China treibt den Ausbau seiner Marine mit hohem Tempo voran – im Zentrum steht dabei eine stetig wachsende Flugzeugträgerflotte. Während neue Trägerklassen die Einsatzmöglichkeiten der Volksbefreiungsmarine erweitern, zeigt sich der technologische Schub auch an anderer Stelle: Beim chinesischen Patentamt nimmt die Zahl einschlägiger Anmeldungen rasant zu.
Aktuell verfügt die chinesische Marine über drei Flugzeugträger:
- Die „Liaoning”, ein 1998 von der Ukraine in unvollständig ausgerüstetem Zustand an China verkaufter Flugzeugträger mit Flugzeugstartschanze, der nach dem Ankauf von der chinesischen Marine erneuert und fertig ausgerüstet wurde.
- Die „Shandong”, der erste chinesische Eigenbau-Flugzeugträger, basierend auf der „Liaoning” und ebenfalls eine Flugzeugstartschanze aufweisend, aber gegenüber der „Liaoning” unter anderem mit zahlreichen elektronischen Verbesserungen versehen.
- Die „Fujian”, eine eigene chinesische Neuentwicklung, die statt einer Startschanze mit elektromagnetischen Katapulten und Fangseilvorrichtungen ausgestattet ist, deren erfolgreicher Praxistest mit drei verschiedenen Flugzeugtypen (J-15T, J-35 und KJ-600) am 22. September von der chinesischen Marine bekanntgegeben wurde. In einer Pressekonferenz am 25. September deutete der Sprecher des chinesischen Verteidigungsministeriums eine baldige Indienststellung an.
Die Aktivitäten im Flugzeugträgerbau während der vergangenen drei Jahrzehnte spiegeln sich auch in den beim chinesischen Patentamt (CNIPA) von chinesischen Anmeldern eingereichten Patentanmeldungen wider. Seit 1993 meldeten zum Beispiel mehr als 400 verschiedene Firmen, Forschungsinstitute und Einzelpersonen über 500 Erfindungen mit dem Begriff „Flugzeugträger” im Titel an, wobei besonders ab 2009 ein sprunghafter Anstieg mit zwei Spitzen in den Jahren 2013 und 2018 zu erkennen ist.
Da Patentanmeldungen erst 18 Monate nach Einreichung veröffentlicht werden, stellt die Grafik in Bezug auf diesen Zeitraum nur eine vorläufige Momentaufnahme dar.
Nachstehend sind einige kurz umrissene Beispiele aus verschiedenen Patentanmeldungen zu sehen. Die angeführten Titel sind vom Autor erstellte Übersetzungen der Titel in den chinesischen Originaldokumenten.
Beispiel 1: „Anordnung von Flugzeughangars auf Flugzeugträgern“
Statt unter dem Flugdeck (2) sind die Flugzeughangars (3) steuerbordseitig auf gleicher Höhe mit dem Flugdeck angeordnet, was den Vorteil hat, dass keine Flugzeuglifte erforderlich sind und der Flugbetrieb vereinfacht wird.
Im Schiffsrumpf entsteht dadurch mehr Platz für Unterkünfte, Munition, Treibstoff und elektronische Ausrüstung. Hubschrauberlandeplätze (5) können auf den Hangars vorgesehen werden.
Beispiel 2: „Hebedeck-Flugzeugträger“
Neben dem Hauptflugdeck (1) mit zwei Katapulten und zwei Fangvorrichtungen für schwerere Flugzeuge sind an beiden Seiten des Trägers mittels Hydraulikvorrichtungen (7) vertikal bewegliche Nebenflugdecks (2) für leichtere Flugzeuge angeordnet. Die Nebenflugdecks weisen je ein Katapult (3) sowie Fangvorrichtungen (4) und Drehvorrichtungen (5) auf. Zentral auf dem Hauptflugdeck befindet sich die Insel (6) für Flugkontrolle und Schiffsführung.
Wenn die Nebenflugdecks auf Hangarebene abgesenkt sind, können Flugzeuge direkt vom Hangar auf die Drehvorrichtungen geschoben, um 90 Grad in Startrichtung gedreht und mit dem Katapult rasch gestartet werden ohne erst auf das Hauptdeck gehoben werden zu müssen. Für das Landen von Flugzeugen werden die Nebenflugdecks auf Hauptdeckhöhe gehoben. Als Vorteile dieser Konfiguration werden unter anderem eine größere Flugzeug-Parkfläche und die Möglichkeit zum gleichzeitigen Landen von zwei Flugzeugen genannt.
Beispiel 3: „Decklayout eines Flugzeugträgers“
Vorgeschlagen werden verschiedene Versionen, von denen hier nur drei angeführt sind. Gemeinsam ist allen ein symmetrisch gestaltetes Deck, bei dem die Insel (4) in Nähe des Bugs und die Lifte (5) am Heck angeordnet sind. Dieses Layout ermöglicht mehr Start- und Landebahnen und bietet höhere Flexibilität für verschiedene Einsatzszenarien.
Beispiel 4: „Verfahren und System zur Identifikation von Kampfflugzeugen und Personal durch Erfassen von Panoramabildern eines Flugzeugträgerdecks“
Mittels vier auf der Insel installierten Kameraeinheiten und eines elektronischen Systems, welches vier Module zur Bilderfassung, Datenübertragung, Bildverarbeitung und Ergebnisdarstellung umfasst, werden Anzahl, Position und Identität von Personal und Flugzeugen auf dem Deck laufend erfasst, mit dem Vorteil, dass die aktuelle Situation schneller als auf herkömmliche Weise und mit weniger Personalaufwand in Echtzeit erkennbar ist. Das erlaubt effizientere Arbeitsabläufe an Deck und trägt zu höherer Sicherheit für das Personal bei.
Angesichts der hohen Zahl und Vielfalt an involvierten Kräften aus Industrie und Forschung darf man auch weiterhin auf interessante Veröffentlichungen gespannt sein. Es bleibt jedoch abzuwarten was von den darin enthaltenen Ideen und Konzepten sich tatsächlich als einsatztauglich erweist und in der Praxis umgesetzt wird.
Hier geht es zu weiteren Beiträgen rund um die chinesischen Streitkräfte.
