Die vierte Auflage von „Miliz trifft Wirtschaft – powered by Diehl Defence” (-> zur Veranstaltungs-Webseite) fand am 21. Mai über den Dächern Wiens statt – im 20. Stock der Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien mit Rundumblick über die Stadt. Thematischer Schwerpunkt war diesmal die ökonomische Sicherheit als Grundvoraussetzung für Stabilität, Handlungsfähigkeit und Krisenresilienz – in Friedenszeiten wie im Ernstfall.
„Danke, Herr Generalmajor, für Ihre Gastfreundschaft”, bedankte sich Jürgen Zacharias, Chefredakteur von Militär Aktuell, bei Erwin Hameseder, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes und seit 2015 Milizbeauftragter des Österreichischen Bundesheeres.
In seinen einleitenden Worten bot Zacharias eine Tour d’Horizon der aktuellen geopolitischen Lage: Europa werde zunehmend volatil, das eigene Potenzial, Russland Paroli zu bieten, schwanke. Er verwies auf die sogenannten „Grey Wars” in Georgien und Moldawien, sowie im gesamten EU-Raum. Im derzeitigen „Krieg gegen Europa” käme es zu einer Vielzahl feindlicher Handlungen – von politischer Einflussnahme über Terrorakte bis hin zu Industriespionage. Eine umfassende Landesverteidigung müsse daher unbedingt auch die Wirtschaft einbeziehen, womit das Thema für den Abend aufbereitet war.

Wirtschaftliche Resilienz als sicherheitspolitische Grundlage
Oberst Armin Richter, Präsident des Milizverbandes Österreich, betonte gegenüber den rund 130 Gästen, dass ohne funktionierende Versorgungssysteme, stabile Infrastrukturen und wirtschaftliche Resilienz weder gesellschaftlicher Zusammenhalt noch militärische Verteidigungsfähigkeit aufrechterhalten werden könnten.
Clemens-Wolfgang Niedrist, Generalsekretär der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, lobte die Miliz in seiner thematischen Einführung für ihren zivilen Einsatz weit über das Erwartbare hinaus. Man blicke bei Raiffeisen auf eine jahrzehntelange Partnerschaft mit dem Bundesheer zurück. Gemeinsame Prinzipien seien Regionalität und Gemeinwohlorientierung. „Selbstverständlich” unterstütze man im Konzern auch Mitarbeitende, die sich in der Miliz engagieren.
Stabilität sei ein „wesentlicher Standortfaktor” – gewährleistet durch Menschen, „die bereit sind, über den Tellerrand hinauszuschauen”, so Niedrist weiter. In diesem Sinne bedankte er sich auch bei der Miliz: „Vielen Dank für Ihren Beitrag zur Sicherheit des Landes!”
Keynote: Generalleutnant Martin Dorfer über die Rolle der Miliz
Generalleutnant Martin Dorfer, Kommandant der Landstreitkräfte und Spezialeinsatzkräfte des Bundesheeres, stellte in seiner Keynote den strategischen „Aufbauplan 2032+” in den Mittelpunkt.
Er betonte, die Miliz sei das Fundament der Streitkräfte und der umfassenden Landesverteidigung. Diese vereine breites gesellschaftliches Know-how – vom Wirtschaftskapitän bis zum Handwerker – und sei tief in der Bevölkerung verankert.
Etwa 70 Prozent des Personalbedarfs der Inlandseinsätze würden heute von der Miliz gestellt, so Dorfer weiter. Die Miliz leiste damit wertvolle Dienste – auch in 17 laufenden Auslandseinsätzen, wo sie rund 40 Prozent des Personals stelle.
Ziel sei es, „die Republik resilient zu machen”, so Dorfer. Das Wehrmodell müsse weiterentwickelt, der Zivildienst mitgedacht werden. Die aktuelle Systemerhaltung binde 40 Prozent der Kapazitäten – eine Bilanz, die in der Privatwirtschaft so nicht haltbar wäre.
Keynote: Generalmajor Hameseder über Ausbildung, Anreize und Vorsorge
Generalmajor Hameseder, Gastgeber und Milizbeauftragter, skizzierte anschließend die geopolitische „Großwetterlage” und sprach von einer Erosion der Verlässlichkeit der USA in Sicherheitsfragen. Europa durchlaufe aktuell eine tiefgreifende sicherheitspolitische Transformation, etwa mit dem Programm „ReArm Europe/Readiness 2030”.
Die Politik müsse klar kommunizieren, dass es eine Vorhaltestruktur brauche – etwa für Lebensmittelsicherheit oder Bargeldlogistik, so Hameseder. Auch steuerliche Anreize und rechtliche Rahmenbedingungen müssten neu gedacht werden.
Der Offizier forderte weiters eine gesetzlich verankerte Übungspflicht – auch im Zivildienst – zur Aufrechterhaltung der umfassenden Landesverteidigung.
Podiumsdiskussion und Zertifikatsverleihung
Hameseder verblieb für die nachfolgende Podiumsdiskussion auf der Bühne. Die Runde komplettiert wurde von Generalleutnant Dorfer, Christoph Neumayer (Generalsekretär der Industriellenvereinigung) und Gerhard Christiner (Technischer Vorstand der Austrian Power Grid und Vorstandsmitglied des World Energy Council).
Neumayer kritisierte vergangene energiepolitische Abhängigkeiten und lobte das gestiegene Bewusstsein für Lieferkettensicherheit. Christiner warnte vor technologischer Blauäugigkeit: Österreich habe sich zu lange auf billiges Gas aus Russland und Strom aus Deutschland verlassen. Die Integration erneuerbarer Energien müsse mit Bedacht, nicht übereilt erfolgen. Ein flächendeckender Blackout sei zwar unwahrscheinlich, aber Vorbereitung entscheidend – nicht zuletzt, weil Österreich im Stromverbund zentral liegt.
TÜV-Zertifikate für verdiente Milizsoldaten
Am Ende des offiziellen Teils der Veranstaltung verliehen Generalleutnant Dorfer und Generalmajor Hameseder mehrere Miliz-Zertifikate an die engagierten Milizsoldaten Wachtmeister Helmut Bosetti, Korporal Arno Alexander Grill, Wachtmeister Valentin Huber, Oberleutnant Andreas Huber und Oberstabswachtmeister Thomas Vollmann.
Hier geht es zu den Nachberichten der ersten drei Auflagen von Miliz trifft Wirtschaft bei der Helvetia Versicherung, bei General Dynamics European Land Systems-Steyr sowie bei Viewpointsystem in der Seestadt Aspern.
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