Bei der Enforce Tac 2025 präsentiert Kynotec Lösungen für engagierte Hundetrainer im zivilen und behördlichen Umfeld: Angeboten werden von Online-Lehrgängen und Präsenzmodulen bis hin zu für spezialisierte Kräfte abgestimmte Fortbildungen. Außerdem werden Dienst- und Spürhunde von jung auf begleitet, ausgebildet und vermittelt. Das breite Leistungsportfolio von Kynotec sowie die Ziele des Unternehmens stellen die beiden Gründergeschäftsführer Florian Schneider und Christoph Wishofer im Interview mit Militär Aktuell vor.
In Nürnberg tritt Kynotec gemeinsam auf mit Kynoscience, die für die Ausbildung von Spürhunden eine Geruchsmaschine entwickeln, sowie mit Getxent, die ungefährliche Trägermaterialien für Echtstoffe im Spürhundewesen anbieten. Außerdem ist Kynotec auf der Mainstage der Enforce Tac 2025 mit einem Vortrag über die „Zukunft des Diensthundes” vertreten.
Wie kam es zur Gründung von Kynotec?
Florian Schneider: Das Unternehmen haben wir Ende 2020 gegründet, indem wir, Christoph Wishofer und ich, unser Wissen aus dem Rettungs- und behördlichem Hundewesen mit dem Erfahrungen aus der Privatwirtschaft zusammenbrachten. Stefan Plainer ist der dritte Gründergeschäftsführer und bringt seine Expertise aus seinem Unternehmen, der EOD Munitionsbergung GmbH. Seit der Erlangung der Sprengbefugnisse in Österreich und Befähigungen in Deutschland Sprengstoffe für Hundetrainingszwecke zu beziehen und handzuhaben 2023, kann Kynotec nun auch diesen Bereich mit Echtstoff abdecken. Unser Fokus liegt daher im Bereich der Spürhunde-Arbeit. Sprengmittel, Suchtmittel, Bettwanzen, Schusswaffen, Schimmel und Pilze, Datenträger aber auch die Personensuche – Möglichkeiten gibt es viele.

Seither haben sich vielfältige Lösungen entwickelt. Welche sind das genau?
Florian Schneider: Richtig. Als Hundetrainer bilden wir zum einen in ganz Europa Behördenkunden aus, also Ausbilder und Hundeführer der Polizei, des Militärs und des Zolls. Wir haben Projekte mit Diensthundeschulen, in denen es um die Entwicklung eines neuen Diensthundes geht. Dabei geht es beispielsweise darum, Hunde mit Drohnen (-> Zum Militär Aktuell Drohnen-Themenschwerpunkt) zu Verdachtspunkten zu lotsen, um dort eine Kampfmittelerkundung durchzuführen. Damit könnte ein Korridor für die nachfolgende Truppe freigelegt werden. Zum anderen bieten wir aber auch für zivile Einzelpersonen und Spürhunde führende Unternehmen Lehrgänge an, bei denen wir Online- und Präsenzmodule über ein halbes Jahr und länger anbieten. Darüber hinaus setzen wir einige Hundeführer als selbständige Unternehmer in unterschiedlichen Sparten ein. Damit decken wir auch Spürhunde-Auftragslagen ab, beispielsweise mit Bettwanzen- und Schimmel-Spürhunden, die Hotels, Büros und Baustellen absuchen.
„Ein Diensthund ist eine ‚Indoor-Drohne‘ mit Sonderfähigkeiten.“
Co-CEO von Kynotec Christoph Wishofer
Im Portfolio sind unter anderem auch Webinare und Online-Trainingspläne. Kann ein Hundetraining aus der Ferne überhaupt erfolgreich sein?
Florian Schneider: Wir erhielten dazu von Beginn an sehr gute Rückmeldungen, mindestens 90 Prozent der Teilnehmer können das Gelernte gleich anwenden, was sehr viel ist. Die Online-Kurse sind deswegen besonders attraktiv, weil wir mit ihnen nachvollziehbare und standardisierte Trainingssysteme liefern. Das sind Trainingspläne, die verständlich sind und auch unmittelbar umgesetzt werden können. Praktisch daran ist außerdem, dass sich Kunden ohne administrativen und institutionellen Hürden des Arbeitgebers oder der Dienststelle fortbilden können. Zusätzlich können wir die Ausbildung spartenspezifisch anpassen. Das bedeutet, dass wir nicht in allen Fällen an „Attrappen” bzw. „Geruchsträger” gebunden sind. Wir haben Befähigungen für das Beziehen, Hantieren und Lagern von Sprengmitteln und Schusswaffen und arbeiten in den Bereichen von Bettwanzen und Schimmel eng mit Spezialisten der jeweiligen Branchen zusammen. Für den Hund hat es weniger einen Unterschied, für Kunden hat das aber die Vorteile, dass sie mit echten Materialien arbeiten können und die Trainings mehr Realitätsbezug haben.
Genügt es, für Such- und Spürhunde auf die richtige Hunderasse und einen sympathischen Züchter zu achten?
Florian Schneider: Definitiv nicht, dahinter steckt noch viel mehr. Wir selektieren Hunde, kümmern uns um ihre Gesundheit, bereiten sie auf ihre Aufgaben vor und verkaufen sie. Wir handeln als professionelles Unternehmen, was uns von privaten Züchtern beziehungsweise dubiosen Händlern, die das als Hobby oder ohne angemeldetem Gewerbe machen, deutlich unterscheidet. Viele unserer Partner erkennen die langfristigen Vorteile deutlich, insbesondere, wenn sie schon schlechte Erfahrungen mit günstig beschafften Hunden hatten.
„Ziel ist es immer, ein noch besseres Mensch-Hund-Team auf die Welt zu bekommen. Wenn wir vernünftige Hunde ausbilden können, werden die ‚bösen Jungs‘ früher geschnappt und es kommt zu weniger Unfällen.“
Co-CEO von Kynotec Florian Schneider
Christoph Wishofer: Unser Ziel ist es, mit Qualität zu punkten. Österreich hat das wahrscheinlich strengste Tierschutzgesetz, wodurch wir nicht mit so manch anderem Land mithalten können, was die quantitative Bereitstellung von Hunden betrifft. Unsere Hunde werden dafür auf einem sehr hohen Standard umsorgt und ausgebildet. Qualität wird geschätzt. In den vergangenen Jahren nehmen wir generell einen enormen Wandel in der Hundesausbildung wahr. Ein Generationenwechsel macht sich bemerkbar, gleichzeitig kommen viele wissenschaftliche Erkenntnisse in die Ausbildungs-Welt hinein. Behördlich ist ja das Zeitmanagement ein großes Thema. Unser großer Benefit ist hier, dass Ideen, die wir von unseren zahlreichen behördlichen Partnern erhalten, von uns ausprobiert und – bei Erfolg – im Kurs in der Behörde integriert werden können.
Welche Aufgaben kann ein Diensthund in einer durchtechnisierten Welt eigentlich noch übernehmen?
Christoph Wishofer: Der Diensthund ist ganz vorne dabei. Ein Beispiel: Der Terroranschlag in Wien vom 2. November 2020, bei dem ich dienstlich tätig war, brachte ein Umdenken. In solchen Einsatzlagen wäre ein Diensthund mit technischem Equipment ausgerüstet, zur Aufklärung der Situation ein enormer Vorteil. In dem Sinne ist ein solcher Hund eine „Indoor-Drohne mit Sonderfähigkeiten”. Beim Ziel angekommen, kann der Hund eine Spüraufgabe verrichten oder er kann auf ein Signal hin den Gegner binden, damit sich die Beamten im Team gefahrlos nähern können.
Florian Schneider: Die Vorteile eines Diensthundes sind, dass er nahezu geräuschlos und zugleich sehr schnell ist. Außerdem ist er nicht im unmittelbaren Sichtfeld des Gegenübers, wird also später wahrgenommen. Wir bauen diese Fähigkeiten des Hundes permanent weiter aus, indem wir an der Verbindung von Hund und Technologie, arbeiten, eben „Kyno-tec”. Erwähntes Projekt zur Führung der Hunde mit Drohnen ist ein gutes Beispiel von vielen. Für sich genommen, sind weder Hund noch Drohne ein Allheilmittel – in Kombination wird aber ein ganz neues Level erreicht.
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