Nach drei gescheiterten Versuchen, MANPADS-Raketen für die indische Armee zu beschaffen, geht Indien erneut den Weg einer Notfallbeschaffung. Das „Emergency Procurement”-System ermöglicht es den indischen Streitkräften, Waffensysteme im Wert von bis zu 33,3 Millionen Euro ohne weitere Genehmigungen dringend zu erwerben.

VSHORAD wird als „die letzte Verteidigungslinie des Soldaten gegen feindliche Kampfflugzeuge und Hubschrauber” bezeichnet. Seine kritische Bedeutung hat sich durch den anhaltenden Krieg in der Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) weiter verstärkt, so die indische Regierung. Indien leitet seinen dringenden Bedarf aus der Lage in den Konfliktgebieten entlang der Grenzen zu China und Pakistan ab.

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Bereits 2010 schrieb die indische Armee die Beschaffung von über 5.000 VSHORAD-Raketen sowie mehr als 500 Einzel- und Mehrfachwerfer aus. Doch mehrere Überarbeitungen der Ausschreibung, dramatische Wendungen, Klagen und gesetzliche Änderungen – darunter das Einfrieren aller Direktimporte im Rahmen der „Make in India”-Initiative – führten letztlich zum Scheitern des Vorhabens. Seit 2020 gab es drei weitere erfolglose Versuche, Verträge für verschiedene Raketensysteme abzuschließen. Nun erfolgt die fünfte Notbeschaffung seit 2016.

Der Vertrag umfasst die Lieferung von 48 Abschussgeräten, 100 Raketen, Nachtsichtgeräten und einer Teststation für insgesamt 28,9 Millionen Euro. Die indische Armee erhält das russische tragbare Flugabwehrsystem (MANPADS, -> Kleinstraketen mit großer Wirkung) vom Typ 9K338 Igla-S („Nadel„), das von Adani Defence Systems and Technologies Limited (ADSTL) im Rahmen eines Technologietransferabkommens mit dem russischen Unternehmen Rosoboronexport in Indien montiert wird.

MANPAD vom Typ Igla-S - ©Archiv
Mit Igla-S lassen sich Ziele in bis zu 6 Kilometern Entfernung und 3,5 Kilometern Höhe bekämpfen.

Die Igla-S ist für die Bekämpfung niedrig fliegender unbemannter und bemannter Luftfahrzeuge ausgelegt. Die Steuerung erfolgt über einen Dual-Band-Infrarot-Zielsuchkopf. Die Rakete erreicht eine Geschwindigkeit von rund 600 Metern pro Sekunde, hat eine Reichweite von bis zu 6 Kilometern, eine maximale Abfanghöhe von 3,5 Kilometern und wiegt 10,8 Kilogramm. Der Gefechtskopf wiegt 2,5 Kilogramm und ist mit einem Aufschlags- und Annäherungszünder ausgestattet.

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