Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) unterzeichneten dieser Tage einen Vertrag über den Kauf von 80 Rafale F4-Kampfjets der französischen Firma Dassault-Aviation. Es ist der größte Auftrag den die französische Luftfahrtindustrie jemals erhalten hat – und ein Signal an US-Präsident Joe Biden.

Wie am 3. Dezember bekannt gegeben, wurde der Vertrag für die französischen Jets der Generation 4++ am Rande der Dubai Expo 2020 in Anwesenheit des Präsidenten der Französischen Republik, Emmanuel Macron, von Scheich Mohammed ben Zayed Al Nahyan (MBZ, Kronprinz von Abu Dhabi und stellvertretender Kommandeur der Streitkräfte der VAE), Eric Trappier (Vorsitzender und CEO von Dassault Aviation) und Tareq Abdul Raheem Al Hosani unterzeichnet, dem CEO des Tawazun Economic Council.

@Georg Mader
Exportschlager: Die Rafale entwickelt sich für Dassault immer mehr zum Verkaufsschlager. Nach Griechenland, Indien, Kroatien, Katar und Ägypten entschieden sich nun auch Vereinigten Arabischen Emirate für den französischen Kampfjet.

Die französische Präsidentschaft verlautete, dass das Abkommen einen Wert von rund 17 Milliarden Euro hat. Darin enthalten sind auch zwölf Airbus H225M Caracal-Militärtransporthubschrauber, der größte und schwerste Helikopter des europäischen Konzerns. Er geht gerade auch an Brasilien und Kuwait, ein gerade an letzteren Golfstaat geliefertes Exemplar war auch auf die Dubai Airshow geschickt worden.

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Dassault-Chef Eric Trappier und Tareq Abdul Raheem Al Hosani (CEO des Tawazun Economic Council) bei der Vertragsunterzeichnung in Paris.

Eric Trappier, Chairman und CEO von Dassault Aviation, sagte: „Der Verkauf von 80 Rafale an die UAE Federation ist eine französische Erfolgsgeschichte. Der Vertrag ist das Ergebnis der vollständigen Mobilisierung durch Dassault Aviation zusammen mit der Emirates Air Force und beruht auf einer mehr als 45-jährigen Vertrauensbeziehung zwischen den VAE und unserem Unternehmen, das auf der Mirage-Familie von Kampfflugzeugen, insbesondere der Mirage 2000-9, aufbaut, deren Modernisierung vor zwei Jahren begann. Ich bin sehr stolz und sehr glücklich darüber. Ich möchte den Behörden der Emirate für ihr erneuertes Vertrauen in unsere Flugzeuge danken. Nach der Mirage-5 und Mirage-2000 festigt dieser Rafale-Vertrag die strategische Beziehung, die unsere beiden Länder verbindet, und die Zufriedenheit der Emirates Air Force, einem langjährigen und anspruchsvollen Partner unseres Unternehmens. Ich möchte die Qualität und gute Zusammenarbeit der französischen Behörden mit der Industrie hervorheben, die zu diesem Erfolg des ‚Teams Frankreich’ beigetragen haben.”

@Khalejh-Times
Frankreichs Präsident Macron und Scheich Mohammed ben Zayed Al Nahyan (Kronprinz von Abu Dhabi) demonstrierten auf der Dubai dieser Tage bestes Einvernehmen.

Trappier weiter: „Dieser Auftrag ist eine ausgezeichnete Nachricht für Frankreich und seine Luftfahrtindustrie, für das gesamte Ökosystem von 400 großen und kleinen Unternehmen, die zum Rafale beitragen. Dies bedeutet Produktion in Toulouse bis 2031 und garantiert tausende Arbeitsplätze in unserem Sektor für das kommende Jahrzehnt. Dieser Auftrag konsolidiert eine nationale industrielle Basis, die zweifellos einzigartig in Europa ist und neben großen Konzernen und KMU auch ein Unternehmen umfasst, das in den vergangenen 70 Jahren der Hauptauftragnehmer für alle Generationen von Militär- und Zivilflugzeugen war. Der Erfolg des Rafale mit unseren Streitkräften und seinem Verkauf an die UAE Federation sowie der Export in fünf weitere Länder (Griechenland 18 Maschinen, Kroatien 12, Katar 36, Ägypten 54, Indien 36 und potenziell mit 110 für nochmals Indien, Finnland 64 und 36 für Indonesien) zeigt deutlich, dass die französische Militärluftfahrt ein international anerkanntes Kompetenzzentrum ist.”

Die On-Off-Verhandlungen für die Rafale-Kampfjets dauerten insgesamt mehr als ein Jahrzehnt, wobei MBZ selbst noch 2011 das Angebot Frankreichs über 60 Rafale-Jets öffentlich als „nicht wettbewerbsfähig und undurchführbar” zurückwies. Das hat sich inzwischen offenbar ein gutes Stück weitergedreht.

@Georg Mader
Auslaufmodell: Die neuen Rafale-Jets sollen die bestehende Mirage-2000-9-Flotte der VAE ersetzen.

Technische Details
Der F4-Standard Rafale – für den die Emirates Air Force der erste Nutzer außerhalb Frankreichs sein wird – umfasst Verbesserungen des Thales RBE2 Active Electronic Scanned Array (AESA) Radars, den Thales Talios Langstrecken-Zielbeleuchtungsbehälter und den Reco NG Aufklärungsbehälter, Upgrades der Kommunikationsausrüstung, ein verbessertes Pilotenhelm-Display, eine neue Triebwerkssteuerung sowie die Fähigkeit, neue Waffen wie die Luft-Luft-Rakete Mica NG und die modulare Luft-Boden-Präzisionswaffe Sagem Armement Air-Sol Modulaire (AASM Hammer) zu tragen. Zusätzlich zu den Software- und Hardwareverbesserungen wird das F4-Upgrade eine Satellitenantenne sowie ein neues Prognose- und Diagnosehilfesystem zur Einführung von sogenannten „Predictive Maintenance-Funktionen” umfassen. Elemente des F4-Standards, der sich derzeit in Flugversuchen befindet, sollen bereits 2022 verfügbar sein, obwohl die volle Konfiguration erst etwa 2025 für betriebsbereit erklärt werden soll. Trotzdem sollen 2026 bereits die Lieferungen an Abu Dhabi beginnen.

@Georg Mader
Teil des Pakets sind auch zwölf Airbus H225M Caracal-Transporthubschrauber.

Signal an die USA
Der Verkauf markiert eine signifikante Diversifizierung der Rüstungsbasis der VAE, da zuvor der Hauptlieferant von Militärflugzeugen die USA mit ihren F-16E/F Block-60 war. Noch ist es nicht sicher, ob die 80 Maschinen nun anstatt der eigentlich geplanten F-35 (Militär Aktuell berichtete) kommen sollen, da die VAE weiterhin ihre Sicherheit zwischen zwei großen Lieferanten, Frankreich und den USA, diversifizieren werden. Der Deal – Patrick Durel, Afrika- und Nahost-Berater beim Élysée war seit Wochen vor Ort – ist aber auf jeden Fall ein (üppiges) Signal der Ungeduld. Denn der US-Kongress zögert nach wie vor, eine Genehmigung (über 50 F-35, MQ-9 Reaper-Drohnen und Lenkwaffen sowie Präzisionsbomben) aus den letzten Amtsstunden von Donald Trump zu genehmigen, weil demokratische Senatoren Bedenken hinsichtlich der Menschenrechte in den VAE und auch deren militärische Beziehungen zu China – Stichwort Wing Loong-Drohnen – haben, einschließlich der geforderten „Verbannung” von Huawei 5G-Technologie aus dem Golfstaat. Am Rand der kürzlich stattgefundenen Dubai Airshow haben mehrere Gesprächspartner gegenüber Militär Aktuell unterstrichen, dass MBZ das sicher nicht tun werde. Ebensowenig wie man wegen dem regionalen Erstnutzer Israel (QME oder Qualitative Military Edge) in ihren Fähigkeiten „downgegradete” F-35 aktzeptieren werde.

@Dassault
Auch in Griechenland beliebt: Athen ließ sich seine insgesamt 18 Maschinen 2,32 Milliarden Euro kosten.

Tel Aviv hat aber seit den historischen sogenanngen „Abraham Accords” im vergangenen Jahr auch militärische Beziehungen zu den VAE hergestellt und Militär Aktuell hat mit dem israelischen Luftwaffenchef – im Anzug, nicht in Uniform – auf der Dubai Air Chiefs Conference am 13. November ein paar Worte gewechselt. „Biden scheint die Tür geschlossen zu haben, was MBZ kaum gefallen hat”, sagte ein emiratischer Fliegeroffizier am Makhtoum Airport. „Der schändliche und peinliche Abzug der amerikanischen Truppen aus Kabul hat auch uns Emiratis sehr schockiert, man hat das als die offen sichtbaren Limits des amerikanischen Militärschirms verstanden.”

@Georg Mader
Generalmajor Ibrahim Nasser Al Alawi ist Kommandeur der Luftwaffe und Luftverteidigung der Vereinigten Arabischen Emirate.

Anprangern – nicht Waffen verkaufen!
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zeigte sich in einer Erklärung naturgemäß alles andere als begeistert von dem neuen französischen Rüstungsgeschäft: „Frankreich setzt diese Verkäufe fort, obwohl die Vereinigten Arabischen Emirate eine führende Rolle bei den von Gräueltaten geprägten Militäroperationen spielen, die von der von Saudi-Arabien geführten Koalition im Jemen angeführt werden.” Human Rights Watch weiter: „Der französische Präsident sollte die Menschenrechtsverletzungen in diesen drei Ländern anprangern und ihnen nicht hochentwickelte Waffen verkaufen!”

Update vom 7. Dezember: Das ist aber nicht der F-35 Ersatz!
Am 4. Dezember sagte der Kommandeur der Luftwaffe und Luftverteidigung der Vereinigten Arabischen Emirate, Generalmajor Ibrahim Nasser Al Alawi, der staatlichen Nachrichtenagentur, dass die 80 Rafale-Jets in diesem Jahrzehnt die Mirage 2000/9-Flotte der VAE ersetzen würden. Aber „dieser Deal ist keine Alternative zur ausstehenden Beschaffung von F-35, es ist eher eine Ergänzung zur weiteren Entwicklung der Fähigkeiten unserer Luftstreitkräfte”, so Al Alawi.

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Quelle@Georg Mader, Elysee