Mit dem erfolgreichen Flug des doch schon betagten indischen Premierministers Nadrendra Modi im indigenen LCA (Light Combat Aircraft) Tejas feiern die indischen Medien einen Moment nationalen Stolzes und ein Zeichen für die wachsende Fachkompetenz in der heimischen Verteidigungsproduktion. Dieser Flug betone nicht nur die Fortschritte der indischen Luftfahrttechnik, sondern auch die wachsende strategische Autonomie des Landes und die Rückenstärkung durch das Vertrauen der obersten Führung, heißt es von offizieller Seite.

@HAL IAF
Mit seinem Mitflug untermauerte Premier Modi Indiens Ambitionen beim Ausbau seiner Luftfahrtindustrie.

In der Tat zieht sich jedoch das indische Programm zu Entwicklung, Bau und Einführung durch den Staatsbetrieb Hindustan Aeronautics Limited (HAL) seit den ersten Entwürfen aus 1983 dahin und bestärkte zuletzt die Kritik an „Indiens byzantinischen Prozessen”. Der Erstflug erfolgte erst 2001, nachdem man lange ein untaugliches indigenes Triebwerk Kaveri verfolgt hatte, welches heute eine Schiffsturbine ist.

Es handelt sich beim Tejas um einen einstrahligen, deltaflügeligen Leichtkampfjet (rundum rund zehn Zentimeter kleiner als der Gripen), der ursprünglich die in die Jahre gekommenen MiG-21-Jets in der indischen Luftwaffe ersetzen sollte. Hätte das wie geplant stattgefunden, würden jene absturzgeplagten „Russenklassiker” schon lange abgestellt sein und nicht erst 2025 aus dem Dienst der IAF gehen. Indien fliegt einen logistisch suboptimalen Typenmix von 272 russischen Su-30MKI, dazu Mirage-2000, Dassault Rafále, MiG-29UPG und Jaguars. Stets betont das Parlament, das es statt rund 40 Staffeln (zu je 18 Stück) nur 29 gäbe und fordert dazu auf, die Flotte aufzufüllen.

Das sollte auch mithilfe des Tejas geschehen und so wurde – von wechselnden Regierungen – unbeirrt daran festgehalten. Und seit der Einführung des ersten Modells Mk.1 in die IAF im Jahr 2016 ist der Tejas zum Symbol für Indiens Drang nach Selbstständigkeit in militärischer Technologie geworden. Ausgestattet mit fortschrittlichen Funktionen wie der Luftbetankungsfähigkeit, einem AESA-Radar und einem ausgefeilten EloKa-System soll der Tejas viele der Konkurrenten in seiner Kategorie übertreffen. Seine Bewaffnung umfasst auch Beyond Visual Range (BVR) Fähigkeiten sowie Präzisions-Bodenangriffsmunition.

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Derzeit gibt es drei Serienmodelle – den Mk.1 mit eingeschränkten Fähigkeiten, Mark 1A und eine Zweisitzer-Trainerversion in welcher nun der Premier mitflog. 32 Mk.1 und 18 Mk.1 Zweisitzer sind im Zulauf und 97 Mk.1A (um rund vier Milliarden Euro, ab 2024) sind bestellt. Insgesamt plant die IAF die Beschaffung von 324 Modellen in allen Varianten, darunter auch bereits Mk.2, welcher sich mit einem Aufwand von nochmals rund einer Milliarde Euro derzeit in der Entwicklung befindet und – wieder erst einmal eine Zeitangabe wie schon viele – bis 2026 serienreif sein soll. Die Marineversion hat aber die indische Navy mit zu geringer Nutzlast für die „Ski Jump”-Schiffe abgelehnt. In noch weiterer Zukunft soll dem Tejas dann auch ein indisches Stealth-Design der 5. Generation folgen, das HAL Advanced Medium Combat Aircraft (AMCA). Dessen Design steht seit 2016 fest, man wartet auf das Go des indischen Sicherheitsrats.

@Georg Mader
Vom Tejas sind mehrere Serienversionen geplant – im Bild eine Mk.1.

Von indischen Kollegen wurde anlässlich des Fluges des Premierministers auf seinen Besuch in den USA im Juni 2023 hingewiesen, wo eine „wegweisende Vereinbarung getroffen wurde, die den Weg für die indische Produktion von modernen Jet-Triebwerken ebnete”. Der Technologietransfer mit dem US-Hersteller General-Electric zielt darauf ab, die lokale Produktion von GE-414 Triebwerken – sie sollen im Mk.2 zum Einsatz kommen – zu ermöglichen und die Abhängigkeit von ausländischen Importen für solch kritische Technologien zu reduzieren. Zur Erinnerung: auch beim ewigen regionalen Rivalen China sind moderne Hochleistungs-Turbofantriebwerke – bislang – stets die „Achillesferse” und abgeleitet von russischen Entwicklungen gewesen.

Quelle@HAL IAF, Georg Mader