Marco Hierzer von Hexagon ist ein begnadeter Holster-Hersteller. Mit Hexagon machte sich der Polizist 2022 selbständig und erfüllte seinen Traum: Perfekt angepasste Holster aus Kydex für Pistolen und Werkzeuge aller Art genau nach Kundenwunsch und „Made in Austria” herzustellen. Wie es dazu kam, was das Besondere an den Holstern ist und was ihn in seinem Handwerk antreibt, das schildert er im Interview.

Marco, welchen fachlichen Hintergrund bringst Du in Dein Unternehmen?
In Wiener Neustadt habe ich das Militärrealgymnasium besucht, später habe ich mich beim Bundesheer, nach dem EF (Einjährig-Freiwilligen-Ausbildung), für weitere sechs Jahre verpflichtet. Im Anschluss, 2014, ging es zur Polizei. Dort war ich zwei Jahre im nicht unbedingt ruhigsten Eck von Graz im Außendienst tätig. Zuletzt ging es für mich zum Sektor Graz, einer Sondereinheit der Bundespolizei in der Steiermark. Die Arbeit dort ist sehr anspruchsvoll und abwechslungsreich. Besonders in der Zeit von Militär und Polizei habe ich auch einige Erfahrungen sammeln dürfen, die Waffen und Ausrüstung betreffen. Zusätzlich bin ich selbst leidenschaftlicher Schütze und mittlerweile auch Sammler.

„Ich bereue keine Sekunde bei der Polizei. Dort, und auch zuvor beim Militär, lernte ich Stressresistenz und den Blick für das Wesentliche.“

Marco Hierzer, Gründer von Hexagon

Wie kam es zur Idee, Hexagon zu gründen?
Die Gründung von Hexagon ist aus einer Not entstanden. Beim Sektor Graz trainierten wir natürlich mit Waffenlichtern. Zu dem Zeitpunkt besorgte ich mir ein neues Waffenlicht, zu dem es zu dem Zeitpunkt kein Holster mit der entsprechenden Sicherung gab, jedenfalls nicht für mich, denn ich bin Linkshänder. Handwerklich nicht ungeschickt, traute ich mich, aus dieser Not heraus, ein erstes Holster herzustellen. Die Arbeit machte mir Spaß und ich habe recht rasch gemerkt, dass ich ein gewisses Talent dafür habe. Dann kam ein guter Freund auf mich zu und wollte auch mit Holstern ausgestattet werden. So ging es immer weiter. Irgendwann sagte er dann: „Marco, wieso machst Du Dich nicht eigentlich damit selbständig? Das Produkt funktioniert und ist lässig.” Das war die Initialzündung, es zu wagen. Alles andere war „Learning by doing” und viel Testen.

Angefangen habe ich mit den Holstern rein für Pistolen. Die Kunden haben mir aber auch Ideen und Wünsche präsentiert, die ich dann auch selber umsetzen wollte. Sie wollten Holster für Magazine, Messer und sonstige Ausrüstungsgegenstände. Am Markt finden sich für sonstige Ausrüstungsgegenstände eher recht einfach gestaltete Holster, die noch dazu zumeist nur in Schwarz erhältlich sind. Nachdem ich aber auf Details achte und so viel wie möglich customize, freuen sich die Kunden nun auch über die neuen Produkte.

Marco Hierzer, Gründer von Hexagon. ©Hexagon
Marco Hierzer, Gründer von Hexagon.

Ich finde es selbst ja auch spannend. Ich liebe alles, bei dem Hirnschmalz gefordert ist. Die Kunden kommen zu mir mit Ideen und Wünschen, wollen spezielle Lösungen. Für so etwas bin ich Feuer und Flamme. Ich tüftle, plane und arbeite an der Umsetzung. Alles, was mit Produktentwicklung und Testen zu tun hat, da fühle ich mich wohl. Das gefällt mir unheimlich.

Übrigens: Mein allererstes Holster habe ich später in der Werkstatt für alle sichtbar aufgehängt. Es ist wirklich nicht sehr schön geworden. (lacht) Aber daran sieht man, wie ich angefangen habe und wo wir jetzt, nach sechs Holster-Generationen bei Hexagon, stehen.

„Kundenzufriedenheit ist mir sehr wichtig. Das Produkt soll so sein, wie es sich der Kunde wünscht.“

Marco Hierzer, Gründer von Hexagon

Was macht die Holster von Hexagon aus? Was ist Dir bei den Produkten von Hexagon wichtig?
Mir ist wichtig, dass alles bei uns Handarbeit ist. Außerdem ist mir die Beratungsfunktion sehr wichtig. Ich nehme mir die Zeit und frage nach, wozu das Holster verwendet werden soll. Waffe, Holster und Situation sollten ja genau aufeinander abgestimmt sein. In der Beratung kommt dann oftmals hervor, dass die Vorstellungen des Kunden am Anfang des Gesprächs nicht immer mit dem übereinstimmen, was er in Wahrheit gerne hätte. Gemeinsam finden wir dann die eigentlich passende Lösung.

Über allem steht bei uns also immer die Qualität. Mir ist es wichtig, dass ich mir für die Arbeit an den Holstern auch Zeit nehme, denn wenn ich schon solche Produkte anbiete, darf auf gar keinen Fall die Qualität leiden. Mir ist lieber, es dauert ein oder zwei Tage länger, als dass die Qualität leidet. Natürlich will ich die Handarbeit beibehalten. Eine Automatisierung interessiert mich nicht.

Außerdem haben wir einen sehr großen Grundstock an Mustern, den wir lagernd haben und auch besorgen können. Ganz spannend wird es, wenn ein eigenes Muster verlangt wird, sei es von einer bestehenden Grafikdatei oder nur nach groben Vorstellungen. Dann arbeiten wir mit einem Kydexbeschichter in den USA zusammen, der absolute Top-Qualität bietet. Der Druck wird als eine eigene Schicht am Kydex aufgetragen und kann daher nicht ausfransen, wie eine auf das Kydex aufgeklebte Schicht. Trotz dieses Aufwandes achten wir sehr auf faire Preise, wie wir auch immer wieder von Kunden als Rückmeldung erhalten. Wir setzen aber insgesamt auf „Made in Austria”. Ganz neu ist, dass wir die Beingurte nicht mehr aus dem Ausland bestellen müssen, sondern wir sie von Radial Gear aus Österreich maßgeschneidert bekommen.

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Mit welchen Herausforderungen hattest Du zu kämpfen?
Man muss es so sagen: Die Bürokratie war schon ein Hindernis. Man braucht einige fachliche Voraussetzungen und gewerbliche Nachweise, um das Gewerbe anmelden zu können. Neben der Unternehmerprüfung musste ich auch einen Auszug aus der Meisterprüfung vom Kunststoffgewerbe machen. Das hat entsprechend lange gedauert. Von der Idee bis zur Anmeldung des Unternehmens im Oktober 2022 hat es daher eineinhalb Jahre gedauert.

Ich hätte aufgrund des großen Aufwands oft aufgeben können, aber ich wollte es durchziehen. Trotz aller Mühen: Rückblickend betrachtet war es für den tatsächlichen Gewerbestart eines der besten Dinge überhaupt, das mir passieren konnte. Ich hatte eineinhalb Jahre Zeit die Firma aufzubauen. Bei den Zulieferern konnte ich mir Zeit nehmen, um herauszufinden, wer das beste Kydex produziert, wer die besten Muster herstellt und bei wem Lieferzeit, Qualität und Preis zusammenpassen. Zum eigentlichen Start des Gewerbes konnte ich also schon ein sehr gutes Portfolio aufweisen und die Produkte in der richtigen Qualität liefern.

Hier geht es zu den anderen Beiträgen unserer Serie „5 Fragen an”.

Quelle©Hexagon