Frankreich setzt auf modernste Technologie zur nuklearen Abschreckung: Brandneue Rafael F5 Stealth-Angriffsdrohnen, Hyperschall-Atomraketen und hochentwickelte SAMP/T NG-Flugabwehrsysteme der neuesten Generation. Dies verkündete Präsident Emmanuel Macron in seiner jüngsten Rede zur Verteidigungsstrategie.

Am Dienstag besuchte Macron die Base Aérienne 116 „Lieutenant-Colonel Papin” in Luxeuil-les-Bains im Département Haute-Saône.

Rafale im Standard F5 – ©Dassault
Der Produktionsbeginn der Rafale im Standard F5 wird für etwa 2030 erwartet.

Der Luftwaffenstützpunkt liegt im äußersten Osten Frankreichs – etwa 250 Kilometer sowohl von Bregenz als auch von Salzburg entfernt.

Bis 2010 waren dort Mirage 2000N als Teil der französischen nuklearen Abschreckung stationiert. Angesichts der sich verschärfenden sicherheitspolitischen Lage in Europa setzt Frankreich nun auf ein Comeback der strategischen Abschreckung vor Ort. Präsident Emmanuel Macron kündigte an, dass der Stützpunkt bis 2035 wieder in das nukleare Abschreckungskonzept integriert wird.

Die französischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte sollen dort künftig modernste Waffensysteme der nächsten Generation zusammenführen – entwickelt von der heimischen Rüstungsindustrie. Derzeit existiert jedoch noch keine dieser geplanten Technologien am Standort.

nEUROn Demonstator – ©Dassault
Frankreichs künftige Stealth-Angriffsdrohne soll etwa doppelt so groß werden wie der nEUROn Demonstator. Das lässt auf entsprechend große interne Waffenschächte schließen.

Im Mittelpunkt stehen die 7. und 8. Staffel mit Dassault Rafale im zukünftigen Standard F5. Diese Version des französischen Mehrzweckkampfflugzeugs, auch als „Super Rafale” bezeichnet, befindet sich derzeit noch in einer frühen Planungsphase.

Die F5 wird mit dem neuen RBE2-XG-Radar ausgestattet, das auf Galliumnitrid-Modulen basiert. Dieses hochmoderne AESA-Radar (Active Electronically Scanned Array) gehört zur mittlerweile dritten Generation französischer elektronisch strahlgeschwenkter Radarsysteme und wird mit fortschrittlichen KI-Funktionen aufgerüstet, die bereits im F4-Standard Einzug halten.

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Zusätzlich erhält die Rafale F5 eine neue Generation elektronischer Kampfführungssysteme, die ihre Fähigkeiten in der elektronischen Kriegsführung erheblich verbessern werden.

Als Hauptwaffensystem ist die nukleare Hyperschallrakete ASN4G vorgesehen – Militär Aktuell hat bereits darüber berichtet. Laut französischer Fachpresse soll die ASN4G „nahezu beispiellose Fähigkeiten” besitzen. Für diese Hochtechnologie-Waffen werden eigens spezialisierte Munitionsbunker errichtet.

Die Modernisierung des Stützpunkts umfasst eine Investition von 1,4 Milliarden Euro sowie eine Verdoppelung des Personalbestands.

Die Rafale F5 wird von einer neuen Stealth-Kampfdrohne begleitet. Basierend auf dem nEUROn-Projekt, jedoch etwa doppelt so groß, sollen diese voraussichtlich zehn bis zwölf Tonnen schweren Drohnen den nuklear bewaffneten Rafale den Weg durch feindliche Luftabwehrsysteme ebnen. Der Verlust einer Drohne im Rahmen dieser „Türöffner”-Taktik wird dabei bewusst in Kauf genommen.

©Militär Aktuell

Zum Schutz der Basis sind außerdem zwei Batterien des neuen Langstrecken-Flugabwehrsystems SAMP/T NG des Eurosam-Joint-Ventures von Thales und MBDA vorgesehen. Frankreich plant, bis 2032 insgesamt zwölf SAMP/T NG-Batterien in Betrieb zu nehmen.

Über die zukünftige Gesamtkapazität der französischen nuklearen Abschreckung ließ Macron bewusst keine Details verlauten. Französische Experten spekulieren, ob die beiden neuen Staffeln zusätzlich oder als Ersatz für die bestehenden Rafale- und ASMPA-R-Staffeln vorgesehen sind – und ob dafür die Produktion von Atomwaffen möglicherweise wieder aufgenommen werden muss.

SAMP/T NG Langstrecken-Fliegerabwehrsystem – ©MBDA
Das Eurosam Konsortium hat im September 2024 mit der Serienfertigung der SAMP/T NG Langstrecken-Fliegerabwehrsysteme begonnen.

Frankreich zeigt sich zunehmend offen für Diskussionen über eine mögliche Ausweitung seiner nuklearen Abschreckung auf europäische Verbündete.

Präsident Macron betonte zuletzt Frankreichs vollständig autarke Fähigkeit zur Produktion und zum Einsatz von Nuklearwaffen. Über die tatsächliche Größenordnung dieser Kapazitäten lässt sich jedoch nur spekulieren – es existieren keine veröffentlichten Zahlen zur Anzahl der Gefechtsköpfe oder zum Umfang des dafür erforderlichen spaltbaren Materials.

Diese strategische Unklarheit ist ein bewusstes Element der französischen Abschreckungspolitik.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron – ©Elysee
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron: „Luxeuil wird seine lange Geschichte im Dienste unserer Abschreckung, dem Herzen unserer Verteidigung, fortsetzen.“

Umringt von seinen Soldaten kündigte Macron an, sich in den kommenden Wochen und Monaten erneut zur nuklearen Abschreckungspolitik zu äußern.

Dies unterstreicht, dass im innersten Kreis der französischen Sicherheitspolitik derzeit intensive Debatten über die zukünftige Ausrichtung der französischen Nuklearstreitkräfte geführt werden – vor dem Hintergrund globaler sicherheitspolitischer Verschiebungen.

Quelle©Dassault, MBDA, Elysee