Anfangs noch als Geheimtipp gehandelt, entwickelte sich die Präsentation der ersten Pistolen des österreichischen Startup-Unternehmens Opos bei der IWA 2025 rasch zum Messehighlight. Wir ließen uns von Geschäftsführer Florian Tripaum die neuen Pistolenmodelle zeigen.

„Ich wollte immer den Status Quo challengen“, verrät uns Florian Tripaum seine Motivation hinter der Neukonstruktion der Pistolenmodelle von Opos. Als Absolvent der weit über die Landesgrenzen bekannten HTL Ferlach (Waffen- und Sicherheitstechnik) und Büchensmachermeister hatte er sich früh ein wagemutiges Ziel gesetzt. Er wollte ein eigenes, innovatives System entwickeln und damit in gewisser Weise einen Trend setzen. Hohe Präzision, eine gute Rückstoßkontrolle und mehr Sicherheit sollte die neue Waffe vereinen. Innovativ ist sein erster Wurf, die Opos Venator, in jedem Fall. Sie kombiniert eine moderner, digitaler Ansatz mit einem waffentechnisch höchst interessantem System.

Die Opos Venator auf der IWA 2025. ©Militär Aktuell/Bendl
Die Opos Venator auf der IWA 2025.

Digitale Anzeige

Ausgehend von der überall anzutreffenden Digitalisierung, entstand bei Florian Tripaum der Gedanke, diese Digitalisierung auch in die Handfeuerwaffen zu bringen. Ein erster Ansatz wurde mit der optionalen Integration einer Live-Statusanzeige gewagt. Darauf sichtbar sind der Munitionsstand, ein Sicherheitsstatus (beispielsweise, wenn kein Magazin angesteckt ist), der Batterieladestand und die Waffentemperatur. Zusätzliche Sicherheits- und Servicefunktionen sind angedacht, wie die Warnung vor überladener Munition oder auch Wartungsempfehlungen. Die Basis der Daten soll dafür immer die tatsächliche Nutzung sein.

Ob die Entwickler des Konzepts viel Umlernzeit für das Lesen des Displays bei gleichzeitigem Schießen vermuten? Nein, bekommen wir als Antwort. Die Patronenanzahl am Display würde aus dem Augenwinkel wahrgenommen werden können, für andere Details müsse man natürlich gezielter hinschauen.

Ein Glanzstück „Made in Austria“

Die Digitalisierung ist aber nur ein Teil der Neuentwicklung aus dem Hause Opos. Unabhängig von diesem optionalen Add-On ist die Venator ein technisch mehr als nur spannendes Projekt. Die Pistole hat eine Rotationslauf-Verriegelungssystem und hat damit nicht viele historische Vorbilder. Als eines der jüngeren Modelle ist da die Beretta Storm zu nennen. Technisch bedingt sorgt dieses System für mehr Präzision, als in einem System, bei dem dieser nach der Schussabgabe nach unten befördert wird.

Außerdem liegt die Laufachse sehr tief in der Hand der Schützen. Ein weiterer Vorteil der Pistole ist daher, dass sich damit ein sehr angenehmes Schussverhalten ergeben sollte, das, so vermuten wir, durch das Stahlgriffstück sogar noch ruhiger wird. Schnelle Schussfolgen bei gleichzeitig wenig Bewegung im Visierbild wären ein anzunehmender Effekt.

Produziert werden die Pistolen des burgenländischen Unternehmens in Österreich. Die Feinabstimmung und die Einpassung gewisser Teile erfolgt per Hand mit Feile. Wer jetzt an ein „hochgezüchtetes“ und fehleranfälliges System denkt, der täuscht sich aber: Tripaum erzählt, dass die Waffen im Dauerbeschuss mit 4.000 Schuss getestet wurden, ohne den Waffen mehr als eine minimale Reinigung zu gönnen. In den Tests zeigte sich die Venator als eine nicht sehr verschmutzungs- und überhitzungsanfällige Waffe, berichtet uns der stolze Entwickler.

@Militär Aktuell

Zukunftsweisend

Mit der Venator schwimmt Opos gegen den Strom, den die allermeisten Produzenten mit dem Verriegelungssystem von Browning und seinen Modifikationen vorgeben – oder anders gesagt: Opos macht sein eigenes Ding. Denn das Schlagsystem der Opos-Pistolen ist oberhalb des Laufs platziert. Das, in Kombination mit der sehr tiefen Laufachse, ist etwas Neues, sagt uns Tripaum.

IWA 2025: LOS startet Munitionsproduktion

300 Stück der Venator sind für 2025 im DACH-Raum geplant. Ab 2026 sollen weitere Verkaufsmärkte angesprochen werden. 18-Schuss-Magazine von Beretta passen in die Pistole, die Griffschalen sind austauschbar, die Visierung wird wahlweise am Verschluss oder am Rahmen montiert. Die Lauflänge beträgt 118 Millimeter (14,6 Zoll) und das Abzugsgewicht liegt bei nur 1.000 Gramm (höher auf Wunsch) – ganz klar wird die Venator mit diesen Zahlen zunächst vor allem für IPSC-Schützen interessant sein. Mittelfristig sollen aber auch Lösungen für Behörden entwickelt werden, denn, wie sich im Gespräch mit Geschäftsführer und Entwickler Florian Tripaum immer mehr der Eindruck erhärtet: Mit Opos wird nicht um einen, sondern um zwei Schritte voran gedacht.

Quelle©Militär Aktuell/Bendl