In der ORF-TV-Sendereihe „Menschen und Mächte” ist eine neue Folge in Zusammenarbeit mit Archive Austria erschienen. Im Fokus steht eine bis heute nachwirkende Affäre aus der Zeit der SPÖ-Alleinregierung unter Bundeskanzler Bruno Kreisky und danach Fred Sinowatz: der illegale Export der sogenannten „Noricum-Kanonen” während des Ersten Golfkriegs in den Irak und später auch in den Iran.

Genau genommen handelte es sich dabei um die GHN-45-Langstreckenartillerie GHN-45 der Voest-Tochter Noricum.

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Die Dokumentation beleuchtet zentrale Figuren des Skandals wie Ex-Innenminister Karl Blecha, Herbert Amry (Ex-Botschafter in Libyen) und Noricum-Manager Franz Apfalter – darunter auch ihre bis heute ungeklärten Todesfälle. Detailliert wird aufgezeigt, wie die Waffenlieferungen über Umwege durch Jordanien und Libyen verschleiert wurden und wie sich die politischen und wirtschaftlichen Verstrickungen zunehmend der Kontrolle der Handelnden entzogen.

Noricum-Kanone – ©Archiv
Die GHB-45 zählte seinerzeit zu den modernsten Systemen im Bereich der Langstreckenartillerie.

Auch die Rolle externer Akteure wie der CIA sowie der inzwischen berüchtigten Handelsfirma Intertrading wird thematisiert. Auch Zeitzeugen kommen zu Wort, darunter auch die investigativen Journalisten des Magazins Basta, die den Skandal seinerzeit aufdeckten.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem damaligen Innenminister, dem einzigen, der letztlich verurteilt wurde – wegen Fälschung von Aktenvermerken und der Unterdrückung von Warnungen, die vom kurz darauf verstorbenen österreichischen Botschafter ausgesprochen wurden. In der Sendung räumt er nun ein, deutlich mehr gewusst zu haben, als er damals zugab.

©Militär Aktuell

Diese Folge ist somit auch eine Art „Geschichtsstunde” im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – besonders für jüngere Zuschauer. Sie zeigt eindrucksvoll, warum Waffenindustrie und Rüstungsgeschäfte in Österreich seit Jahrzehnten mit spitzen Fingern und unter öffentlichem Misstrauen behandelt werden – und warum sich die Branche hierzulande nie wie etwa in Schweden entwickeln konnte. Auch dort blieb man jedoch nicht von Skandalen verschont, wie die Sendung abschließend zeigt.

Quelle©Archiv