Am vergangenen Wochenende verabschiedete Kroatien als letzter verbliebener europäischer Betreiber am Flughafen Zagreb/Pleso für ein breites Publikum seine letzten MiG-21-Kampfflugzeuge. Das legendäre Jagdflugzeug aus der Zeit des Kalten Krieges – es hält als „Fishbed” den Rekord als Jet für die Teilnahme an den meisten Kriegen weltweit seit 1945 – flog in einem „Generations-Flyby” ein letztes Mal öffentlich, zusammen mit den seit Wochen zulaufenden neuen Rafale-Mehrzweckkampfflugzeugen von Dassault.
Nachdem sich die jugoslawische Volksarmee 1992 aus dem größten Teil des sich als unabhängig erklärten Kroatiens zurückgezogen hatte, wurde die kroatische Luftwaffe (damals HZS – Hrvatske Zračne Snage, heute HRZ I PZO) gegründet. Die ersten MiG-Flugzeuge im Inventar stammten von kroatischen JVA-Piloten die mit ihren Maschinen nach Kroatien desertierten, der kroatische Pilot Rudi Peresin flog eine Maschine auch aus Bihac nach Klagenfurt.
Seine MiG-21R (Aufklärer) 26112 war danach jahrzehntelang in Österreich (ausgestellt vor dem HGM im Winter 2001/2002), bevor sie von Verteidigungsminister Mario Kunasek an Kroatien zurückgegeben wurde. Peresin selbst starb in einer anderen „21er” später über den Save-Brücken. Diese für die HRZ „heilige” Maschine war übrigens auch an diesem Wochenende statisch in Zagreb/Pleso ausgestellt.
Nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dayton wurden – trotz Embargo – 40 MiG-21BIS (erkennbar am bis in die Seitenleitwerksflosse gezogenen Rumpfrücken) und MiG-21UMD aus ukrainischen Beständen beschafft, diese kamen ab 1994 in Kisten an. Daraus baute man 16 flugfähige MiG-21BIS und vier MiG-21UMD auf und stationierte diese in Zagreb-Pleso und Pula. Dort flog der Autor einst in einem UM-Zweisitzer mit Peresins Jahrgangskameraden Ivo Bosac. Die restlichen Flugzeuge wurden als Ersatzteile eingelagert.
2003 kaufte die HRZ von Aerostar in Rumänien acht MiG-21BIS, die überholt und für die NATO-Interoperabilität mit verbesserter Avionik ausgestattet worden waren. Darum gab es einigen Ärger, weil darunter auch MiG aus dem Jemen gewesen sein sollen, welche (Überholung nicht bezahlt) die Rumänen nicht hätten weitergeben dürfen. Die rumänische Luftwaffe hat ihre letzten MiG-21 Lancer (eine lokale Modifikation) übrigens als vorletzter europäischer Betreiber – nach 60 Jahren – bereits vor genau einem Jahr außer Dienst gestellt.
Staffelholz an Rafale übergeben
Zuletzt war die Anzahl noch operationell einsatzklarer kroatischer MiG auf vier Ein- und einen Zweisitzer zusammengeschrumpft, zuletzt war am 5. Dezember 2022 eine Maschine abgestürzt (beide Piloten überlebten nach Ausstieg).
Ersetzt werden sie durch die einsitzigen C3R Rafale-EC und die zweisitzigen C3R Rafale-DC, gebrauchte F3R-B und -C aus dem Inventar der französischen Luftwaffe. Die ersten sechs Maschinen trafen am 25. April in Kroatien ein. Die MiG-21 übergaben den sprichwörtlichen Staffelstab an die Rafales auf der AIRVG-Flugshow. Weitere Rafale-Flugzeuge sollen bis Ende 2024 eintreffen, mit dem Ziel, bis Mitte 2025 eine komplette Staffel aufzubauen. Eine Gruppe von zwölf kroatischen Piloten begann Anfang 2023 mit der Ausbildung auf der Rafale in Saint-Dizier, wobei Boden- und Wartungspersonal in Mont-de-Marsan geschult werden. Nach Angaben des kroatischen Verteidigungsministeriums begannen kroatische Piloten dann im Mai 2023 mit Solomissionen auf der Rafale. Insgesamt bildet Frankreich über einen Zeitraum von 18 Monaten etwa 80 kroatische Soldaten aus.
Zuletzt hat auch Serbien – als ehemaliger Kriegsgegner – Kroatiens im April angekündigt, dass man zwölf – allerdings neue – Rafale im Wert von rund drei Milliarden Euro kaufen will.