Angesichts der wachsenden Bemühungen der Europäischen Union, ihre Abhängigkeit von US-Rüstungskonzernen zu verringern, intensiviert der US-Rüstungsriese Lockheed Martin seine Aktivitäten und Partnerschaften in Europa.
„Wir versuchen, mehr Produktion und Lieferketten in Europa aufzubauen”, erklärte Raymond Piselli, Vice President International Business des US-Konzerns, gegenüber gegenüber dem Wall Street Journal. „So werden wir stärker Teil des europäischen Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungsökosystems.”
EU plant neue Industriepolitik – US-Firmen droht der Ausschluss
Hintergrund sind Pläne der EU-Kommission, ein neues Kreditinstrument auf den Weg zu bringen, mit dem gezielt europäische Rüstungsproduktion gefördert werden soll. US-Hersteller wären von dieser Förderung weitgehend ausgeschlossen – was bei Konzernen wie Lockheed Martin, RTX und Northrop Grumman für Nervosität sorgt.
Zudem zeigen sich einige europäische Staaten – darunter Frankreich oder Portugal – teils offen, teils hinter den Kulissen skeptisch gegenüber weiteren Beschaffungen von US-Systemen wie dem F-35-Jet.

Konkrete Investitionen in Europa
Als Reaktion baut Lockheed Martin seine industrielle Präsenz auf dem Kontinent gezielt aus:
- In Deutschland entsteht gemeinsam mit Rheinmetall ein neues Werk für Raketen- und Lenkwaffenproduktion – darunter ATACMS, GMLRS und Hellfire.
- In Polen wird der Standort PZL Mielec erweitert, wo Lockheed-Tochter Sikorsky bereits jetzt Black Hawk-Helikopter produziert.
- Lockheed betont, man vergebe Arbeit „nur dort, wo sie der Lieferkette und den Plattformen echten Mehrwert bringt – in Europa und in den USA”.
Aktuell ist das Kampfflugzeug F-35 bereits an 13 europäische Staaten verkauft, darunter Deutschland, Großbritannien und die Schweiz. Weitere potenzielle Kunden wie Spanien und Portugal stehen in Verhandlungen.
„Es geht um mehr als nur Geschäft“
„Es geht nicht nur ums Geschäft”, betont Piselli. „Es geht darum, gemeinsam mit europäischen Partnern nachhaltige Industrieprojekte aufzubauen – nicht aus politischem Kalkül, sondern weil es industriell sinnvoll ist.”
Zusätzlich arbeiten Lockheed Martin und Rheinmetall eng am neuen GMARS-Mehrfachraketenwerfer – dem europäischen Pendant zum HIMARS – zusammen. Die Entwicklung schreitet voran, im Sommer ist ein erster scharfer Schuss geplant und möglicherweise könnte es auch noch in diesem Jahr einen ersten Kunden geben, wie Militär Aktuell jüngst im Rahmen des GMARS-Summit erfahren hat.
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