Die europäischen Armeen verfügen derzeit über 6.450 Kampfpanzer. Allerdings sind viele davon längst eingemottet, und ein großer Teil benötigt dringend Modernisierungen. Kein Wunder also, dass Panzer ganz oben auf den Einkaufslisten der Beschaffer stehen und rund 1.700 Fahrzeuge in den Auftragsbüchern der Hersteller stehen.
Der Ukraine-Krieg zeigt Folgen
Bevor wir uns den Beschaffungsplänen im Detail zuwenden, richten wir den Blick auf die Ukraine. Der russische Angriffskrieg (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) und der zunehmend massive Einsatz von Drohnen haben die Beschaffungsstrategien vieler Streitkräfte nachhaltig beeinflusst. So hat die US Army bereits im September 2023 ihre Modernisierungspläne für den M1 Abrams an die neuen Gegebenheiten angepasst.
Da die Entwicklung der neuen Variante Abrams M1A2 SEPv4 als nicht mehr zukunftsfähig betrachtet wurde, strich die Army das Programm zugunsten einer umfassenderen Modernisierung. Bis Ende 2025 soll das Design des künftig als M1E3 bezeichneten Abrams finalisiert werden. Dann wird klar sein, wie die US Army ihre „eiserne Faust” für die Schlachtfelder des Jahres 2040 und darüber hinaus gestalten möchte.
Etwa im gleichen Zeitraum hat sich das deutsch-französische Projekt „Main Ground Combat System” (MGCS) verschoben. Der kürzlich unterzeichnete Gesellschaftervertrag für die MGCS Project Company GmbH hat das Ziel, ein plattformübergreifendes Bodenkampfsystem zu entwickeln, das bis 2040 die Leopard-2- und Leclerc-Panzer ersetzen soll.
Die oft geäußerte Behauptung, der Drohnenkrieg (-> Zum Militär Aktuell Drohnen-Themenschwerpunkt) habe den Kampfpanzer obsolet gemacht, hält einer Betrachtung der Entwicklungen nicht stand – insbesondere nicht bei den Streitkräften, die direkt in diesen Drohnenkrieg verwickelt sind: Russland und die Ukraine. Beide setzen weiterhin auf den Bau und die Planung von Kampfpanzern.
Und auch in Westeuropa zeigen die prall gefüllten Auftragsbücher deutlich, dass der Kampfpanzer weiterhin als effektives Waffensystem gesehen wird.

Europa: 1.700 Kampfpanzer in Beschaffung
Die europäischen Armeen (ohne Russland und Ukraine) verfügen derzeit über rund 6.450 Kampfpanzer. Davon gelten etwa 3.300 Fahrzeuge als veraltet und sind teilweise eingelagert. Fast die Hälfte dieser veralteten Panzer entfallen auf Griechenland, konkret handelt es sich dabei um Leopard 1, M60- und M48-Modelle. Mit 1.200 sind rund ein Drittel der veralteten Fahrzeuge T-72-Panzer, 665 davon befinden sich im Besitz von NATO-Staaten.
Von den etwa 2.900 Kampfpanzern mit höherem Nutzwert – überwiegend Leopard 2A4 bis 2A6, Leclerc, Challenger und Ariete – sind 632 für Modernisierungen vorgesehen, darunter auch 58 Fahrzeuge des Österreichischen Bundesheeres (-> Erster Leopard 2A4 zur Modernisierung an KNDS übergeben).
Zur Steigerung der Einsatzfähigkeit planen die europäischen Streitkräfte die Bildung neuer Verbände sowie etwa 1.700 Neubestellungen – exklusiv durch NATO-Staaten.
Polen: Neue Abrams & K2 Black Panther
Besonders ambitionierte Panzer-Ambitionen verfolgt Polen. Von den ursprünglich 247 Leopard 2A5+2PL, 232 PT-91 Twardy und 328 T-72 Kampfpanzern im Bestand wurden nur geringe Stückzahlen an die Ukraine abgegeben. Diese Verluste kompensierte Warschau durch die Anschaffung von 116 ex-US Marine Corps M1A1 Abrams-Kampfpanzern, die bis 2024 ausgeliefert wurden. Ab 2025 begann zudem die Lieferung von 250 M1A2 SEPv3 Abrams-Kampfpanzern im Gesamtwert von 4,66 Milliarden Euro.
Zusätzlich beschafft Polen derzeit 1.000 weitere Kampfpanzer des Typs K2 Black Panther aus Südkorea. Die Auslieferung begann 2022, und bis Ende 2024 waren bereits 84 Panzer der ersten Charge von insgesamt 180 Fahrzeugen, die 3,4 Milliarden Euro kosten, in Polen eingetroffen. Insgesamt sollen 820 Fahrzeuge des Auftrags im Wert von rund 6,3 Milliarden Euro in Polen produziert werden.

Italien: Neue KF51 Panther
Ähnlich ambitioniert ist auch Italien unterwegs: Einem Parlamentsbeschluss von Anfang November des vergangenen Jahres zufolge sollen insgesamt 8,2 Milliarden Euro in neue Kampfpanzer investiert werden. Nach dem überraschenden Aus der Leonardo-KNDS-Partnerschaft gründeten Rheinmetall und Leonardo dafür kürzlich ein 50:50 Joint Venture.
Ursprünglich war die Beschaffung von 132 KF51 Panther (-> Rheinmetall stellt seinen neuen Panther vor) und 1.000 KF-41 Lynx-Schützenpanzern geplant. Italienische Beamte bestätigten nun aber auf der AVIC-Konferenz in Farnborough, dass sogar 380 KF51 Panther und 1.050 KF41 gekauft werden sollen, womit das Beschaffungsvolumen auf rund 30 Milliarden Euro steigen dürfte.
Mit den neuen Panzern will Italien seine in die Jahre gekommene Ariete-Flotte ersetzen. Zur Überbrückung sollen zuvor aber noch rund 100 Ariete auf C2-Standard gebracht werden.

Deutschland: Neue Leopard 2A8
Insgesamt 123 neue Panzer vom Typ Leopard 2A8 sollen es in Deutschland sein, der Auftragswert liegt bei 3,5 Milliarden Euro. Die ersten 18 Fahrzeuge sollen noch heuer und 2026 ausgeliefert werden, weitere 35 Stück bis 2028, der Rest bis 2030. Sobald die Flotte voll in Betrieb ist, wird für die 2A8-Panzerflotte mit rund 75 Millionen Euro Betriebskosten pro Jahr gerechnet.
Parallel dazu modernisiert Deutschland 50 seiner 118 Leopard 2A6 sowie alle 51 Leopard 2A6M auf den Rüststand 2A6A3 und 2A6A3M. Bis 2033 wird die Bundeswehr somit über insgesamt 433 Kampfpanzer der Varianten Leopard 2A5 (17 Fahrzeuge), 2A6 (68), 2A6A3 (50), 2A6A3M (51), 2A7 (20), 2A7V (104) und 2A8 (123) verfügen, einschließlich einer Umlaufreserve von 80 Fahrzeugen. Diese sollen sechs aktive und ein inaktives Panzerbataillon ausrüsten.
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Zur Überbrückung bis zum MGCS ist zudem ein weiteres Modernisierungsprogramm in Planung. Dabei sollen die Leopard 2A5 und 2A6 auf den Stand 2AX gehoben werden, jedoch gibt es dafür noch keinen endgültigen Beschluss.
Mittlerweile rühmt sich KNDS Deutschland, mit dem Leopard 2A8 den modernsten Kampfpanzer der Welt im Portfolio zu haben und profitiert von einer starken Nachfrage. Neben Deutschland (ab 2025) haben auch Norwegen (54 Fahrzeuge ab 2024, -> Zum Bericht), Schweden (44 ab 2027, -> Zum Bericht), Litauen (44 ab 2027, -> Zum Bericht), Kroatien (50 ab 2027) und die Niederlande (46 ab 2027, -> Zum Bericht) den Leopard 2A8 bestellt.
Bemerkenswert: Die Niederlande gaben 2011 aus Budgetgründen ihre Panzerkräfte auf, mit den neu beschafften Fahrzeugen soll ein neues Panzerbataillon aufgestellt werden.

Schweden: Neue Leopard 2A8S
Neben den bestellten 44 Leopard 2A8S (Stridsvagn 123B) führt Schweden Upgrades an allen 110 im Bestand befindlichen Kampfpanzern durch. Die Stridsvagn 122A+B (Leopard 2A5) werden für 1,7 Milliarden Euro auf die Variante Stridsvagn 123A modernisiert. Die Upgrades umfassen unter anderem die Rheinmetall Rh-120 L/55A1-Kanone mit programmierbarer Munition sowie neue Optiken und Kommunikationssysteme. Die Auslieferung der modernisierten Fahrzeuge beginnt 2026.
Tschechien: Gebrauchte Leopard 2A4
Die Tschechische Republik (-> Prag erreichte 2024 erstmals wieder das 2-Prozent-NATO-Ziel) erwägt die Beschaffung von 58 Leopard 2A8, sucht aber derzeit noch das Budget dafür. Vorerst hat man um 169 Millionen Euro weitere 14 Leopard 2A4 von Rheinmetall erworben und wird dann eine Flotte von 42 Stück dieser Fahrzeuge betreiben.
Großbritannien: Neue Challenger 3
In Großbritannien modernisiert Rheinmetall BAE Systems Land (RBSL) für die britische Armee 148 Challenger-Kampfpanzer auf den Standard Challenger 3 (CR3, -> Nächster Schritt in Richtung Challenger 3). Teil des 1,17 Milliarden Euro schweren Upgrades ist die 120-Millimeter-Rheinmetall-L55A1-Glattrohrkanone sowie ein neues modulares Panzerungssystem. Acht Prototypen wurden bereits fertiggestellt, und die erste Einsatzbereitschaft wird für 2027 angestrebt.
Ungarn: Neue Leopard 2A7HU
In Ungarn soll die Auslieferung von 44 Leopard 2A7HU-Kampfpanzern bis 2025 abgeschlossen sein. Im Dezember 2023 beauftragte Ungarn Rheinmetall zudem mit der Entwicklung des Panther KF51-Kampfpanzers bis zur Serienreife, für einen Betrag von 288 Millionen Euro. Ein Kaufvertrag steht jedoch noch aus.
Rumänien: Neue Abrams und möglicherweise K2 Black Panther
Bukarest hat 54 Abrams-Kampfpanzer der modernsten Version M1A2 SEPv3 bestellt, deren Auslieferung jedoch erst ab 2026 erfolgt. Der Auftragswert liegt bei etwas mehr als einer Milliarde Euro.
Den Bedarf der rumänischen Armee (-> Rumänien investiert in seine Streitkräfte) deckt diese Bestellung jedoch bei Weitem nicht. Daher erwägt das Land, zwischen 300 und 500 südkoreanische K2 Black Panther-Kampfpanzern zu erwerben, von denen die ersten bereits nach wenigen Monaten geliefert werden könnten.
Slowakei: Gebrauchte Leopard 2A4
Die Slowakei steht bei der Beschaffung von Kampfpanzern vor einer schwierigen Entscheidung. Als Ersatz für die BVP-1-Fahrzeuge, die an die Ukraine abgegeben wurden, lieferte Deutschland 15 Leopard 2A4. Es besteht jedoch darüber hinaus dringender Bedarf, die veralteten sowjetischen T-72M1 zu ersetzen.
Zur Auswahl stehen neue Leopard 2A8 oder, deutlich günstiger, weitere gebrauchte Leopard 2A4. Eine weitere Option sind 104 mittelschwere Panzer des Typs CV90120 von BAE Systems Hägglunds. Diese basieren auf dem Schützenpanzer CV90 und wiegen nur halb so viel wie vollwertige Kampfpanzer. Logistisch würden sie jedoch hervorragend zu den 152 CV90 MkIV passen, die 2022 für 1,688 Milliarden Euro bestellt wurden.
Frankreich: Leclerc wird modernisiert
Frankreich modernisiert seit 2021 den Leclerc-Kampfpanzer auf die Version XLR. In zwei Schritten wurden insgesamt 100 Stück bestellt, wobei bis Mitte des Jahres bereits 20 ausgeliefert wurden. Laut dem aktuellen Militärprogramm-Gesetz sollen bis 2030 insgesamt 130 Einheiten modernisiert sein, gefolgt von weiteren 40 bis 2035.

Griechenland: Leopard 2A4 werden modernisiert
Griechenland verfügt derzeit über die größte Panzerflotte Europas. Im Bestand befinden sich 500 Leopard 1A5, 183 Leopard 2A4 und 170 Leopard 2A6HEL. Hinzu kommen 500 M60A3 (davon sind 400 eingelagert) sowie 460 M48A5 (rund 70 davon eingelagert).
123 Leopard 2A4 werden auf den Standard 2A7 hochgerüstet. Für sowohl den Leopard 1 als auch den Leopard 2 liegen zudem weitere Modernisierungskonzepte vor.

Serbien: M-84AS2 werden modernisiert
Im April wurden im Rahmen der Übung „Vihor 2024” in Serbien erstmals Kampfpanzer der modernisierten Variante M-84AS2 mod. 2020 gesichtet. Serbien verfügt insgesamt über 212 M-84, wobei unklar ist, wie viele davon die Modernisierung durchlaufen werden. Das erste Los umfasst zwölf Einheiten.

Schweiz: Leopard 2A4WE werden modernisiert
Die Schweiz betreibt 134 Leopard 2A4WE (Werterhalt), die im Rahmen des Rüstungsprogramms 2006 modernisiert wurden. Zusätzlich gibt es aktuell noch 71 stillgelegte Leopard 2A4, weitere 25 Fahrzeuge wurden kürzlich an Hersteller Rheinmetall verkauft.
Österreich: Leopard 2A4 werden modernisiert
Das Bundesheer plant zehn eingelagerte Leopard 2A4 zu reaktivieren und ein Nutzungsdauerverlängerungs- sowie Modernisierungsprogramm für den gesamten Bestand von dann 58 Leopard 2A4 durchzuführen. Seit 2023 sind die ersten Fahrzeuge bei KNDS und werden ab Anfang 2026 zurückerwartet.
Mehr zu den rot-weiß-roten Panzervorhaben in der aktuellen Ausgabe von Militär Aktuell (-> Zum Abo).
Kampfpanzer in Europa: Bestandsübersicht
Aufgrund des Krieges ist die genaue Zahl der Kampfpanzer sowie deren Zustand schwer einzuschätzen. Schätzungen zufolge verfügt die Ukraine derzeit über rund 1.600 Kampfpanzer, während Russland etwa 5.000 bis 6.000 aktive Fahrzeuge im Einsatz hat.
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Griechenland (NATO) – 1.813 Kampfpanzer: 500 Leopard 1A5, 183 Leopard 2A4, 170 Leopard 2A6HEL, 500 M60A3 und 460 M48A5
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Polen (NATO) – rund 800 Kampfpanzer: 116 M1A1 Abrams, 247 Leopard 2A5+2PL, 232 PT-91 Twardy, 328 T-72 & eine unbestimmte Zahl neuer K2 Black Panther (möglicherweise wurde bereits weitere Fahrzeuge an die Ukraine abgegeben)
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Weißrussland – 507 Kampfpanzer: T-72A,B,B3
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Rumänien (NATO) – 328 Kampfpanzer: TR-85, TR-85M1, TR-580 und T-55M
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Spanien (NATO) – 317 Kampfpanzer: 219 Leopard 2A6E und 98 Leopard 2A4
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Deutschland (NATO) – 296 Kampfpanzer: Leopard 2A5, 2A6, 2A6A3, 2A6M, 2A6MA3, 2A7V und 2A7A1
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Serbien – 262 Kampfpanzer: 232 M84 und 30 T-72B1MS
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Großbritannien (NATO) – 227 Kampfpanzer: Challenger 2+3
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Frankreich (NATO) – 215 Kampfpanzer: Leclerc und Lerclerc XLR
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Ungarn (NATO) – 220 Kampfpanzer: 44 Leopard 2A7, 12 Leopard 2A4 und 164 T-72M1
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Schweiz – 205 Kampfpanzer: 134 Leopard 2A4WE und 71 Leopard 2A4
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Finnland (NATO) – 200 Kampfpanzer: 100 Leopard 2A4 und 100 Leopard 2A6
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Italien (NATO) – 200 Kampfpanzer: 200 Ariete
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Schweden (NATO) – 110 Kampfpanzer: 110 Stridsvagn 122A+B
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Bulgarien (NATO) – 90 Kampfpanzer: T-72, M und M1
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Österreich – 58 Kampfpanzer: 58 Leopard 24A
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Slowenien (NATO) – 54 Kampfpanzer: 54 M-84A4
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Albanien (NATO) – 46 Kampfpanzer: Type 59, T-62 und Type 69
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Bosnien und Herzegovina – 45 Kampfpanzer: 45 M60A3
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Kroatien (NATO) – 45 Kampfpanzer: 45 M-84A4
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Slowakei (NATO) – 45 Kampfpanzer: 30 T-72M1 und 15 Leopard 2A4
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Dänemark (NATO) – 44 Kampfpanzer: 44 Leopard 2A7
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Norwegen (NATO) – 44 Kampfpanzer: 44 Leopard 2A4NO
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Tschechien (NATO) – 46 Kampfpanzer: 30 T-72M4CZ & 16 Leopard 2A4
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Portugal (NATO) – 34 Kampfpanzer: 34 Leopard 2A6
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Nordmazedonien (NATO) – 23 Kampfpanzer: 23 T-72A
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Niederlande (NATO) – 18 Kampfpanzer: 18 Leopard 2A6MA2 (4. Kompanie des Deutsch-Niederländischen 414 Panzerbataillons)