Martin Thaler unterrichtet im Shootingpark Leobersdorf in der Kursreihe „Dynamic Carbine High Performance Fundamentals” worauf es beim Umgang mit dem Halbautomaten ankommt – ganz unabhängig, ob Schütze im IPSC, 3-Gun, Verteidigungsschießen oder in anderen Richtungen. Wie Martin diesen Spagat hinbekommt und was man in seinen Kursen lernt, erfährt ihr im Ranger Magazin, made by Militär Aktuell.
Der Trainer
Martin Thaler ist ein begnadeter Schütze. Ursprünglich aus dem statischen Präzisionsschießen kommend, hat er sich bald für den dynamischen IPSC-Schießsport begeistert und über die Jahre so einige sportliche Erfolge erzielt. Allein 2024 war schon ein mehr als nur erfolgreiches Jahr für Martin. Unter anderem belegte er den ersten Platz bei der österreichischen IPSC-Meisterschaft PCC 2024 (bei einem Score von ganzen 100 Prozent), den dritten Platz bei der Extreme Euro Open 2024 und den vierten Platz bei der Lynx Brutality 2024 in der Armored Division – also nicht unbedingt in der üblichen IPSC-Ausstattung mit Plattenträger und Battle Belt. Im Shootingpark Leobersdorf ist er nun als Trainer aktiv – das nahm das Team vom Ranger Magazin zum Anlass, den Halbautomaten-Kurs bei Martin zu besuchen.

Ausrüstung
Das Interesse an den Kursen ist groß, wie die eilig nachgeschobenen Ersatztermine für die einzelnen Module zeigen. Was gleicht auffällt: Nur ein AUG – nämlich jenes vom Ranger Magazin – findet sich unter den anwesenden Halbautomaten. Ansonsten: Viele PCCs in 9×19 und vereinzelte ARs in .223 Rem. Mündungsbremsen spielen in den Modulen 1 und 2 (k)eine Rolle. Denn: In den Einstiegsmodulen geht es darum, die eigene Waffenplattform so kennenzulernen, wie sie – mehr oder weniger – von Werk aus ist. Ist keine Mündungsbremse montiert, fällt die Rückmeldung nach der Schussabgabe deutlicher aus, man kann sie also auch leicht in Bezug zu seinem Stand oder Positionierung interpretieren. Eine „falsche Wahl“ gibt es aber nicht.

Als Ranger-Aufgabe, die wir uns selbst auferlegten: Zumindest die Einführungskurse sollten durchgängig mit 10er-Magazinen geschossen werden. Unterstützung für das Vorhaben fanden wir bei MK Unit. Die Magazinkoppler für die älteren 9+1er-Magazine sind schon länger in Gebrauch und haben sich mehrfach bewährt. Nun sollten auch die neuen Magazin-Dummies und die Koppler für die 10er-Magazine getestet werden. Die Dummies werden an die Koppler angeschraubt und lassen einen satten Griff zu, den man sonst nur vom originalen 30er-Magazin kennt. In den bisher besuchten Modulen 1 und 2 gab es keine Schwierigkeiten damit. Vielmehr war das Arbeiten mit den Dummies sogar sehr angenehm. Ein erstes Zwischenfazit zum Langzeittest haben wir hier zusammengestellt.
Auch im minimalistischen Setup kommt man in den Einstiegskursen gut voran. Man sieht vereinzelt Battle Belts und ein paar schlanke IPSC-Gürtel, aber eben auch die Verwendung der Hosentasche als „Magazinpouch” ist nicht unüblich. Man nimmt, was man hat. Sehr angenehm!
Martin hat auf seinem AR einen Laser montiert, mit dem er die Übungen und so manche Verschlechterung oder Verbesserung vorzeigt, wenn man diese oder jene Änderung vornimmt. Martins Kurswaffe, das betont er, ist keine hochgetunte Wettbewerbswaffe. Viel mehr will er uns zeigen, dass die Grundsätze, die wir im Kurs vermittelt bekommen, für jede Waffenart gelten und eine präzise Schussfolge und gutes Rückstoßmanagement nicht von bestimmten Zubehörteilen abhängig sein muss. Sehr sympathisch!

Im Kurs
In den Einstiegsmodulen geht es nicht um die Vermittlung von Grundlagen der Waffenhandhabung. Das Herstellen der Sicherheit, Magazinwechsel, Störungsbeseitigung – das sollte man alles selbst in den Kurs mitbringen. Ein Ziel von Modul 1 ist vielmehr, die eigene Position, also den für sich geeigneten Stand zu finden. Aus ihm sollen zugleich schnelle und präzise Schussfolgen möglich sein.

Der Stand unterscheidet sich, wie Martin vorzeigt, nicht von jenem im Pistolenschießen. Spätestens ab da beginnt für viele das Umlernen von über die Jahre eingeschliffenen Vorgängen. Dieser Ansatz ist ja nicht neu, aber setzt man ihn auch tatsächlich immer ordentlich um? So machen sich schon sehr früh im Kurs die ersten „Aha-Effekte” bemerkbar. Uns wurde nicht zu viel versprochen!
Stehen, aber richtig
In den Einstiegsmodulen geht es ganz grundlegend darum, mit Mikrokorrekturen der Schulter, der Körperspannung, der Körperneigung, der Position der Füße und von vielem mehr herauszufinden, was diese oder jene Position bei der Schussabgabe bewirkt. Wie verhält sich der Rückstoß? Zieht man eher hinauf, muss an einer bestimmten „Schraube gedreht” werden, wandert der Lauf nach Schussabgabe zur Seite, gilt es andere Korrekturen durchzuführen. So arbeitet man sich – mit minimalem Munitionsverbrauch! – zur eigenen Position vor.
Undogmatisch und munitionsschonend
Die Betonung liegt auf der eigenen Position. Martin vermeidet gänzlich, dogmatisch diesen oder jenen Handgriff oder eine ganz bestimmte Position zu lehren. Die Schützen kommen ja mit verschiedenen Plattformen und Ansprüchen in den Kurs. Noch dazu ist jeder Körperbau unterschiedlich. Also wählt Martin einen Weg, den alle für sich adaptieren können. Perfekt.
Indem man noch dazu selbst wahrnimmt, was bei der Schussabgabe passiert und die Rückmeldung vom Trainer zur Korrektur erhält, wird gleich vor Ort Wissen generiert, das man ins Trockentraining mit nach Hause nehmen kann. Im Kurs geht es letztlich auch darum, diesen Stand einzuprägen. Er muss zur Gewohnheit werden.
Im scharfen Schuss sind wir alle wesentlichen Muskelgruppen im angespannten und lockeren Zustand durchgegangen, von Kopf bis Fuß, und nein, das ist nicht sprichwörtlich gemeint. Der Effekt zeigt sich sofort und bei minimalem Munitionsverbrauch. Oder wer würde damit rechnen, in einem Modul im dynamischen Schießen nur etwa 110 Schuss in dreieinhalb Stunden Richtung Ziel zu setzen? Eigentlich wären es noch weniger, aber Martin setzt auch auf Drills, in denen nach eigenem Ermessen geschossen wird und da verlassen schon mal ein paar Salven mehr den Lauf …
Erkenntnisse
Im Austausch mit den Kurs-Kollegen ergibt sich ein klares Bild: Manche kommen zum Kurs als Anfänger, manche wollen sich in Wettkämpfen optimieren, und manche werden zu Anfängern, weil sie am eigenen Leib spüren, dass die über Jahrzehnte angewöhnte Haltung gar nicht so effizient ist, wie sie bislang dachten. Schnell erkennt man durch den Kurs: Kleinigkeiten machen’s aus.

Man beginnt, an diesen minimalen Faktoren des eigenen Stands zu feilen, erkennt, welche großen Auswirkungen sie bereits in der kurzen Distanz haben – Modul 1 wird nur in der 25 Meter-Halle vom Shootingpark Leobersdorf geschossen. Der Abstand zum Ziel liegt großteils weit darunter, denn mehr ist gar nicht notwendig, um die Grundlagen zu lernen.
Ranger-Fazit
Der Fokus liegt ganz klar auf Effizienz. Alle lernen, mit einfachen Mitteln das Maximum aus ihrer Plattform herauszuholen. „Sie kann ja viel mehr, als schöne Schussbilder auf 25 Meter Distanz zu generieren”, gibt uns Martin noch auf den Weg mit. Aber nicht nur das. Man erkennt so mit verhältnismäßig wenig Aufwand, was am eigenen Setup passt und was nicht.
Martins Zugang zum Halbautomaten eröffnet schon mit dem ersten Kurs ganz neue Tore. Schritt-für-Schritt-Anleitungen bringen schon früh die ersten Lerneffekte, Drills vertiefen das Wissen. Nach dem Kurs ist es ratsam, das Gelernte möglichst bald im Trockentraining und am Schießplatz durchzugehen, damit es sich leichter festigen kann. Entsprechend begeistert und motiviert geht man nach Hause und weiß, an welchen Punkten man arbeiten sollte.
Im Ranger Magazin wird auch über die weiteren Kursmodule von Martin Thaler im Shootingpark Leobersdorf berichtet werden. Weiter geht es mit Modul 2, in dem auf dem Gelernten aufgebaut wird.