Die FPV-Drohne als Waffe ist ein „Kind” des Russland-Ukraine-Krieges. Vor rund 18 Monaten gingen die ersten Videos dieser, eigentlich als Sport- und Freizeit-Spaßgeräte entwickelten, Drohnen online. Heute sind sie im Angriff wie neuerdings auch in der Verteidigung einsetzbar und prägen wie kaum ein anderes Waffensystem unser Bild dieses Krieges.

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Russische FPV-Flügel-Drohne – üblicherweise mit mit einem ein bis drei Kilogramm schweren HE-Gefechtskopf ausgestattet.

Die sogenannte „Bulava Schock Einheit” der Präsidentenbrigade „Hetman Bohdan Khmelnytskyi” hat diese Woche ein Video präsentiert, auf dem ein Angriff mit FPV-Drohnen auf einer in einer Halle abgestellte Panzer und Fahrzeuge zu sehen ist. Der Wert der von den sogenannten „Wild Hornets” produzierten FPV-Drohnen dürfte bei rund 5.000 Euro liegen, der Schaden der zerstörten Kampfpanzer, Schützenpanzer und Lkw geht in die Millionen, die Halle brannte vollständig ab.

Unklar bleibt, wie weit der Ort des Angriffs von den ukrainischen Positionen und der Frontlinie entfernt war. Die Batteriesymbole der Drohnenvideos zeigen nur noch wenig Reserven, was ein Indiz für einen Einsatz einige Kilometer weit im Hinterland zu werten wäre. In jedem Fall dürften Repeater im Einsatz gewesen sein, die Drohnen lieferten selbst aus der Halle noch recht gute Bilder, obwohl sie ansonsten bodennah merklich an Qualität verlieren.

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Das zweite interessante, in dieser Woche veröffentlichte Video stammt von den Birds of Magyar (siehe oben). Darauf zu sehen ist ein „Drohnen-Luftkampf” mit anschließender Kollision einer unbewaffneten ukrainischen FPV-Quadcopter-Drohne mit einer bewaffneten russischen FPV-Flügel-Drohne.

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Ukrainische FPV-Quadcopter-Drohne mit auffällig großer omnidirektionaler „Lollipop” Video-Antenne.

Es ist inzwischen nicht mehr ungewöhnlich, dass die Bildübertragungen gegnerischer FPV-Drohnen durch die Kräfte der elektronischen Kampfführung abgefangen und analysiert werden. Die eingesetzte Technik ist schließlich großteils immer noch zivil und beide Seiten setzen auf analog-Übertragungen, da ein verrauschtes Analogbild immer noch mehr Informationen liefert, als ein Digitalbild, das sich aufgrund zu vieler Übertragungsfehler überhaupt nicht mehr aufbaut. Jedenfalls muss es den Ukrainern gelungen sein, entweder die Position der russischen Drohne durch deren Funksignal genau einzupeilen oder sie konnten die Position der Drohne und deren Flugrichtung auf dem abgefangenen Bild hinreichend gut identifizieren. Jedenfalls starteten sie eine FPV-Quadcopter-Drohne, die von ihrem Piloten anschließend an das Ziel herangeführt und dieses letztlich damit auch zerstört werden konnte. Die russische Flügel-Drohne stürzte in Folge der Kollision ab.

Der Ukraine-Krieg als erster „War of Drones“

Bemerkenswert ist dieser „Luftsieg” auch deshalb, weil in FPV-Drohnen keine Zoom- und/oder HD-Kameras verbaut sind, die Übertragungstechnik könnte die dadurch produzierten enormen Datenmengen überhaupt nicht oder nur schwer übertragen. Zudem würden die erforderlichen Sendeleistungen der elektronischen Kampfführung des Gegners sofort auffallen. Entsprechend gering sind deshalb die Distanzen, auf die man, insbesondere so kleine Objekte, erkennen kann.

Trotzdem gelang es in dem Fall einer FPV-Drohne eine anfliegende russische FPV-Drohne abzufangen – und das dürfte kein Zufallsprodukt gewesen sein, weil unbewaffnete FPV-Drohnen vor Ort bislang sehr untypisch sind. Noch, denn die fehlende Nutzlast führt zu einer entsprechend besseren Flugleistung und damit einem Vorteil gegenüber anfliegenden Bedrohungen. Wir dürften daher in Zukunft wohl des öfteren „Abfang-FPV-Drohnen” im Einsatz erleben.

Hier geht es zu weiteren aktuellen Meldungen aus dem Ukraine-Krieg.

Quelle@Archiv