Ein internes Dokument der Bundeswehr warnt vor „gravierenden technischen Problemen“ beim neuen Fallschirm EPC-B. Das System ist bereits im Einsatz – es soll Fallschirmspringer der Lebensgefahr aussetzen.

Der neue Fallschirm EPC-B („Ensemble de Parachutage du Combattant”), hergestellt von einer deutschen Tochterfirma des französischen Unternehmens Safran, minimiere sogar das Verletzungsrisiko beim Landen – hieß es noch im Frühling 2023 auf der Webseite der Bundeswehr. Die jetzt aber ein völlig anderes Bild des neuen Fallschirms zeichnet.

In einem Dokument des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), das deutschen Medien zugespielt wurde und auf der Informations-Seite der Tagesschau ausführlich beschrieben wird, findet ein Oberstleutnant klare Worte zu den bisherigen Erfahrungen: Der EPC-B stelle „im Regelsprungbetrieb dauerhaft eine potenzielle Gefahr für die körperliche Unversehrtheit der Fallschirmspringer” dar.

Mögliche Schirmdurchfahrten und Kappenkollisionen

Besonders problematisch sei das gleichzeitige Absetzen aus beiden Seitentüren des Flugzeugs A400M. „Regelmäßig” – schlimm genug – und „deutlich häufiger” als beim bisherigen Fallschirmsystem T-10 ereignen sich „Schirmdurchfahrten” und „Beinahe- Kappenkollisionen”. Bei Schirmdurchfahrten gerät ein Springer zwischen die Schirmleinen eines anderen Springers, und bei einer Kappenkollision stoßen zwei Schirme zusammen.

Das Papier spricht nun klare Sprache: Die neuen Risiken seien weder „beherrschbar” noch „dauerhaft hinnehmbar”.

Der EPC-B ist bereits seit April vorigen Jahres im Einsatz, allerdings nur eingeschränkt. So darf der Fallschirm bis dato nur bis zu einer Höhe von 1.000 Metern eingesetzt werden. Die Verwendungsdauer ist aktuell auf sechs Jahre oder 60 Sprünge beschränkt und damit weit entfernt von den ursprünglich angedachten mindestens 18 Jahren oder 180 Sprüngen. Bliebe es bei der ursprünglichen Anforderung, müssten für 11,5 Millionen Euro weitere Fallschirme nachbeschafft werden, und die Gesamtkosten würden sich dann auf 67 Millionen Euro hochschrauben.

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Das neue System sei somit auch aus wirtschaftlicher Sicht problematisch, da die Betriebskosten dem Papier zufolge deutlich höher sein sollen als beim Vorgänger.

Zusammenfassend wirft das Dokument die Frage auf, ob es überhaupt zu einer Umstellung kommen sollte. Der Bericht fällt mit dem Zitat „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende” des einstigen preußischen Offiziers Ferdinand von Schill ein klares Urteil über den EPC-B und fordert „zeitnah über eine geeignete technische Nachfolgelösung zu entscheiden”.

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Quelle©Bundeswehr/Nico Lessentin