US-Präsident Donald Trump sorgte bereits vor dem in offenem Streit eskalierten Treffen mit Wolodymyr Selenskyj (-> Trump vs Selenskyj & das Ende der NATO) mit umstrittenen Aussagen zum russischen Krieg gegen die Ukraine (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) für Aufsehen. Er behauptete, die USA hätten der Ukraine 350 Milliarden Dollar (334 Milliarden Euro) „gespendet“ – und damit 200 Milliarden Dollar (191,1 Milliarden Euro) mehr als Europa. Einem Militär Aktuell-Faktencheck halten diese Angaben allerdings nicht stand.
Zwar existieren unterschiedliche Statistiken und Berechnungsmethoden zur erfassten Unterstützung, doch die realen Zahlen sind deutlich niedriger als von Trump behauptet – und Europa hat die Ukraine keineswegs weniger unterstützt als die USA.
Laut aktuellen Zahlen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft beläuft sich die finanzielle und militärische Unterstützung der Ukraine durch die EU und ihre Mitgliedstaaten auf 132,3 Milliarden Euro, während die USA bislang 130,2 Milliarden Euro beigesteuert haben.
Zudem veröffentlichte die US-Regierung am Tag von Trumps Amtseinführung eine detaillierte Aufstellung der bisherigen Militärhilfe an die Ukraine. Daraus geht hervor, dass seit seit Annexion der Krim im Jahr 2014 insgesamt 66,7 Milliarden Euro und seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2022 insgesamt 63,5 Milliarden Euro an US-Militärhilfe geleistet wurde.
Ein weiterer entscheidender Punkt: Ein Großteil der US-Militärhilfe floss entweder in Form von Waffensystemen und Munition, die (teils) schon lange im US-Inventar und damit „abbezahlt” waren oder solchen die neu in den USA produziert wurden – was wiederum Arbeitsplätze sichert und Steuereinnahmen generiert.
Macron korrigiert Trump vor laufenden Kameras
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wiederholte Trump vor wenigen Tagen eine weitere umstrittene Aussage: Die Ukraine habe von Europa lediglich Kredite erhalten, kein geschenktes Geld. „Sie bekommen ihr Geld zurück”, sagte Trump.
Macron ließ das nicht unkommentiert. Er unterbrach Trump kurz, legte ihm eine Hand auf den Arm und stellte klar: „Nein, tatsächlich – um ehrlich zu sein –, wir haben 60 Prozent des gesamten Aufwands getragen. Und zwar durch Kredite, Garantien und Zuschüsse, ähnlich wie die USA. Wir haben echtes Geld bereitgestellt, um das klarzustellen.”
Während Trump kurz zuckte, fuhr Macron fort: „Wir haben 230 Milliarden an eingefrorenen russischen Vermögenswerten in Europa. Aber nicht als Sicherheit für ein Darlehen – denn sie gehören uns nicht, sie sind eingefroren.”
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Unabhängige Berechnungen zeigen ein anderes Bild
Eine weitere Analyse kommt von den „Economists for Ukraine”, einem Zusammenschluss von 400 Ökonomen der Universitäten Berkeley, Illinois und der Stockholm School of Economics. Laut ihren Berechnungen – basierend auf öffentlichen Quellen – beläuft sich der Gesamtwert der US-Hilfe für die Ukraine seit Beginn des Krieges sogar „nur” auf 49,1 Milliarden Euro. Davon entfallen 17,6 Milliarden Euro auf reine Militärhilfe und 31,4 Milliarden Euro auf direkte Haushaltshilfen in Form von Weltbank-Kostenerstattungen und Kreditsicherheiten.
Diese Zahlen weichen erheblich von den von Trump genannten Summen ab. Insbesondere bei der Militärhilfe liegt die tatsächliche Unterstützung um den Faktor zwei bis drei niedriger als die oft zitierten Bewilligungsbeträge.
Neue europäische Anstrengungen zur Ukraine-Hilfe
Angesichts der aktuellen transatlantischen Spannungen hat die EU ein neues Hilfspaket in Höhe von 3,5 Milliarden Euro angekündigt, um die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine weiter zu unterstützen.
Weitere internationale Zusagen umfassen:
- Spanien: zusätzlich 1 Milliarde Euro an Unterstützung,
- Kanada: kürzlich bestätigte 293 Millionen Euror an Militärhilfe, darunter Drohnen, gepanzerte Fahrzeuge und schwere Waffen,
- Schweden: ein Engagement von 1,18 Milliarden Euro für Rüstungsgüter und Ausrüstung (-> Tridon-Kanonen für die Ukraine).
Trotz aller politischen Turbulenzen bleibt Europa in der Unterstützung der Ukraine geeint – und trägt weiterhin den größten finanziellen Anteil.