Johannes Kouba von Critical Knowledge vermittelt im Kurs „Shooting Range Lifesaver A” lebensrettendes Wissen zur Versorgung von Schuss-, Stich-, Querschläger- und Schnittverletzungen. Was euch sonst noch im Kurs erwartet, erfahrt ihr im Bericht vom Ranger Magazin, made by Militär Aktuell.
Regelmäßig veranstalten Johannes Kouba, Gründer von Critical Knowledge, und sein Team Kurse, in denen lebensrettende Maßnahmen gelehrt werden. Ob im privaten, geschäftlichen oder öffentlichen Umfeld, am Schießplatz, bei der Jagd oder im Betrieb, Hans passt die Kursinhalte genau auf die Bedürfnisse an. Als Profi mit Einsatzerfahrung in einer Spezialeinheit, als ausgebildeteter NATO Special Operations Combat Medic, Notfall- und Feuerwehrsanitäter weiß er, was er tut. Im Ranger Magazin #2 leitete er den großen Tourniquet-Test (-> Hier als E-Paper nachlesen.).

Kursablauf
Im Kurs „Shooting Range Lifesaver A” lernt man die richtige Versorgung von stark blutenden und lebensbedrohlichen Wunden. Zuerst müssen aber Grundlagen vermittelt werden: Zu den Themen Recht, Anatomie, Materialkunde und zur Wunderversorgung. Dazu kommen noch Prävention und das richtige Vorgehen am Unfallort, was ja gerade am Schießplatz ein wichtiger Punkt ist.
Danach geht es ab ins Szenarientraining, bei dem man einmal „Erstversorger” und einmal „Patient” spielt. Dazwischen gibt es ganz viele Möglichkeiten zum Fragenstellen, Probieren und Lernen. Nach erfolgreichem Abschluss erhält man ein Teilnahmezertifikat und ein zusätzliches Zertifikat von Stop the bleed, einem mittlerweile internationalen Programm, bei dem die Erstversorgung von stark blutenden Wunden gelehrt wird. Einen exklusiven Patch für Kursabsolventen gibt es oben drauf.
Was man lernt
Der Fokus liegt auf Verletzungen, die am Schießplatz passieren können und lebensbedrohlich sind. Im Laufe des Kurses wird aber klar, dass die Verletzungsmuster ebenso gut auch bei schweren Autounfällen, in Amok- und Terrorlagen sowie bei Messerstechereien auftreten. Damit hat der Kurs eine Relevanz, die weit über potentielle – aber höchst seltene – medizinische Ereignisse auf der Schießstätte hinausgeht.
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Aber Vorsicht: Man wird beim Kurs nicht zum taktisch-geschulten First Responder. Das sind Profis mit oftmals behördlichem Hintergrund, die ihr Wissen in zahlreichen Kursen und durch viel Praxis erworben haben. Dieser Kurs hier richtet sich an Laien. Der Großteil der Kursteilnehmer hat vor zehn oder mehr Jahren im Rahmen des Führerscheinkurses den Ersthelfer gemacht. Vereinzelt waren auch erfahrene Sanitäter dabei sowie so mancher Abenteurer. Auch Amy 9×19 und Teile vom Team aus dem Eichenwerk waren mit dabei.
Unter den gefährlichsten Dingen, mit denen sich die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer auseinandersetzen, wurde beispielsweise das Holzhacken und das Schießen genannt, sowie das Solo-Bergsteigen und das Wandern in einer bärenreichen Wildnis. Man sieht: Das Einsatzspektrum ist groß.
Im Kurs
Gar nicht so „trockene” Grundlagen lernte man gleich am Anfang des Kurses. Unter welchen Umständen muss man Erste Hilfe leisten? Wann darf man auf erweitertes Wissen – und die entsprechende Ausrüstung – zugreifen? Diese und ähnliche vermeintlich „trockene” Themen der rechtlichen Grundlagen wurden praxisnah besprochen, sodass man viel Handlungssicherheit gewinnt.
Bei der Anatomie legte Hans den ganz besonderen Fokus auf die Blutversorgung. Wie viel Blutverlust kann vom Menschen noch eigenständig kompensiert werden? Wie viel Zeit hat man bei der Erstversorgung von stark blutenden Wunden? Welcher Zusammenhang besteht zwischen Blut und Wärme und was bedeutet das für die Erstversorgung? Grundlegende Fragen, die einmal mehr unterstreichen, wie verwundbar der Mensch ist und wie schnell es „aus” sein kann, wenn man nicht richtig – oder gar nicht – versorgt wird.
Reale Fotos von Verletzungen und Videos von Unfällen zeigten dann, worum es eigentlich geht. Sie führen das drastisch vor Augen, was Hollywood nicht gelingt: Echtes Blut, echte Schmerzen, echte Probleme.
Dann ging’s schon los. Geübt wurde das Anlegen des Tourniquets und das „scharfe” Zudrehen an einem selbst und am Übungspartner (-> Im Ranger Magazin #2 gibt es einen großen Tourniquet-Test von Critical Knowledge). Dazu kamen außerdem das Anlegen von Druckverbänden und das Tamponieren – im Volksmund: „Stopfen” – von Wunden, die sich im Becken-, Hals- und Schulterbereich befinden. Geübt wurde an Fleischstücken, die mit „Arterien” aus Gummi und Kunstblut präpariert wurden. Wurde die Wundtamponade richtig durchgeführt, floss kein „Blut” mehr.
Höhepunkt: Das Szenarientraining
Im letzten Kursabschnitt wurde die Extra-Garnitur mit Außenbekleidung ausgepackt: Die erste Hälfte der Gruppe durfte sich umziehen, um dann mit Trainings-Moulagen, also mit erstaunlich authentisch wirkenden Attrappen von Verletzungen, sowie mit Kunstblut „verschönert” zu werden.
Geübt wurde außerdem in der Ausstattung, mit der man sich sonst auch am Schießplatz befindet. Pistole mit Holster war also die Regel, manche waren zusätzlich noch mit Langwaffen dabei. Bei einem Notfall am Schießplatz muss zunächst einmal für die Ersthelfer und die nachfolgenden Rettungskräfte Sicherheit hergestellt werden: Waffen entladen und sicher auf Abstand bringen. Diese faktische Sicherheit zählt gerade bei Nicht-Schützen gefühlt „doppelt”, ist also auch für das subjektive Empfinden der Helfer, die in dem Moment vielleicht zum ersten Mal auf einem Schießplatz sind, sehr wichtig.
Die „Verwundeten” bekamen Anweisungen, wie sie sich zu verhalten haben. Währenddessen richtete sich die andere Gruppe das Erste-Hilfe-Pakerl zurecht. Im ersten Durchgang wusste noch niemand, was auf ihn oder sie zukommen sollte …
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Laute Musik, Schreie, Stress und eine unübersichtliche Situation. Sogar wenn man darauf vorbereitet ist, in einen Raum zu treten und dort das Geübte anwenden zu müssen – niemanden ließ die zunächst unklare Situation kalt. Plötzlich steht oder kniet man vor einem Unfallopfer und muss helfen.
Also ging’s los: Parallel zur Ansprache wird die Verletzung gesucht. Oh Mist, die Waffe gehört ja auch noch abgenommen. Gleich der nächste Stressfaktor: Was tun, wenn die Patientin aufrecht am Boden sitzt, über Bauchschmerzen klagt, sonst aber gerade einmal ihren Namen nennen kann und man keine äußere Verwundung sieht, weil sie nur dunkle Kleidung trägt? Also weiterhin: Sprechen, Suchen, Abtasten – Finden! Die „Bauchschmerzen” kamen von einem Durchschuss im Bauchbereich. Hier wird nicht „gestopft”, sondern geklebt und zwar mit einem Chest Seal.
Auch wenn es den Schaden nicht repariert, es schenkt im besten Fall etwas Zeit für die Rettungskräfte. Das Stichwort! Schnell nebenbei noch „die Rettung” in einem fiktiven Gespräch rufen, parallel die Verwundete aber nicht verunsichern und vor allem bei Laune halten und sich um ihren Wärmehaushalt kümmern. Erst dann war der erste Rundum-Blick möglich – eigentlich viel zu spät. Rundherum ein ähnlicher Tumult. Da wurden „Wunden” gestopft, Bandagen angelegt, stabile Seitenlagen eingenommen, …
In der Nachbesprechung kam der Reihe nach alles zum Vorschein, was funktioniert hatte und was noch auf die Übungsliste gehört. Diese wurde derweil immer länger …
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Ranger-Fazit
Das Szenarientraining stellt den Höhepunkt des Ein-Tages-Kurses dar. Danach waren wir alle voll mit theoretischen Informationen, aber auch mit vielen Stunden Praxiswissen bereichert. Durch die kluge Kombination aus Theorie, Praxis, genauer Kontrolle vom Kursleiter und der Möglichkeit, Fragen zu stellen, wurde uns viel Handlungssicherheit und Vertrauen mitgegeben. Grenzen des Machbaren sind aber auch klar erkannt, ebenso wie definitiv auch Verbesserungspotential an einem selbst. Vor professionellen Ersthelfern hat man jetzt definitiv noch mehr Respekt als zuvor.
Der Kurs schenkt unzählige Erkenntnisse. Praktisch alles lässt sich sofort umsetzen, denn wie immer gilt: Üben, üben, üben! Das mitgegebene Werkzeug kann – und soll! – ganz leicht an die eigene Familie weitergegeben werden. Ein absoluter Mehrwert des Kurses.
Die Rückmeldung der Kursteilnehmer offenbarte durchwegs, dass wir alle gleich empfanden: Wir erarbeiteten uns an dem Tag viel mehr Handlungssicherheit in schwierigen Notsituationen, kennen zugleich unsere aktuellen Grenzen, die nun aber um ein gutes Stück weiter versetzt wurden. Hans führte systematisch und ruhig durch die komplexen Kursinhalte. Er nimmt auf die Erfahrungen der einzelnen Kursteilnehmer Rücksicht und steht sofort bei Fragen zur Verfügung.
Unser Fazit: Es gibt tatsächlich niemanden, der oder die nicht von diesem Kurs profitieren könnte. DIe Teilnahme ist eine absolute Empfehlung. Umgekehrt gesagt: Das hier vermittelte Wissen sollte Standard für alle sein.