China setzt seine Drohnen-Offensive fort. Erst Anfang des Monats hatte Peking im Rahmen der 80-Jahre-Siegesparade gleich fünf neue Großdrohnen präsentiert – vier davon bis dahin völlig unbekannt. Westliche Beobachter ordneten die Muster in die Kategorie „loyal wingman” beziehungsweise „kollaborative Drohnen” ein, während chinesische Kommentatoren sie als „unbemannte Kampfflugzeuge” (UCAVs) bezeichnen. Gemeinsam ist ihnen eine stealthy Bauweise mit interner Bewaffnung.
Nun, kaum drei Wochen später, ist erneut ein neuartiges Modell aufgetaucht – diesmal im Umfeld der Changchun Air Show, die am 23. September endete. Die Drohne trägt die Bezeichnung KZ-2 und wurde als Produkt der Chinese Academy of Sciences (CAS) gekennzeichnet. Aus dem Logo war zudem das „Institute of Engineering Thermophysics” herauszulesen. Die CAS ist mit über 70.000 Beschäftigten die größte Forschungsorganisation der Welt und betreibt nahezu 100 Institute in sämtlichen MINT-Bereichen. Zwar ist sie formal zivil, ihre enge Vernetzung mit der Volksbefreiungsarmee sorgt jedoch regelmäßig für militärische Anwendungsprojekte.
Markante Bauweise
Die KZ-2 fällt durch eine charakteristische Knicklinie entlang der Flügelvorderkante auf, in die zwei Lufteinläufe für oberhalb liegende Triebwerke integriert sind. Anders als die auf der Parade gezeigten GJ-11/-21 mit jeweils einem Antrieb könnte die Konfiguration auf ein Überschall-Design hindeuten. Unter dem Rumpf scheint zudem Platz für einen internen Waffenschacht vorhanden zu sein.
Auffällig: Zahlreiche Details deuten darauf hin, dass es sich nicht um ein bloßes Mock-up handelt. Sichtbare Steuerelemente, Oberflächendetails und Positionslichter in den Nurflügeln sprechen für ein flugfähiges System oder zumindest für einen unmittelbar bevorstehenden Erstflug.
Technologieträger oder Kampfsystem?
Gleichzeitig weist der Prototyp noch diverse provisorische Elemente wie Bolzen, hervorstehende Teile und Klebeband auf – bei Entwicklungsmodellen üblich, wenn es zunächst um Funktionalität geht. Fachleute vermuten daher, dass die CAS mit der KZ-2 die Machbarkeit eines Doppeltriebwerks-Layouts in einer Stealth-Drohne erprobt. Ebenso denkbar sind Tests zur Waffenintegration, etwa für den Abwurf von Präzisionsmunition oder kleineren Kamikaze-Drohnen.

Darüber hinaus könnte die Plattform als Technologiedemonstrator dienen, um neue Schlüsseltechnologien für künftige Systeme zu validieren: moderne Stealth-Materialien, Antriebe, Navigations- und Kommunikationssysteme – darunter auch Ansätze zur Quantenkommunikation und -navigation –, sowie fortschrittliche Avionik. Auch ein Zusammenhang mit dem in Entwicklung befindlichen Stealth-Bomber H-20, dem chinesischen Pendant zur US-amerikanischen B-21 (-> B-21 versus B-2: Kleiner, billiger, aber schlagkräftiger), ist nicht auszuschließen.
Weltpremiere mit zwei Triebwerken
Mit ihrem doppelten Antrieb ist die KZ-2 jedenfalls ein Novum im Bereich unbemannter Tarnkappendrohnen. Sie wirkt größer als westliche Vergleichsmodelle wie nEUROn, Taranis, Kizilelma oder die X-47B. Offizielle Angaben zum Einsatzzweck stehen noch aus – möglicherweise liefern erst die Besucherhinweise aus Changchun weitere Details. Klar ist jedoch: China positioniert sich damit erneut an der Spitze der globalen Drohnenentwicklung.
Hier geht es zu weiteren Beiträgen rund um die chinesischen Streitkräfte und hier zu unserem Drohnen-Themenbereich mit allen aktuellen News zum Thema.









