Das neutrale Irland verzichtet seit Jahrzehnten auf den Betrieb einer eigenen Kampfjet-Flotte und setzt bei der aktiven Luftraumüberwachung stattdessen auf eine enge Zusammenarbeit mit Großbritannien. Wie im vergangenen Sommer berichtet, hat die irische Regierung auf Anregung der Luftfahrtbehörde (IAA) alllerdings eine Verteidigungskommission beauftragt, diesen Status Quo zu prüfen und die mögliche Anschaffung eigener Jets zu evaluieren. Nun ist das Ergebnis da: Die Kommission empfiehlt der Regierung ziemlich direkt eine derartige Beschaffung mit der Präferenz für ein bestimmtes (leichtes) Muster.
Zur Erinnerung: Gegenüber der „Irish Times” sagte der irische Verteidigungsminister Simon Coveney, er sei bereit, alle auch ehrgeizigen Empfehlungen der Kommission für die Streitkräfte zu berücksichtigen. „Ich habe deren Vorsitzenden Aidan O’Driscoll gesagt, wenn es neue Fragen gibt, die neue Antworten brauchen, die auch radikale Lösungen erfordern, scheuen Sie sich nicht, sie vorzubringen! Die Regierung wird mit den Folgen fertig werden und sie umsetzen müssen, wenn es nach neueren Erkenntnissen unumgänglich erscheint.”
Auch Primärradar empfohlen
Nun erscheint es tatsächlich so zu sein. Die Regierungskommission hat in ihrem am 9. Februar veröffentlichten Bericht dem bündnisfreien Land empfohlen, einen „modernen Kampfflugzeugtyp als Teil einer breiteren Palette von vorgeschlagenen militärischen Beschaffungsvorschlägen” anzuschaffen. Das Irish Air Corps (IAC oder An tAerchór) solle „eine Luftkampf- und Abfangfähigkeit durch eine Staffel von Kampfjets” erwerben. In dem Bericht steht weiter: „Die Luftwaffe sollte aus einer Struktur bestehen, die eine moderne und ausgewogene Flotte von Luftfahrzeugen verwalten, unterhalten und verwalten kann. Und für den Fall, dass – wie ebenfalls empfohlen – auch eine primäre Luftradarfähigkeit eingeführt wird, sollte der Chef der Luftwaffe für die Aufrechterhaltung eines anerkannten Luftbildes verantwortlich sein, um sicherzustellen, dass der irische territoriale Luftraum und der irisch kontrollierte Luftraum vollständig überwacht und dass Verstöße gegen die irische Souveränität erkannt werden und auch darauf reagiert wird.”
Keine tragfähige Luftverteidigungsfähigkeit
Der IAC verfügt aktuell über keine tragfähige Luftverteidigungsfähigkeit, sein einziger Kampfbestand ist auf acht waffenfähige Pilatus PC-9M Turboprops beschränkt. Dazu hält der Bericht fest: „In Bezug auf den Luftkampf ist sich die Kommission bewusst, dass der bestehende PC-9-Flugzeugtyp, der in erster Linie als Pilotenausbildungsflugzeug des (irischen= Air Corps fungiert, eine sehr begrenzte Luft-Luft- und noch mehr Luft-Boden-Kapazität bieten kann, zudem soll diese Flotte 2025 ersetzt werden.”
Kollege G. Jennings erläutert dazu in Janes Defence Weekly: „Wie bereits erwähnt, wird die aktive Luftraumüberwachungs-Intervention fallweise von der britischen Royal Air Force (RAF) erfüllt, die durch ein – nicht veröffentlichtes – Abkommen, das nach dem Anschlag vom 11. September 2001 in den USA unterzeichnet wurde, in den irischen Luftraum eindringen darf, um sogenannte ‚Renegades’, die nicht kommunizieren oder unklare Flugpläne vorlegen, abzufangen, zu identifizieren, abzudrängen (beispielsweise bei Militär- oder Staatsluftfahrzeugen zwecks Protest bei einer Regierung) oder einen Landezwang auszusprechen. Das betrifft nicht nur den Luftraum über der irischen Insel, sondern auch die weit in den Atlantik hinausreichende ,Shanwick Oceanic’-Kontrollzone. Das ist mit Hubschraubern oder Turboprop-Trainern technisch nicht möglich.”
Präferenz für südkoreanische FA-50?
In einem der Regierung vorgelegten Papier werden acht Stück des südkoreanischen leichten Kampfflugzeuges Kai FA-50 (eine Weiterentwicklung des Jet-Trainers T-50) mit Anschaffungskosten von rund 20 Millionen Euro pro Stück als „realistischste Option” markiert. Auch die anschließenden Seiten zur „Fleet Cost” legen FA-50s als Beispiel zugrunde. Zeithorizonte werden dazu zwar nicht konkret formuliert, aber die Empfehlung hat in Irland jedenfalls breiten medialen Widerhall gefunden, siehe hier (Irish Mirror) und hier (Irish Examiner).