Das niederländische Verteidigungsministerium plant seine Streitkräfte bis 2030 auf mehr als 100.000 Angehörige aufzustocken – mit der Option, diese Zahl später sogar zu verdoppeln. Das teilte Staatssekretär Gijs Tuinman heute in einem Schreiben an die Zweite Kammer mit. Darin erläutert er, wie das Konzept einer sogenannten skalierbaren Streitkraft konkret umgesetzt werden soll.

Eine skalierbare Streitkraft passt sich laut Tuinman „flexibel an aktuelle Bedrohungslagen an: groß und abschreckend bei Spannungen – effizient und kompakt in Friedenszeiten”.

„Das erfordert ein Umdenken in Ausbildung, Arbeitsweise und Struktur”, so der Staatssekretär. „Es ist an der Zeit, überfällige Reformen zügig umzusetzen, damit wir einsatzbereit sind, wenn es darauf ankommt.”

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Dafür sollen Berufs- und Reservistendienst sowie ziviles Personal nicht nur schneller gewonnen, sondern auch zügiger ausgebildet, trainiert und in bestehende Einheiten integriert werden. Tuinman betont dabei die zentrale Rolle des Unteroffizierskorps: „Ich appelliere besonders an unsere Unteroffiziere – das Rückgrat unserer Streitkräfte. Sie sind es gewohnt, Verantwortung zu übernehmen.”

Den Plänen von Tuinman zufolge werden die niederländischen Streitkräfte künftig in eine Friedens- und eine Kriegsorganisation unterteilt. „Wir steuern auf eine Streitkraft zu, die aus Berufssoldaten besteht – ergänzt durch eine breite, flexible Reserve.” Tuinman weiter: „Diese Reserve setzt sich aus Einheiten mit Reservisten zusammen. Das Ziel ist eine Streitmacht, die durch ihr Volumen Stärke zeigt und durch Spezialisierung klug agiert.” Dabei sollen auch neue, angemessene dienstrechtliche Regelungen für Reservisten entstehen.

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Dienmodell: mehr Teilhabe, mehr Resilienz

Ein zentrales Element ist die Erweiterung des sogenannten Dienmodells. Das einjährige Freiwilligenprogramm (Dienjaar) soll auf 1.500 Teilnehmer ausgeweitet werden. Ergänzend dazu führt das Verteidigungsministerium eine 10- bis 12-wöchige Resilienz- und Grundlagenausbildung für Jugendliche ein – mit anschließender Übernahme in den Reservistendienst. Auch für Studierende wird dieses Modell attraktiv: Über eine militärische Nebenfachausbildung (defensieminor) auf Fachhochschulniveau (HBO) ist der Einstieg möglich. Für andere Bildungswege (MBO und Universitäten) werden derzeit weitere Optionen geprüft.

Keine Wiedereinführung der Wehrpflicht

Geplant ist außerdem eine freiwillige Umfrage unter 18- bis 27-Jährigen, in der das Interesse an einer Tätigkeit bei der Armee erfasst wird. Parallel prüft das Verteidigungsministerium, wie bisher unterrepräsentierte Gruppen – etwa Frauen – gezielter angesprochen und eingebunden werden können. Eine Rückkehr zur klassischen Wehrpflicht ist hingegen nicht vorgesehen.

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Ein zukunftsfähiges Verteidigungsministerium soll auch ein attraktiver Arbeitgeber sein. Tuinman: „Wir müssen weniger selektiv sein, individueller fördern und spannende Aufgaben bieten. Unsere Ausbildungen werden modernisiert und die Kapazitäten deutlich erhöht. Unser Motto lautet: ‚Bei der Verteidigung ist Platz für alle’.”

Für die Umsetzung dieser Maßnahmen sei laut Tuinman vor allem eins nötig: Offenheit, Lernbereitschaft und Beharrlichkeit. „Wir gehen mutig voran, setzen großflächig um und lernen aus der Praxis. Wir beschreiten neue Wege – und dabei nehmen wir alle mit. Niemand bleibt zurück.”

Quelle©Mediacentrum Defensie