolio. Fabspace Hangars bringt dabei vor allem seine Expertise in der Architektur und Gebäudetechnik ein. An mobilen Lösungen arbeiten wir seit einer Anfrage der österreichischen Luftwaffe im Jahr 2008.
Fabspace Hangars entwickelt also die Gebäudehülle und Saab stattet diese aus?
Boari: Das könnte man so sagen. Mit Fabspace Hangars haben wir einen Partner gefunden, der extrem stabile mobile Strukturen bauen kann. Dazu kommt unsere Expertise zu den Anforderungen an solche Hangar-Systeme in Bezug auf Logistik, Wartung und Equipment sowie den Schutz der Struktur vor feindlichen Angriffen. Im Bereich von Tarnlösungen sind wir Weltmarktführer und diese kommen auch hier zum Einsatz. Die Signaturreduktion in jeglicher Umgebung und multispektraler Schutz vor Sensoren auf dem Schlachtfeld sind mitunter unsere Kernkompetenzen.
Sie haben von einem Produkt-Portfolio gesprochen – für welche Streitkräfte bieten Sie Lösungen?
Kühberger: Wir bieten für jede Art von Fahrzeug, Helikopter oder Flugzeug das passende Hangar-Modell. Die kleinste Lösung ist dabei gerade einmal 19 mal 19 Meter groß, die größte Lösung bietet Platz für einen Frachter und umfasst knapp 3.500 Quadratmeter.
Boari: Flexibilität und Modularität waren uns bei der Entwicklung besonders wichtig. Und schon jetzt sehen wir, dass es genau das ist, was Streitkräfte brauchen. Denn jede Anfrage ist einzigartig. Aufgrund unseres Konzeptes können wir diese Vielfalt abbilden.
Wie schnell können Sie liefern und wie lange dauert es, die Systeme am Einsatzort aufzubauen?
Boari: Kleine Systeme passen in zwei 20-Fuß-Container. Sie können in einem Transportflugzeug an den Einsatzort gebracht und dort in nur 30 Stunden ohne schweres Gerät aufgebaut werden und sind dann sofort einsatzfähig.
Kühberger: Unsere Lieferzeiten liegen aktuell zwischen zwei bis sechs Monaten. Die Nachfrage ist groß – aufgrund der leider sehr bedauerlichen geopolitischen Situation. Wir sind uns jedenfalls bewusst, dass Zeit ein entscheidender Faktor ist.
Wie viel Österreich steckt wirklich in den neuen Hangar-Lösungen?
Kühberger: Tatsächlich jede Menge. Wir sind für das Design, sämtliche statische Berechnungen sowie Teile der Produktion verantwortlich. Wir können mit Stolz sagen, dass die Hangar-Lösungen das Gütesiegel „Made in Austria” (-> aktuelle Meldungen rund um „Made in Austria”) tragen. Und als österreichisches Unternehmen ist es uns natürlich ein großes Anliegen, ein qualitativ hochwertiges Angebot für die heimischen Streitkräfte anzubieten.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung? Welche Trends erwarten Sie?
Kühberger: Die Anforderungen an modulare Systeme werden weiter zunehmen. Auch das Thema der Energieversorgung – schon jetzt setzen wir auf Solarzellen – wird noch wichtiger.
Boari: Ich bin mir zudem sicher, dass Erweiterungen relevanter werden. Der mobile Hangar wird wesentlicher Bestandteil einer Forward Operating Base sein, wo schützenswerte Objekte nicht nur gelagert, sondern auch Reparaturen durchgeführt werden können und beispielsweise eigene 3D-Druckerstationen für Ersatzteile zur Verfügung stehen. Mit so wenig Mitteln wie möglich müssen mobile Orte entstehen, die selbstversorgend sind und wo ausgegliederte Einheiten vor allem sicher untergebracht werden können. Diesen Ansprüchen schon heute gerecht zu werden, das ist erklärtes Ziel von Saab.
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