Mario Spiegel ist Sales Manager des österreichischen Flugzeugherstellers Diamond Aircraft. In nächster Zeit rechnet er vor allem beim Hochleistungs-Turboprop-Trainer DART-750 mit guten Geschäften, wie er nach der Farnborough Air Show im Gespräch mit Militär Aktuell betont.

Herr Spiegel, wie war für euch Farnborough?
Nach dem Flug-Display des DART am ersten Tag der Show und vielen Gesprächen können wir sagen, dass sich das Interesse am Flugzeug weiterhin gesteigert hat und wir konkrete Kontakte mit weiteren diversen Ländern knüpfen konnten.

DART-750 von Diamond Aircraft – ©Georg Mader
Für den Hochleistungs-Turboprop-Trainer DART-750 ist die Nachfrage schon jetzt sehr groß.

Der DART-750 hat vor zwei Jahren seinen Erstflug absolviert. Es handelt sich dabei um einen Hochleistungs-Turboprop-Trainer mit Tandem-Konfiguration und mit Schleudersitzen, der zivil zugelassen wird. Wir haben uns im März auf der Military Flight Training Conference in London gesprochen, das ist aber eine Fachveranstaltung explizit für Luftwaffen-Training.
Das eine schließt das andere ja nicht aus und von den Luftwaffen wird vielfach auch eine zivile Zulassung gefordert, wie aktuelle Ausschreibungen zeigen. Auch die Flugzeuge anderer Hersteller haben zunächst meist eine zivile Zulassung.

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Rund um die Paris Airshow im vergangenen Jahr hieß es, die EASA-Zulassung für den DART würde heuer erfolgen, also 2024. Nun hört man, es könnte auch erst 2025 so weit sein. Wieso diese Verschiebung und was ist der gegenwärtige Status?
Ja, 2024 war geplant, aber dann hatte eine europäische Ausschreibung zusätzliche Anforderungen, was uns dazu bewogen hat, weitere Systeme in die Konfiguration zu integrieren. Daher die Verzögerung.

Wann soll dort eine Typenentscheidung fallen?
Noch heuer. Das neue Gerät in Tandemkonfiguration soll in der Basisausbildung die dortige Trainingsflotte ersetzen.

Hochleistungs-Turboprop-Trainer DART-750 von Diamond Aircraft – ©Georg Mader
Hochleistungs-Turboprop-Trainer DART-750 von Diamond Aircraft auf der Paris Airshow im vergangenen Jahr.

Das heißt, dort geht es um das Konzept von „Nur-Prop” – und dann gleich auf den Einsatzjet, oder? Wie in der Schweiz und in Spanien.
Ja, und in Spanien sogar schon von der ersten Flugstunde an auf Turboprop-Trainern. So wie übrigens auch in Australien.

Zurück zum DART: Nun geht es also in Richtung Zulassung. Wie läuft das?
Die Konfiguration steht nun und ist auch abgestimmt mit der EASA. Jetzt geht es etwa ein Jahr lang an die Zulassungstestflüge in Wiener Neustadt. Ein zweites Testflugzeug ist derzeit im finalen Zusammenbau und wird heuer noch fliegen.

©Militär Aktuell

Das heißt, man ist jetzt mit dem kanadischen Triebwerk als Endausbauzustand zufrieden?
Absolut. Das auch für „Aerobatics” zugelassene PT-6-Triebwerk ist international weit verbreitet, jeder kennt das, jeder kann darauf arbeiten. Das ist der finale Bauzustand. Auch die Schleudersitze sind übrigens nun Teil der Standardkonfiguration.

In Farnborough 2016 wurde mir – noch auf dem DART-450 – gezeigt, dass es an der Unterseite etwa auf der Höhe des hinteren Cockpits einen Schacht gibt, in dem ein IR-EO-Sensor zum Ausfahren geplant war. Gibt es den noch?
Den gibt es noch, aber in der Basiszulassung ist er jetzt noch nicht berücksichtigt, dafür fehlt uns aktuell die Zeit. Technisch ist er aber da und könnte zum Beispiel mit einem 15-Zoll-Sensor bestückt werden.

Georg Mader und Mario Spiegel – ©Georg Mader
Mario Spiegel im Gespräch mit Militär Aktuell-Autor Georg Mader.

Bestehen aktuell auch Kontakte zum Bundesheer? Dort dürfte ja wohl eher zeitnah die PC-7 aus 1983 zu ersetzen sein.
Wir stehen natürlich in Kontakt mit dem Bundesheer und für uns wäre der DART die einzig logische Lösung für den zukünftigen Basis-Trainer in Österreich. Auch mit Blick auf die Wertschöpfung. Wir haben zurzeit rund 850 Arbeitsplätze in Wiener Neustadt und bauen den Standort kontinuierlich aus. Bewaffnung? Stimmt, wir bieten das nicht an. Vom Grunddesign her, den sogenannten „Hardpoints”, wäre eine Bewaffnung aber möglich. Wir selbst halten uns aus der Bewaffnung raus, aber es gäbe wohl Drittfirmen, die das übernehmen könnten.

Können Sie uns abschließend sagen, in welchen Ländern Diamond Aircraft mit dem DART aktuell in Ausschreibungen aktiv ist?
Wie wir gesehen haben, verteilt sich das regionale Interesse aktuell ganz gut von Europa über Afrika und Asien bis nach Südamerika. Unter dem Strich hatten wir noch nie in der Geschichte der Diamond ein Flugzeug, dass noch vor der Zulassung international so viel Nachfrage – auch in Stückzahlen – hervorgerufen hat. Das wird nach der Zulassung viel Aktivität ergeben. Ich bin sehr positiv gestimmt.

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Quelle©Georg Mader