In russischen Telegram-Foren ging dieser Tage ein Posting viral, in dem die russischen Verluste bei Aufklärungsdrohnen im Ukraine-Krieg (-> aktuelle Meldungen aus dem Ukraine-Krieg) als „massenhaft” bezeichnet werden. Praktisch parallel dazu veröffentlichte die 38. separate Brigade der Marines der Streitkräfte der Ukraine (38. ObrMP) ein Video, dass das erfolgreiche Abfangen von neun Aufklärungsdrohnen der Typen Orlan-30, Zala-421-16 und Supercam S350 zeigt.

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Die russische Seite berichtet, dass sie bei den ukrainischen Luftverteidigungsdrohnen zwei Einsatzarten erkennen können. Da wäre zunächst der Rammstoß, bei dem die Abfangdrohne direkt mit der Aufklärungsdrohne kollidiert. Die zweite Variante ist die Zündung eines Gefechtskopfes beim Zusammenprall oder in unmittelbarer Nähe.

Vereinzelte „letzte Bilder” russischer Aufklärungsdrohnen zeigen dabei eine FPV-Drohne mit einem Gefechtskopf, dessen Ursprung offenbar der Munitionskomponenten-Produzent Steel Hornets ist. Da das Geheimnis nun keines mehr ist, schrieb Steel Hornets dieser Tage, dass das Produkt in Kürze offiziell in den Online-Katalog aufgenommen wird.

Neue Abfangdrohne – ©Steel Hornets
Der speziell für den Abfang von UAVs entwickelte Steel Hornets-Gefechtskopf. Steel Hornets liefert inerte Gefechtskopf-Komponenten aus dem 3D-Drucker per Post an die Fronwerkstätten. Dort werden sie mit Sprengmittel und Zünder komplettiert.

Erwiesen ist auch, dass sich die Aufklärungsdrohnen nicht durch Flughöhe schützen können. Die russische Quelle schreibt, dass die Aufklärungsdrohnen in allen Höhenlagen durch FPV-Drohnen angegriffen werden.

Obwohl bei den veröffentlichten Videos immer nur der letzte Augenblick des Abfangeinsatzes zu sehen ist, dürfte klar sein, dass es sich ob der Anzahl der Ereignisse um einen systematischen Einsatz handelt.

Zu Beginn steht die Erfassung und Identifizierung eines Ziels. Das kann bis in Flughöhen von einigen hundert Metern durchaus noch mit dem freien Auge erfolgen. Größere Flughöhen, die fraglichen Typen können auch auf bis zu 5.000 Meter Höhe steigen, schließen das aber aus. Die Erfassung durch Radar ist eine weitere Möglichkeit. Und sobald die Drohne ihre Aufklärungsbilder in Echtzeit per Funk überträgt, kann sie auch eingepeilt werden. Die einzelnen Drohnentypen sind dabei auf den Wasserfalldisplays der elektronischen Aufklärung durch ihre Signalmuster sehr gut voneinander zu unterscheiden.

Wasserfall-Display – ©Archiv
Zala- und Orlan-Drohnen können durch Signale im Bereich zwischen 870 MHz und 930 MHz geortet werden. Am Wasserfall-Display bilden sich zwei unterbrochene vertikale Linien im Abstand von 150-170 kHz zueinader aus. Das Supercam UAV sendet zwischen 856-1020 Mhz. Es zeigen sich zehn unterbrochene vertikale Linien in einer Gesamtbreite von 5 Mhz. Die Signale sind mit geeigneten Geräten auf mindestens 30 Kilometer Entfernung zu orten.

Das Ziel muss anschließend verfolgt, der Kurs ermittelt, ein Abfangteam informiert und in Position gebracht werden.

Verfügbare Daten aus Onscreen-Displays der FPV-Drohnen zeigen, dass ein Abfangflug einer FPV-Drohne auf ein Ziel in 1.100 Meter Höhe etwa drei bis vier Minuten benötigt.

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Laut ukrainischen Berichten wurden nach den jüngsten Abfangerfolgen russische Aufklärungsflüge in der Region Sumy eingestellt. Der ukrainische Kommentar dazu: auch Russland verfügt nicht über endlose Ressourcen an geflügelten Spähern. Zudem dürften sich die russischen Prioritäten nach dem ukranischen Vormarsch in der Oblast Kursk nun zwangsweise verschoben haben.

Dass die Bekämpfung russischer Auklärungskapaziäten für die Ukraine sehr hohe Priorität hat, zeigte sich zuletzt auch an zwei veröffentlichten Berichten über HIMARS-Angriffe auf russische Supercam-Operatoren in der Oblast Luhansk. Trotzt der Vielfalt an Zielen über die sehr lange Front und der aktuellen Gewichtung auf die Operation in Kursk, kam es zum Einsatz der nur spärlich vorhandenen Hochwert-Präzisions-Raketenartillerie.

Russische Videos vom Boden belegen, dass es bei den beiden Zwei-Mann-Teams keine Überlebenden gab.

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Quelle©Steel Hornets, Archiv