Das Verteidigungsministerium in Indien hat am 28. April einen Vertrag mit Frankreich über rund 6,53 Milliarden Euro für den Kauf weiterer 26 Rafale-Marinejets unterzeichnet. Der Hersteller Dassault Aviation bestätigte, dass die indische Marine der erste Nutzer der trägergestützten Version Rafale-M außerhalb Frankreichs sein wird. Zudem denkt das Land auch über den Kauf von 40 weiteren Maschinen nach.

Der vom indischen Sicherheitskabinett bereits zuvor genehmigte Vertrag umfasst 22 einsitzige und vier zweisitzige Maschinen sowie Ausbildungsprogramme, Ausrüstung, Waffen und logistische Unterstützung. Die Auslieferung soll innerhalb von 37 bis 65 Monaten abgeschlossen sein.

©Militär Aktuell

Die zwischenstaatliche Vereinbarung beinhaltet zudem einen Technologietransfer sowie die Integration indischer Komponenten, unter anderem für den Einsatz von MICA-Lenkflugkörpern. Das Besatzungstraining wird sowohl in Indien als auch in Frankreich stattfinden. Darüber hinaus erwägt Dassault Aviation den Aufbau einer Endmontagelinie in Indien, um der wachsenden Produktionsnachfrage gerecht zu werden.

Der aktuelle Auftragsbestand für die Rafale beläuft sich auf 230 Maschinen – davon 164 für Exportkunden (zum Beispiel 80 Jets für die VAE) und 56 für die französische Luftwaffe.

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Ersatz für die MiG-29K auf Indiens Flugzeugträgern

Die neuen Rafale-M sind für Indiens zwei Flugzeugträger „INS Vikrant” und „INS Vikramaditya” bestimmt. Dort sollen sie die MiG-29K/KUB ersetzen, die derzeit in den Trägerstaffeln 300 („White Tigers”) und 303 („Black Panthers”) im Einsatz sind.
Berichte aus Indien zufolge enttäuschten die MiG-29K insbesondere in Bezug auf Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit, obwohl das Grundmuster in der indischen Luftwaffe (IAF) erfolgreich verwendet wird.

Vertragsunterzeichnung Rafale-M-Kauf – ©Indian MoD
Mit Vertragsunterzeichnung beschafft Indien nun 26 Marineversionen des Rafale-Kampfjets. Zudem beabsichtigt auch die Luftwaffe des Landes weitere 40 Rafale unter Vertrag zu nehmen.

Weitere 40 Rafale für die indische Luftwaffe geplant

Parallel plant Indien, auch seine Luftwaffe mit 40 zusätzlichen Rafale zu verstärken. Angesichts des strukturellen Defizits – derzeit rund 29 Staffeln statt der geplanten 42 – soll laut Luftmarschall A. P. Singh dringend jährlich eine Beschaffung von 35 bis 40 Kampfflugzeugen erfolgen, um die Ausmusterung alter Jets zu kompensieren.

Die geplante Aufstockung der Rafale-Flotte (derzeit 36 Maschinen im Dienst) ist auch eine Folge des wachsenden Wettbewerbs mit China und des erneut angespannten Verhältnisses zu Pakistan (insbesondere wegen Kaschmir, -> Neuer alter Krisenherd zwischen Indien und Pakistan). Gleichzeitig verschiebt sich Indiens Beschaffungspolitik zunehmend: Waffenimporte aus Russland werden durch Lieferungen aus Israel und Frankreich ersetzt.

Fanghaken der Rafale-M – ©Georg Mader
Im Unterschied zur „normalen” Rafale weist die Marineversion einen Fanghaken auf.

Der aktuelle Vertrag über die 26 Rafale-Marinejets soll die Grundlage für die geplante Erweiterung bilden. Aus diesem Anlass reiste auch der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu nach Indien, um weitere Verteidigungskooperationen, etwa im Bereich Hubschraubertriebwerke, zu verhandeln.

Rafale: eine leistungsfähige und vielseitige Plattform

Unabhängig von politischen Überlegungen hat sich die Rafale – bestätigt durch Einsätze in Syrien, Libyen und Mali – als äußerst vielseitige Plattform bewährt. Trotz fehlender Stealth-Eigenschaften bietet sie eine Kombination fortschrittlicher Technologien, darunter ein modernes AESA-Radar und ein IRST-System (Infrarotsuch- und Zielsystem).

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Mit bis zu 9 Tonnen Bewaffnung an 14 Pylonen (Marineversion: 13) kann sie ein breites Arsenal tragen, darunter:

  • Meteor-Langstrecken-Luft-Luft-Raketen,
  • MICA-Raketen mit Radar- oder Infrarotsuchkopf,
  • AM39 Exocet-Anti-Schiffs-Raketen,
  • SCALP-EG-Marschflugkörper und
  • Präzisionsbomben AASM Hammer (bis 1.000 Kilogramm).
MICA-Rakete – ©Georg Mader
Eine von vielen Bewaffnungsoptionen: MICA-Rakete mit Radar- oder Infrarotsuchkopf.

Darüber hinaus ist die Rafale in der Lage, den nuklear bestückten Marschflugkörper ASMP-A einzusetzen. In der derzeit entwickelten Version Rafale F5 wird sie zudem den nuklearen Hyperschallflugkörper der vierten Generation, ASN4G (Air-Sol Nucléaire de 4ème Génération), integrieren können – Fähigkeiten, die allerdings ausschließlich Frankreich vorbehalten bleiben.

AASM 1000 – ©Georg Mader
Die AASM 1000 ist die größte Präzisionsbombe der AASM-Familie.

Die neue Version F5 soll insbesondere die Bereiche Vernetzung und die Zusammenarbeit mit unbemannten Begleitsystemen nochmals deutlich verbessern. Aktuell fliegt die französische Luftwaffe die Version F3R und stellt schrittweise auf den Standard F4 um. Die F5 – oft auch als „Super Rafale” bezeichnet – soll bis 2030 einsatzbereit sein. Sie gilt als klare Antwort auf die Dominanz der F-35 und richtet sich vor allem an Staaten, die einer einseitigen Abhängigkeit von den USA entgehen wollen und – abgesehen vom Sonderfall Indien – keine sicherheitspolitische Nähe zu Russland suchen.

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Die Rafale F5 könnte auch im Rahmen der ab 2032 geplanten Ersatzbeschaffung für den Eurofighter in Österreich eine Rolle spielen.

Hier geht es zu weiteren Meldungen rund um Dassault Aviation.

Quelle©Georg Mader, Indian MoD