Das Österreichische Bundesheer kauft neue Jet-Trainer vom Typ M-346FA des italienischen Herstellers Leonardo. Im fünften Teil unserer großen Serie (zur Einleitung und zum ersten Teil) werfen wir nun einen Blick auf die Varianten, die Entwicklung und den weltweiten Einsatz des fortschrittlichen Jet-Trainers.
In der Basisvariante („A” beziehungsweise „AJT” für Advanced Jet Trainer) ist die M-346 unbewaffnet und ausschließlich für die Ausbildung von Kampfjetpiloten vorgesehen. Das Flugzeug simuliert dabei im Trainingsflug die Verfügbarkeit von Sensoren, elektronischen Gegenmaßnahmen und Bewaffnung sowie die Anwesenheit eigener und gegnerischer Kräfte.
Die generierte Symbolik wird dabei an den späteren Einsatztyp der auszubildenden Person angepasst. Zudem verfügt die Maschine über einen Trainingsdatenlink, der den Austausch taktischer Szenariodaten während Multi-Ship-Trainingsmissionen mit anderen Übungsteilnehmern ermöglicht.
Um Auszubildende schrittweise an die Belastungen moderner Kampfflugzeuge heranzuführen, können die G-Kräfte je nach Ausbildungsstand begrenzt werden.
Zur Ausrüstung der AJT gehören auf Kundenwunsch Zusatztanks, Behälter für Übungsbomben und -raketen, Kanonenbehälter sowie ACMI-Pods (Behälter in Form einer Luft-Luft-Rakete zur Datenübertragung bei Luftkampfübungen).

Die Entwicklung zum leichten Kampfflugzeug
Mit Abschluss der Musterzulassung begann Alenia Aermacchi mit der Entwicklung einer kampffähigen Mehrrollen-Variante des Flugzeugs.
Dass die M-346 grundsätzlich in der Lage sein sollte, Außenlasten zu tragen – und damit auch als leichtes Kampfflugzeug einsatzfähig zu sein –, war von Beginn an eine bewusste Designentscheidung. Die Serienmaschine verfügt über sieben Außenlastträger und kann mit bis zu drei Tonnen Nutzlast beladen werden.
Leonardo bezeichnet die M-346-Serie inzwischen als „Light Fighter Family of Aircraft” (LFFA). Ziel ist es, kundenspezifisch Mehrzweckfähigkeiten auf einer einzigen Plattform zu vereinen. Das Flugzeug soll sowohl für die Ausbildung als auch für militärische Einsätze in Szenarien dienen, die nicht durch feindliche Luft- oder Landdominanz geprägt sind – und dies auf kosteneffiziente Weise.

Israel wird zum Programmpartner
Ein bedeutender Schritt – sowohl in Bezug auf die Technik im Flugzeug, die Trainingsausstattung als auch die Ausrüstung mit Sensoren und Bewaffnung – waren die am 19. Juli 2012 unterzeichneten Verträge zwischen Finmeccanica und dem israelischen TOR-Joint-Venture von Elbit Systems/Israel Aerospace Industrie (IAI).
Das Tauschgeschäft zwischen Italien und Israel umfasste auf der einen Seite 30 M-346 (in Israel „Lavi” genannt) und auf der anderen Seite zwei Radarwarnflugzeuge vom Typ IAI Gulfstream G550 AEW sowie einen optischen Militärsatelliten vom Typ IAI/MBT OPTSAT-3000.
Die israelische Rüstungsindustrie ist seither maßgeblich am M-346-Programm beteiligt – unter anderem mit Sensoren wie dem Litening V und RecceLite-Pods, dem LVC-Trainingssystem sowie verschiedener System-Hard- und Software. Elbit ist zudem Partner der griechischen Luftwaffe im International Pilot Training Center in Kalamata.

Die Maschinen wurden zwischen 2014 und 2016 ausgeliefert und absolvierten bis Juni 2020 insgesamt 50.000 Einsätze.
Die Entwicklung der Fighter Trainer-Variante (FT)
2016 wurde auf der Flugshow in Farnborough von Leonardo die Variante M-346FT präsentiert. Auf Basis des fortgeschrittenen Trainers M-346 integriert die FT-Variante (Fighter Trainer) eine breite Palette von Systemen und Sensoren zur taktischen Unterstützung und Luftverteidigung – darunter ein taktischer Datenlink, ein Selbstschutzsystem, Erkennungs- und Zielsensoren sowie eine Auswahl an Waffensystemen.
Die FT-Konfiguration stellt eine Basisversion mit operationellen Fähigkeiten dar, die durch zusätzliche Sensorik erweitert werden kann.
Zu den Hauptmerkmalen der FT zählen – zusätzlich zu den Eigenschaften der AJT – eine Luftbetankungseinrichtung, netzwerkzentrierte Kommunikation über taktische Datenlinks, ein defensives Selbstschutzsystem inklusive Radarwarnempfänger und Täuschkörperdispender sowie die Möglichkeit zur Reduktion der Radarsignatur auf unter ein Quadratmeter.
Als Bewaffnungsoptionen sind freifallende, lasergelenkte und Gleitbomben der 500-lb-Klasse (226 Kilogramm), 20-Millimeter-Kanonenbehälter, Mehrfachraketenwerfer, infrarotgelenkte Kurzstreckenraketen, 630-Liter-Zusatztanks sowie Aufklärungs- und Zielerfassungs-/Markierungsbehälter vorgesehen.

Die Variante Fighter Attack (FA)
Bereits im Jahr darauf (2017) stellte Leonardo die Variante FA der Öffentlichkeit vor. Diese verfügt mit dem Multimode-Radar Grifo-M-346 erstmals über ein eigenes Bordradar. Das Radar kann unter anderem hochauflösende Bodenbilder erzeugen, unterstützt die automatische Freund-Feind-Erkennung und ermöglicht Zielzuweisung sowie Datenverbindungen zu radargelenkten Luft-Luft-Raketen.
Für das Cockpit besteht die Option, Helme mit integrierten Displays zu verwenden.
Der bei der FT-Variante noch optionale Kit zur Reduktion der Radarsignatur ist bei der FA-Version serienmäßig integriert.
Die M-346FA mit Grifo-M-346-Radar absolvierte ihren Erstflug im Juli 2020.

Übersicht der M-346-Kunden
- Italienische Luftwaffe: 18 (in der IFTS Trainingsschule) + 20 (Block 20 für Frecce Tricolori)
- Leonardo: 4 (in der IFTS Trainingsschule)
- Singapur: 12
- Israel: 30 (Das TOR-Joint-Venture von Elbit Systems/IAI hat die Flugzeuge erworben und betreibt sie für die israelische Luftwaffe)
- Polen: 16 (-> Vier weitere M-346 für Polen)
- Griechenland: 10 (Partnerschaft mit Elbit/International Pilot Training Center, Kalamata, -> Griechenland stockt M-346-Flotte auf)
- Katar: 6 (-> Katar schlägt bei Leonardos M-346 zu)
- Turkmenistan: 6 (4 FT + 2 FA, -> Turkmenistan ist nächster M-346-Kunde)
- Nigeria: bestellt 6 + 6 + 6 + 6 (24 FA) – drei in Auslieferung 2025, drei sollen 2026 folgen (-> Leonardo bestätigt 24 M-346 für Nigeria)
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Österreich: 12 + 6 + 6 (in Verhandlung, -> Details zum Trainingsjet-Kauf)

Embedded Tactical Training System (ETTS), Integriertes Trainingssystem (ITS) und Ground Based Training System (GBTS)
In die M-346 ist auch ein ETTS (Embedded Tactical Training Simulation) integriert, mit dem ein vollständiges Paket an Sensoren, Gegenmaßnahmen und Waffen simuliert werden kann.
Dabei wird ein virtuelles taktisches Szenario erstellt, in dem Luft-, See- und Landstreitkräfte – ob Freund oder Feind – während der Trainingsmissionen in Echtzeit mit dem Flugzeug interagieren.
Das integrierte Trainingssystem (ITS) der M-346 umfasst neben dem Flugzeug auch ein umfassendes bodengestütztes Trainingssystem (GBTS). Dieses ermöglicht es den Flugschülern, den gesamten Lehrplan und die Ausbildungsziele am Boden zu erlernen und zu üben, bevor sie diese im Flug umsetzen.

Das führt zu erheblichen Kosteneinsparungen bei der Ausbildung von „Fast Jet”-Militärpiloten und reduziert die Risiken, die mit dem Einsatz mehrerer Flugzeuge während der Trainingsmissionen verbunden sind.
Ein zentrales Element des ITS ist das Live-Virtual-Constructive-System (LVC):
- Live: reale Flugzeuge im Luftraum
- Virtual: computergenerierte Freund- und Feindkräfte
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Constructive: durch zugeschaltete Simulatoren gesteuerte Elemente
Damit lassen sich komplexe Luftkampfszenarien mit realen und virtuellen Teilnehmern in Echtzeit simulieren.

Beispiel im Bild: Die Flugzeuge BLUE1 und BLUE2 befinden sich real in der Luft. BLUE3 wird vom Simulator am Boden aus gesteuert und in die Cockpits von BLUE1 und BLUE2 eingespielt. Die Gegnerflugzeuge RED1 bis RED4 sowie die Flugabwehrbatterie SAM1 werden vom Ausbilder im Kontrollzentrum ebenfalls in die Cockpits von BLUE1 und BLUE2 übertragen.
Die Piloten fliegen in ihren realen Maschinen – und kämpfen gegen Kräfte, die es nur auf ihren Displays gibt.
Ein Ground Based Training System (GBTS), bestehend aus Flug- und Missionssimulationssystemen, Multimedia- und Klassenzimmerkursen sowie Missionsplanungs- und Trainingsmanagementsystemen, komplettiert das System.
International Flight Training School (IFTS)
Die „International Flight Training School” ist ein Ergebnis des Scheiterns des „Eurotraining”- beziehungsweise AEJPT-Projekts. Auf Basis der M-346 gingen Leonardo und die Aeronautica Militare eine strategische Partnerschaft ein. Ziel war es, ein fortschrittliches Flugausbildungszentrum für Militärpiloten aus aller Welt zu schaffen.
Die IFTS befindet sich auf einem neu errichteten, 35.000 Quadratmeter großen Campus auf dem Luftwaffenstützpunkt Decimomannu (Sardinien). Sie bietet ein umfassendes Phase-IV-Advanced-/Lead-in-Fighter-Training-(LIFT)-Programm und nutzt die Möglichkeiten des integrierten M-346-Trainingssystems – einschließlich des hochmodernen Ground Based Training Systems (GBTS) und des Live-Virtual-Constructive-Systems (LVC).

Ein 40-köpfiger Kader aus militärischen und zivilen Trainern ermöglicht die Ausbildung von 70 Studierenden pro Jahr. Dafür stehen in Phase IV bis zu 8.000 Flugstunden jährlich zur Verfügung.
Die Auszubildenden in Decimomannu müssen die Anforderungen des Phase-IV-Programms erfüllen. Sie lernen dabei das Fliegen in allen modernen Einsatzszenarien und trainieren simuliert den Einsatz modernster Sensoren sowie verschiedener aktuell genutzter Missionssysteme. Die Ausbildung umfasst insgesamt rund 150 Simulator- und Live-Flugsitzungen und dauert etwa neun Monate.
Bislang haben Piloten aus Italien, Singapur, Katar, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Japan, Österreich, Saudi-Arabien, Schweden und den Niederlanden die Schule besucht.
Im Juli 2024 wurden auf der Farnborough Air Show die „Block 20”-Modifikationen vorgestellt. Im September 2024 wurde die M-346 als Nachfolger der MB-339 für die nationale Kunstflugstaffel Italiens, die Frecce Tricolori, ausgewählt.
Das Block-20-Upgrade ist die erste grundlegende Überarbeitung der M-346 seit ihrer Markteinführung im Jahr 2009. Das Flugzeug erfährt in beiden Cockpits einen Technologiesprung: vom Layout der vierten Generation mit jeweils drei Multifunktionsdisplays (MFD) hin zum Layout der fünften Generation mit je einem großflächigen Touchscreen-Display (LAD).

Die M-346 Block 20 erhält außerdem ein neues, flaches Low-Profile Head-up Display (LPHUD). Dies geht einher mit neuen Helmet-Mounted Displays (HMD), die vollständig in die Avionik und das bordeigene Trainingssystem integriert sind und durch Augmented-Reality-Systeme unterstützt werden.

Ebenfalls direkt das Arbeitsumfeld der Piloten betreffend erfolgt die Neugestaltung der Bedienfelder in der Kabine – etwa für Navigation, Warnsysteme, Waffenmanagement, HMD-Steuerung und Get-Home-Display-Systeme zur Sicherung der Flugdaten. Zudem wird ein neuer digitaler Video- und Datenrecorder (DVDR) für die Einsatznachbesprechung integriert.
Das Navigationssystem wird künftig den steigenden Anforderungen an Präzision gerecht werden. Nicht nur bodengestützte Navigationshilfen (NAVAIDs, umgangssprachlich „Funkfeuer”), sondern auch bodengestützte Landehilfen (ILS) werden zunehmend obsolet.
Die M-346 wird daher nicht nur Area Navigation (RNAV), sondern auch Required Navigation Performance (RNP) unterstützen.
RNP ermöglicht es dem Flugzeug, hochpräzise Flugrouten zu fliegen und die Position des Luftfahrzeugs zuverlässig und exakt zu bestimmen. Das System kann automatisch warnen, wenn die Positionsgenauigkeit für die geplante oder aktuelle Flugroute nicht mehr ausreicht – beispielsweise im Tiefflug, wenn Geländekollisionen nicht mehr sicher ausgeschlossen werden können.

Block 20 wird zudem einen IFF-Transponder (Identifikation Freund oder Feind) mit ADS-B-Out-Funktionalität zur Identifizierung entsprechend ausgestatteter Flugzeuge beinhalten.
Das bisher mechanisch gesteuerte Grifo-M-346-Radar wird durch das Grifo-E-Radar in AESA-Technologie (Active Electronically Scanned Array) ersetzt – mit höherer Genauigkeit und erweitertem Luft-Luft- sowie Luft-Boden-Spektrum. Dazu gehört auch die Fähigkeit zur Datenübertragung zwischen Flugzeug und Raketen.
Ein neuer Waffenrechner sowie zusätzliche Waffensysteme für Luft-Luft- und Luft-Boden-Operationen sind ebenfalls Teil des Block-20-Upgrades.
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