Das Bundesheer hat bei der „Pooling & Sharing Mountain Training Initiative“ der EU die Führungsrolle für Gebirgs- und Gebirgskampfausbildung übernommen. Was das genau bedeutet? Ein Besuch im Gebirgskampfzentrum in der Wallner-Kaserne in Saalfelden.

Die Nadelwälder an den Berghängen des Pinzgauer Saalachtales sind grün, etwas Schnee liegt aber trotzdem. Auch in diesem Winter. Und auch im Gebirgskampfzentrum in der Wallner-Kaserne. Dort dreht – inmitten der weißen Pracht – ein Hägglunds seine Runden. Daneben rasen zwei Skidoos im Kreis und ziehen jeweils zwei Skifahrer hinter sich her. Das sieht aus wie Wasserskifahren auf Schnee, ist aber Teil der Ausbildung für den Gebirgskampf. Fähnriche der MilAk machen sich hier mit den Fahrzeugen vertraut. „Das macht schon Spaß”, sagt Christoph Katschnig, der hier in Saalfelden, wie seine Kameraden im Zug seines letzten Lehrgangsjahres, drei Wochen Gebirgsausbildung absolviert. Er möchte später als Gebirgsjäger den Kader des Bundesheeres verstärken. „Das Gebirge ist eine Herausforderung”, sagt er. „Man braucht die richtige Ausrüstung und muss wissen, wie man sich in schwierigem Gelände verhält.”

Bundesheer/Daniel Trippolt

Die Wallner-Kaserne, der ehemalige Standort der Jägerschule, wurde im Laufe ihrer Geschichte von allen dort stationierten Truppen als Ausbildungsstätte für den Gebirgskampf genutzt. Seit dem Jahr 2008 ist in der Kaserne das Gebirgskampfzentrum der Heerestruppenschule untergebracht. Oberst Jörg Rodewald ist der Kommandant. „Das Bundesheer ist eine Gebirgsarmee, die zusätzlich über eine Hochgebirgstruppe verfügt”, sagt er im Gespräch mit Militär Aktuell und erklärt: „Schon der Kampf in den Wienerwaldeingängen ist Gebirgskampf. Daher sollten alle Kadersoldaten eine Gebirgskampfausbildung machen.” Und damit meint er wirklich alle, auch Fernmelder oder Kameraden der Versorgungsdienste. „Selbst die Luftraumüberwachung braucht diese Ausbildung, weil ihre Sender und ihr Radar eben hoch auf den Bergen stehen.” Die Konzepte für die Ausbildung im Bundesheer sehen das auch entsprechend vor, ab Herbst wird zudem noch mehr Wert auf die Gebirgskampffähigkeit der Kommandanten gelegt.

Großes Ansehen genießt die österreichische Gebirgs- und Gebirgskampfausbildung auch bei ausländischen Armeen. Viele Nationen schicken ihre Soldaten zum Training nach Saalfelden. Deutsche, Polen, Schweden, Montenegriner, Esten, Kanadier, Tschechen, Italiener, Spanier und sogar Weißrussen waren bereits zu Gast. Im Zuge des „Pooling & Sharing“ der EU hat Österreich die „Mountain Training Initiative“, also die Führungsrolle für Gebirgs- und Gebirgskampfausbildung übernommen. „Wenn eine Nation etwas kann, soll sie es einbringen“, sagt Rodewald. „So können alle von den Stärken eines einzelnen Mitgliedslands profitieren und im Gegenzug ihre Fähigkeiten auf einem anderen Gebiet mit allen teilen. Von dieser Vorgangsweise profitieren unter dem Strich alle.“

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Oberst Jörg Rodewald sieht eine der Stärken des Gebirgskampfzentrums in seiner internationalen Ausrichtung. Soldaten aus vielen anderen Ländern absolvieren in Saalfelden ihre Alpinausbildung, die Internationalisierung will er weiter vorantreiben.

Ein Beispiel für diese internationale Zusammenarbeit ist die Ausbildung zum Heeresbergführer, die Teil einer Kooperation mit der Bundeswehr ist und abwechselnd in Österreich und in Deutschland angeboten wird, wie Rodewald erklärt. „Zusätzlich wird unter anderem auch eine Ausbildung zum Heeresskilehrer angeboten, der die Skibeweglichkeit mit militärischer Ausrüstung sicherstellen soll. Das Programm besteht aus drei Säulen. Erstens: die Koordinierung des europäischen Ausbildungsangebotes im Bereich Gebirgs- und Gebirgskampfausbildung. Zweitens: die Standardisierung dieser Ausbildungen. Und drittens: die Weiterentwicklung des Trainings durch gemeinsamen Erfahrungsaustausch.”

Stellt sich die Frage, aus welchen Modulen und Inhalten eine Gebirgskampfausbildung in der Praxis besteht? Rodewald: „Basiskenntnisse zum Überleben und zur Bewegung im Gebirge werden dabei ebenso vermittelt wie Besonderheiten im Waffeneinsatz oder im Umgang mit Waffensystemen in gebirgigem Gelände.” Kommandanten erhalten auch das theoretische und praktische Rüstzeug zur Planung und Durchführung von Einsätzen im Gebirge. Dabei wird auch ganz besonders auf die Zusammenarbeit mit Transportelementen wie Hubschraubern und Sondertransportfahrzeugen wie Hägglunds, Skidoos, Quads und Tragtieren eingegangen.

Und was schätzen die internationalen Teilnehmer an der angebotenen Ausbildung? „Vor allem die hohe Kompetenz unseres Ausbildungspersonals und die Vermittlung spezieller Fähigkeiten für Einsätze im Gebirge”, weiß Rodewald. „Nicht zu vergessen unser Fachwissen im Bereich der Bergrettungstechniken. Und natürlich die Beschaffenheit des Ausbildungsgeländes – wir können hier praktisch alle Schwierigkeitsgrade in Fels, Eis und Schnee anbieten.”

Im Gebirgskampfzentrum in Saalfelden wird aber nicht nur ausgebildet: Die hier stationierten Soldaten werden immer wieder auch zu Assistenzeinsätzen herangezogen. In der Vergangenheit standen sie etwa in Hochwassereinsätzen, sie halfen bei der Bekämpfung von Waldbränden und bei Personensuchen. Jeden Winter formieren sie auch einen Lawineneinsatzzug, um im Bedarfsfall die zivilen Behörden nach einem Lawinenabgang unterstützen zu können. Rekrut Vincent Kleinsasser macht gerade die Lawineneinsatzzugs-Ausbildung. „Ich habe mich fürs Gebirgskampfzentrum entschieden, weil ich meine Zeit beim Bundesheer möglichst sinnvoll gestalten will”, sagt er. „Bei einer abgegangenen Lawine haben wir mit Sondierketten und Sonden bereits die Suche nach Verschütteten geübt.” Die körperlichen Anforderungen im Gebirge sieht er sportlich. „Da wird man gefordert, etwa beim Gefechtsdienst, bei Kampfsituationen mit dem Duellsimulator oder auf Skitouren.” Die Mühe lohne sich aber, die Ausbildung, die man dabei erhalte, sei schon sehr gut. Kommandant Rodewald ergänzt: „Das Gebirgskampfzentrum ist etwas ganz Besonderes im Bundesheer. Natürlich leiden aber auch wir unter der schwierigen Budgetsituation. Trotzdem wird das Gebirgskampfzentrum am Standort Saalfelden durch die Internationalisierung der Ausbildung konsequent weiterentwickelt und aufgewertet.”

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Quelle@Bundesheer