Die Tatsache, dass die US-Luftwaffe in Tonopah/New Mexico von den späten 1970er-Jahren an bis kurz vor dem Fall der Berliner Mauer unter der Bezeichung „Constant Peg” etliche russische Original-MiGs in der geheimen Aggressorstaffel 4477. Test- und Evaluationsstaffel „Red Eagles” betrieben hat, ist Interessenten wahrscheinlich spätestens seit Steve Davies gleichnamigem Buch aus dem Jahr 2008 geläufig. Nun aber hat der Militärjournalist auf seinem Blog „10 Percent True” zwei ehemalige „Red Eagles”-Piloten in eine Videokonferenz gebracht (siehe Youtube-Video unten) und dabei auch jede Menge rares Filmmaterial gezeigt. In einem zweiten Video beantworten Ted „Gabby” Drake und Rob „Z Man” Zettle dann auch ausgiebig Fragen der Community (Video ganz unten).
Die beiden Veteranen waren einst Piloten jener Spezialeinheit, die meist einen Stand von 16 Maschinen hatte. In MiG-17F, MiG-21F-13, Shenyang F-7B und MiG-23MF/-MS und -BN (Jagdbomberversion mit „Entennase”) flogen sie in und aus der Tonopah Test Range (TTR) über die Jahre mehr als 15.000 Aggressor- und Familisierungseinsätze gegen Piloten der USAF, der Marine und des Marinekorps. „Z Man” Zettle erinnert sich: „Jedes Mal, wenn ich in die verdammte MiG-23 einstieg, wollte sie mich umbringen.” In der Tat war bei dem Typ die Rate mit 100 Unfällen pro 100.000 Flugstunden weit höher als sonst in der USAF, zwei Piloten starben in ihren MiGs. Allerdings wurde nur einer davon auch bekanntgegeben, die Familie von Hauptmann Mark Postai erfuhr aber erst 2007 warum und in welcher Maschine er gestorben ist. Denn erst Mitte November 2006 wurde die Geheimhaltung um „Constant Peg” offiziell aufgehoben, dazu gab es eine eigene Zeremonie mit den ehemaligen 4477er-Kommandanten Mike Scott, Earl Henderson and Gail Peck sowie dem damals zuständigen USAF Test- und Erprobungsdirektor John T. Manclark.
Die MiGs stammten von Überläufern – beispielsweise nach Israel – oder Tauschgeschäften nach Änderungen der politischen Ausrichtung in Indonesien oder Ägypten. Die schon seit Vietnam und den Nahostkriegen veraltete MiG-17F wurde von der 4477th TES schon 1981 ausgeschieden, gegen Ende des Programms waren hingegen zehn MiG-21 beziehungsweise F-7B sowie vier verschiedene MiG-23 „zusammengekommen”. Ein paar dieser Maschinen werden nach wie vor erhalten, beispielsweise als Teil der Schausammlung rund um erbeutete oder eingetauschte Fremdgeräte in Nellis AFB. Diese MiG-23S hingegen wurde etwa 2017 überholt und ins USAF-Museum in Dayton/Ohio integriert.
Die „Red Eagles” wurden zwar 1988/89 aufgelöst, aber Ähnliches läuft im Südwesten der USA noch immer. US-Piloten fliegen nun – vermutlich vom mysteriösen Flugtestzentrum Groom Lake – frühe Su-27 und MiG-29 aus ähnlichen Quellen wie früher, diese liegen nun aber beispielsweise in der Ukraine (siehe Bericht) und in Moldawien. Auch einige der eigentlich schon 2008 ausgemusterten ersten Stealth-Fighter F-117A sind dort doch nicht so ganz abgestellt wie meist vermutet und sogar unmarkiert anzutreffen (siehe hier). Aber all das läuft natürlich noch unter Geheimhaltungsregeln.