Anlässlich unseres Besuchs bei der deutschen Rüstungsfirma Dynamit Nobel Defence (DND) haben wir mit Geschäftsführer Michael Humbek über Gegenwart und Zukunft des Unternehmes gesprochen.
Wieso hat man sich beim Wirkmittel 90 dazu entschieden, es als „disposable launcher”, also als „Wegwerfrohr” und nicht als „reloadable” zu konzipieren?
Wir wollten mit der Munition an unsere Antistrukturwaffe RGW 90 anknüpfen. Die „disposable”-Variante ist für den Kunden in der Anschaffung günstiger, da bei „reloadable” 50 Prozent der Anschaffungskosten für Wartung während des gesamten Lifetime Cycles anfallen. Unsere Erfahrung aber zeigt, dass Streitkräfte beide Systeme brauchen.
Es könnte in Zukunft also auch eine „reloadable” Version geben?
Genau. Wir denken derzeit jedenfalls über diese Variante des Wirkmittel 90 nach.
Wie hat die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und DND während der Entwicklung dieser Waffe ausgesehen?
Neben zahlreichen Prototypen-Tests hat die Bundeswehr Machbarkeitsstudien durchgeführt und bei der Risikominimierung mitgearbeitet. Forschungsintensivster Punkt war der Zünder, der Windgeschwindigkeiten beim Flug des Gefechtskopfs laufend misst und den Zündzeitpunkt neu berechnet.
DND stellt auch reaktive Panzerung her.
Stimmt, diese Technologie ist noch sehr jung, kommt aber schon beim Schützenpanzer Puma zum Einsatz, der gerade an die Bundeswehr ausgeliefert wird sowie beim französischen Kampfpanzer Leclerc für die Vereinigten Arabischen Emirate.
Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich das Geschäft bei DND entwickeln?
NATO-Nationen haben durch die geopolitischen Entwicklungen auf der Krim den europäischen Konflikt wieder im Fokus. Nach Jahren des Bestandsabbaus erwarte ich in den nächsten Jahren daher einen wachsenden Absatz von schultergestützten Waffen sowie Munition. Die Armeen werden ihre Panzerabwehrfähigkeit wieder ausbauen und erweitern derzeit ihr Zielspektrum von Anti-Panzer auf Anti-Struktur.
Lesen Sie dazu auch unsere Reportage „Wo die Panzerfaust herkommt – zu Besuch bei DND”. Hier geht es außerdem zu den anderen Beiträgen unserer Serie „5 Fragen an” und hier zu weiteren Meldungen von Dynamit Nobel Defence (DND).