Die neue Ausgabe von Militär Aktuell kommt inhaltlich mit einem Themenschwerpunkt zu „30 Jahre Grenzsischerungseinsatz” im Zuge der Jugoslawien-Krise daher. Wir haben mit zahlreichen Zeitzeugen sowie dem damaligen Verteidigungsminister Werner Fasslabend gesprochen, und IFK-Experte Predrag Jurekovic analysiert die aktuelle Sicherheitslage am Westbalkan. Im Heft findet sich außerdem ein Interview mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, eine Infografik zum neuen britischen Flugzeugträger Queen Elizabeth, eine Reportage von unserem Besuch beim Jägerbataillon Steiermark und die Fortsetzung unserer großen Survival-Serie mit dem Jägerbataillon 25.
„Wir konnten endlich zeigen, dass das Bundesheer nicht nur zum Schneeschaufeln da ist.” Als Generalstabschef Robert Brieger vor einigen Jahren vom Standard zu seinen Erinnerungen an den Sicherungseinsatz des Bundesheeres 1991 an der Grenze zum heutigen Slowenien befragt wurde, überwogen bei ihm die positiven Eindrücke. Brieger war während des Einsatzes Mitglied des Generalstabs in Wien, der jederzeit über die eigenen Pläne und die Vorgänge in unserem Nachbarland informiert war. Die Intervention der Jugoslawischen Volksarmee (JVA) sei damals absehbar, ein gezielter Angriff Jugoslawiens auf Österreich hingegen ausgeschlossen gewesen, so Brieger. „Weil wir wegen der Aufklärungsarbeit des Heeresnachrichtenamtes immer zutreffend über die Lage in Jugoslawien informiert waren, konnten wir angemessen reagieren.” Das schlimmste Szenario: Ein Übergreifen der Kampfhandlungen auf österreichisches Gebiet, wenn etwa die JVA Stellungen der slowenischen Territorialkräfte von Österreich aus hätte angreifen wollen.
Ein paar Mal wäre es fast dazu gekommen, in allen Fällen verhinderte aber die Präsenz Tausender Bundesheer-Soldaten im grenznahen Gebiet eine Eskalation. Dabei wurde auch tief in die Trickkiste gegriffen, wie sich Oberst Christian Fiedler vom Militärkommando Steiermark im Gespräch für unseren großen Themenschwerpunkt zu „30 Jahre Sicherungseinsatz” erinnert: „Wir waren darüber informiert, dass von jugoslawischer Seite eine militärische Aktion zur Befreiung der von slowenischen Territorialkräften im Grenzstädtchen Gornja Radgona eingeschlossenen JVA-Kräfte geplant war. Diese hätte unter Missachtung der Grenzverhältnisse über österreichisches Gebiet geführt werden sollen. Um unsere Abwehrbereitschaft zu dokumentieren, haben wir eine grenznahe Verteidigungsübung durchgeführt und dabei bewusst unsere Stärke übertrieben”, so Fiedler. „Wir hatten nur eine M60-Kampfpanzerkompanie vor Ort, während der Übung haben wir diese Kompanie über offenen Funk aber angesprochen, als wäre sie ein Bataillon und jeden Zug als wäre er eine Kompanie.”
Das Täuschungsmanöver klappte und auch sonst verlief der Sicherungseinsatz „optimal”, wie der damalige Verteidigungsminister Werner Fasslabend im Interview mit Militär Aktuell erklärt. „Wir haben damit eine Probe der Organisationsfähigkeit und der Qualitäten des Bundesheeres abgeben können”, so Fasslabend, der im Einsatz einen enormen Imagegewinn und eine Parallele zu aktuellen Entwicklungen ortet. „Kurz davor gab es in der Öffentlichkeit noch Diskussionen über die Abschaffung des Bundesheeres und plötzlich war in den Zeitungen von einem Wunder namens Bundesheer zu lesen.” Nachsatz: „Praktisch über Nacht wurde die Notwendigkeit des Heeres auch für die Teile der Gesellschaft offensichtlich, die dem Heer zuvor kritisch gegenüberstanden – und das ist durchaus mit dem erfolgeichen Einsatz des Bundesheeres im Zuge der Covid-Krise vergleichbar. Da hat auch alles, was das Bundesheer angegriffen hat, funktioniert.”
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