Auf dem 2. Weltraumsymposium in Ottobrunn bei München warnte General (ret.) John W. Raymond, erster „Chief of Space Operations” der US-Streitkräfte, vor den strategischen Risiken im All und erklärte, warum der Weltraum längst zum Schauplatz globaler Machtpolitik geworden ist. Ein Einblick in dessen Rede.

Nach dem erfolgreichen Auftakt im Jahr 2025 veranstalteten die Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH (IABG) und das Institut für den Dialog der Luft- und Weltraumstreitkräfte (IDLw) auch in diesem Jahr erneut ein Weltraumsymposium, um den Dialog über die sicherheitspolitische Dimension des Weltraums fortzuführen.

©Militär AktuellEiner der renommiertesten Gäste und Redner der Veranstaltung war zweifellos General (ret.) John W. Raymond. Er war von 2019 bis 2022 der erste „Chief of Space Operations” der United States Space Force (USSF). In dieser Funktion verantwortete er als ranghöchster Offizier der Teilstreitkraft das Management aller eingesetzten Weltraumkräfte. Außerdem beriet er den nationalen Sicherheitsrat und den Präsidenten der Vereinigten Staaten in militärischen Fragen.

In seiner Rede betonte General Raymond die zentrale Bedeutung des Weltraums für die nationale Sicherheit und die militärische Handlungsfähigkeit moderner Streitkräfte. Die Chancen der neuen Weltraumstreitkraft seien enorm, vorausgesetzt, man könne die strukturellen und strategischen Herausforderungen meistern.

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Zunächst skizzierte er den Weg vom Konzept zur Realität, also die Entstehung der Space Force. Über drei Jahrzehnte hinweg sei in den USA über die Notwendigkeit einer eigenständigen Organisation für militärische Weltraumoperationen diskutiert worden. Erst das sich wandelnde strategische Umfeld und die wachsenden Fähigkeiten Chinas und Russlands hätten 2019 zur Gründung der US Space Force geführt. Ein Großteil der Amerikaner habe zunächst kaum verstanden, wie stark ihr Alltag und die militärische Leistungsfähigkeit ihres Landes vom Weltraum abhängen, erklärte Raymond. Inzwischen zeichne sich jedoch ein gewisses Umdenken ab. Für Fachleute bestehe ohnehin kein Zweifel mehr: „Der Weltraum ist ein eigenständiges Kriegsführungsgebiet, gleichrangig mit Land, See, Luft und Cyberraum.”

„Der Weltraum ist ein eigenständiges Kriegsführungsgebiet, gleichrangig mit Land, See, Luft und Cyberraum.“

General (ret.) John W. Raymond

Raymond hob hervor, dass der Aufbau einer neuen militärischen Organisation kein kurzfristiges Projekt, sondern eine Jahrhundertaufgabe sei. Früh getroffene Entscheidungen würden über Erfolg oder Misserfolg auf Jahrzehnte hinaus bestimmen.

Kern der Aufbauarbeit sei eine klare Missionsdefinition: von der Symbolik und den Uniformen bis hin zu Doktrin, Führungsstrukturen und operativer Einsatzfähigkeit. Raymond formulierte sechs Grundpfeiler, die jede eigenständige Streitkraft erfüllen müsse: Erstens die Entwicklung eigener Fachkräfte, zweitens einen unabhängigen Haushalt, drittens eine eigene Doktrin, viertens ein klares Streitkräftedesign, fünftens den Aufbau von Einsatzbereitschaft und schließlich sechstens die Bereitstellung der Kräfte für gemeinsame Operationen.

Ebenso entscheidend seien klare Kommandostrukturen sowie die Ausrichtung von Befugnissen und Verantwortung. Ressourcenmangel habe dabei eine der größten Anfangshürden dargestellt, da ihm zunächst weder zusätzliche Mittel noch Personal bereitgestellt worden seien.

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Weiter ging Raymond auf den technologischen Wandel und die dafür unabdingbaren operativen Fähigkeiten ein. Ein operativer Kommandeur brauche, so Raymond, zwei unverzichtbare Voraussetzungen: Lagebewusstsein im Weltraum (Domain Awareness) sowie die Fähigkeit, eigene Kräfte zu führen und zu kontrollieren (Command and Control). Die USA hätten lange auf wenige, hochentwickelte, aber teure und schwer zu verteidigende Satelliten gesetzt. Um widerstandsfähiger zu werden, erfolge nun ein Paradigmenwechsel hin zu verteilten, kleineren und kostengünstigeren Satellitenkonstellationen in verschiedenen Umlaufbahnen. Diese Architektur erhöhe die Resilienz und erschwere es Gegnern, durch einen einzelnen Angriff die US-Fähigkeiten lahmzulegen.

Zudem unterstrich Raymond die Bedeutung internationaler Kooperationen. Die USA arbeiteten eng mit Verbündeten und Partnern zusammen, um den Weltraum als sicheres und stabiles Operationsgebiet zu erhalten.

Fazit: General Raymonds Rede verdeutlichte, dass der Weltraum längst keine ferne Dimension mehr ist, sondern das Rückgrat moderner Militärstrategien bildet. Der Aufbau der Space Force ist dabei nicht nur eine organisatorische, sondern auch eine strategische und technologische Revolution – getragen von internationaler Zusammenarbeit und dem Anspruch, Stabilität auch jenseits der Erde zu sichern.

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Quelle©IABG