1913 wurde die Morris Motors Ldt. von William Richard Morris, der sich zuvor mit der Herstellung von Fahrrädern beschäftigt hatte, in Oxford gegründet. Durch seine einfachen, aber robusten und preiswerten Fahrzeuge erlangte Morris in den 1920er- und 1930er-Jahren in Großbritannien eine marktführende Stellung.
William Richard Morris sah in der Produktion relativ preisgünstiger Fahrzeuge nicht nur eine Geschäftsidee, sondern er betrieb die Motorisierung der britischen Gesellschaft auch als soziales Anliegen. Neben der Morris Motors Ldt. besaß er auch den Sportwagenhersteller MG, den er später in das Firmenkartell eingliederte.
In den 1930er-Jahren ging Morris Motors mit Vickers eine Firmenkooperation ein, die die Produktion eines großen 6×4-Panzerwagens zum Ziel hatte. Nur wenige Stück wurden produziert und nach Thailand verkauft. Als sich die Beziehungen zu Deutschland verschlechterten, bekam Morris von der britischen Regierung den Auftrag, ein Panzerfahrzeug als Interimslösung zu produzieren, bis die neuen Entwürfe wie der Guy Armoured Car einsatzbereit sein konnten. Heraus kam ein recht konventionelles Fahrzeug, das auf einem Lastkraftwagen, dem C9 15cwt, basierte. Das 4,2 Tonnen schwere Fahrzeug (Morris CS 9) hatte die Antriebsformel 4×2. Auch hier waren die Produktionszahlen nicht beiendruckend: nur rund 100 Stück verließen die Werkshallen, immerhin war das Fahrzeug recht brauchbar.
Zum Schutz der eigenen Fabrikationsanlagen entwickelte Morris noch einen kleinen Panzerwagen, von dem aber nur ein Prototyp (oder einige wenige) gebaut wurde. Über seine Verwendung gibt es nur sehr spärliche Informationen.
Sehr bekannt hingegen ist der Morris Light Reconnaissance Car (LRC). Er war der einzige britische Panzerwagen, bei dem die drei Besatzungsmitglieder nebeneinander saßen. Außerdem hatte er eine sehr kleine Silhouette und bot damit nur ein kleines Ziel. Von 1942 bis März 1945 produzierte man mehr als 2.200 Stück dieses 3,7 Tonnen schweren Fahrzeugs. Die Panzerstärke betrug acht bis 14 Millimeter. Der 72-PS-Motor brachte das Fahrzeug auf stolze 80 km/h. Der Platz über dem Heckmotor wurde oft als Stauraum genutzt. Der Schwerpunkt des Fahrzeugs und seine Unterbodenkonstruktion ergaben selbst in der 4×2-Konfiguration (beim Mark I, 200 Stück produziert) eine gute Geländegängigkeit. Trotzdem wurden Rufe nach Verbesserungen laut, so dass ab 1943 die Variante Mark II (mit der Antriesbformel 4×4) vom Band lief.
Die Produktionskosten waren relativ moderat: ein Morris LRC kostete nur 900 Pfund Sterling. Das lag zum Teil an der Produktionszeit und an der sparenden Konstruktion des Aufbaus. Der war selbsttragend („monocoque construction”), der kastenartige Panzeraufbau wurde in zwei Teilen vorgefertigt, die man dann verschraubte und verschweißte. Nach einer amtlichen Statistik vom Juni 1945 waren 2.274 Morris LRC bestellt und zu dem Zeitpunkt lediglich 30 noch nicht ausgeliefert worden.
Der Morris LRC hatte hydraulische Bremsen und ein elektrisches Betriebssystem von zwölf Volt. Der ungefähr 65 Liter fassende Benzintank ermöglichte einen maximalen Fahrbereich von 230 Kilometern. Ungewöhnlich war die Anordnung der Sitze für die Besatzung. In der Mitte saß der Fahrer, rechts neben ihm der MG-Schütze, der ein Bren-MG in einem oben offenen Drehturm bediente. Links neben dem Fahrer saß der Funker, der außerdem als Schütze der Boys-Panzerbüchse fungierte. Dazu musste eine zweiteilige Luke geöffnet werden, der vordere Teil diente dann als Schutzschild.
Im Laufe des Krieges wurden die Morris LRC häufig an andere Waffengattungen abgegeben, so unter anderem an die Royal Engineers, die sie gerne als Führungsfahrzeug (häufig ohne den MG-Turm) einsetzten. Nach der Kriegsgliederung der Royal Engineers vom Jänner 1944, die im März 1945 noch einmal geringfügig geändert wurde, gehörten zu jeder Field Park Company (von der jede britische Division eine besaß) und zu jeder Field Company (von der jede britische Division drei besaß) zwei Light Reconnaissance Cars, meist waren es Morris LRC.
Beim Reconnaissance Corps waren die Morris LRC auch vertreten, beispielsweise beim 43. Recce Regiment. Im „War Diary” vom 43. Reconnaissance Regiment wird ausführlich der Kriegsberichterstatter H. E. Ells zitiert, der die Headquarters Squadron des Regiments begleitete – in einem Morris Light Reconnaissance Car Mark II.
Aber insgesamt waren die Morris LRC bei den Aufklärereinheiten der 21. Army Group eher selten. Reconnaissance Regiments der in Großbritannien stationierten Infanteriedivisionen waren mit Morris LRC ausgestattet, ebenso das Reconnaissance Regiment der 1. Canadian Infantry Division (sie wurde im März 1945 vom italienischen Kriegsschauplatz zur 21. Army Group versetzt, hatte aber zu diesem Zeitpunkt ihre Morris LRC schon abgegeben).
Ende 1944 wurden Morris LRC nur noch an Einheiten der Royal Engineers ausgeliefert. 225 Fahrzeuge gingen an das Royal Air Force Regiment. Erstmals eingesetzt wurden die Morris LRC des Royal Air Force Regiments auf der Air Base von Bradwell Bay. Die Flugplatzeinrichtungen der Alliierten auf den Azoren wurden ab Januar 1944 durch Morris LRC gesichert. Auch in Nordafrika setzte das RAF-Regiment die Fahrzeuge ein. Haupteinsatzzweck war die Sicherung der eigenen Flugfelder, aber auch zur Eroberung gegnerischer Flugplätze verwendete das RAF-Regiment die Morris LRC. Bei der „Operation Goodwood”, dem Ausbruch aus den Brückenköpfen bei Caen am 18. Juli 1944, wurden von der Royal Air Force Morris LRC eingesetzt. Das 2742. Squadron RAF-Regiment diente von September 1945 bis zu deren Auflösung im August 1946 im Mandatsgebiet Palästina und war (neben Otter-Panzerwagen aus kanadischer Produktion) mit Morris LRC ausgestattet.
Auch die polnische Exilarmee verwendete den Morris Light Reconnaissance Car, einige liefen bei der 1. Dywizja Pancerna. Die exil-belgischen Truppen (Brigade Piron) nutzten ebenfalls einige der kleinen Panzerwagen, einer ist heute im belgischen Armeemuseum in Brüssel ausgestellt.
Auf dem Morris LRC basierte der Firefly, der Prototyp eines Panzerjägers. Relativ niedrig war in diesem Fahrzeug eine Sechs-Pfünder-PAK (Kaliber 57 Millimeter) mit automatischem Lader eingebaut, wie sie auch in leichten Mosquito-Bombern zur Schiffsbekämpfung vorhanden war. Dafür entfiel beim Firefly der Sitz links des Fahrers. Der kleine MG-Turm auf der rechten Fahrzeugseite entfiel ebenfalls. Zur Serienfertigung oder zum Kampfeinsatz kam es aber nie. Ebenfalls nur zum Prototypenstadium brachte es der Salamander LRC, der auch auf dem Morris LRC fußte, aber einen anders konfigurierten Kampfraum mit einem mittig angebrachten Drehturm besaß.
Nach Kriegsende wurden einige Morris LRC von den britischen Streitkräften in Deutschland an die dänischen Streitkräfte weitergegeben, die sie zur Flugfeldsicherung verwendeten. Eine ganze Reihe von Morris Light Reconnaissance Cars sind heute in Museen und bei privaten Sammlern erhalten, unter anderem steht ein Fahrzeug im Panzermuseum im südenglischen Bovington.