Soll in Deutschland die Wehrpflicht wieder eingeführt werden? Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor zwei Jahren wird diese Frage öffentlich vermehrt diskutiert – und dabei scheint die Meinung zunehmend in Richtung Wiedereinführung zu gehen. In einer aktuellen Umfrage des NDR sind bereits zwei von drei Teilnehmenden dafür.
Die Ergebnisse der Umfrage „Bundeswehr unter Druck – brauchen wir die Wehrpflicht zurück?” sind, wie der NDR in einer aktuellen Aussendung betont, „nicht repräsentativ, geben aber Aufschluss darüber, was die Norddeutschen bewegt”. Die Angaben werden nach den statistischen Merkmalen Schulabschluss, Alter, Geschlecht, Bundesland und Familienstand gewichtet, um Verzerrungen herauszurechnen. 19.641 Norddeutsche haben sich an der Umfrage vom 19. bis zum 26. Februar beteiligt.
Befragte halten Bundeswehr für schlecht ausgestattet
Die Bundeswehr hält eine große Mehrheit für nicht ausreichend auf einen Angriff vorbereitet – 88 Prozent der Befragten sehen die Bundeswehr weder materiell noch personell in der Lage, Deutschland angemessen zu verteidigen. Dem gegenüber finden zwei von drei Befragten, dass Deutschland seine Grenzen auch ohne die NATO verteidigen können müsse. Auch wenn mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) zumindest nicht mit einem Angriff aus Russland in den kommenden zwölf Monaten auf ein NATO-Land rechnet. In Mecklenburg-Vorpommern schätzen sogar zwei Drittel der Befragten die Wahrscheinlichkeit eines russischen Angriffs im besagten Zeitraum als niedrig ein.
Die meisten jungen Leute wollen keine Wehrpflicht
Diejenigen, die gegen eine neue Wehrpflicht votieren, nennen als Hauptargument, dass Ausrüstung, Unterkünfte und Ausbilder fehlten. Außerdem greife die Wehrpflicht in die Freiheitsrechte junger Menschen ein. Diese sind es, die von einer Wehrpflicht direkt betroffen wären: Mehr als die Hälfte der unter 30-jährigen Befragten lehnt die Wiedereinführung der Wehrpflicht daher auch ab. Nur gut ein Drittel der jungen Befragten wäre selbst zum Dienst an der Waffe bereit. In Mecklenburg-Vorpommern ist sogar eine knappe Mehrheit (53 Prozent) „auf gar keinen Fall” dazu bereit.
Wenn Wehrpflicht, dann auch für Frauen – fast drei Viertel der Befragten befürworten das. In Mecklenburg-Vorpommern ist es nur etwas mehr als die Hälfte (52 Prozent). Ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern sprechen sich drei Viertel der Befragten dagegen aus, Menschen ohne deutschen Pass für den Dienst in der Bundeswehr zuzulassen [SB1] – über alle norddeutschen Bundesländer hinweg sind nur knapp zwei Drittel dagegen.
Um die Bundeswehr attraktiver zu machen, sehen die Befragten folgende Aufgaben: Die Ausrüstung müsse sich verbessern (53 Prozent), Soldatinnen und Soldaten mehr Anerkennung entgegengebracht werden (43 Prozent) und die Truppe sich deutlicher von Rechtsextremismus abgrenzen (36 Prozent).
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