Wie der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst Michael Bauer, über X mitteilte, musste am Montag gegen 9.15 Uhr ein Bundesheer-Hubschrauber auf freiem Feld notlanden.

Die Maschine vom Typ Bell OH-58B Kiowa mit der Kennung 3C-OH ist eine von zehn Maschinen dieses Typs beim Bundesheer. Sie startete am Morgen vom heimatlichen Fliegerhorst Langenlebarn bei Tulln mit dem Auftrag, nach St. Michael in der Steiermark zu fliegen.

©Militär Aktuell

Bereits nach rund vier Kilometern Flug fiel im Luftraum über Chorherrn im Bezirk Tulln das (einzige) Triebwerk der Maschine aus. Wie für dieses Szenario vorgesehen und aus Sicherheitsgründen vielfach geübt, führte die Besatzung eine Landung mittels Autorotation durch. Dabei machte sich wohl auch das regelmäßige Training der Piloten bei Flight Safety International bezahlt – die Besatzung konnte die notwendigen Bewegungs- und Handlungsabläufe sehr gut abrufen und abarbeiten.

Laut Oberst Bauer bestand die Besatzung aus zwei Piloten und einem Techniker. Die drei Soldaten überstanden den Flugnotfall unverletzt. Auch die Maschine blieb – mit Ausnahme des Triebwerks – vollkommen unbeschädigt.

Am Nachmittag wurde die Maschine mithilfe eines Sikorsky S-70A-42 Black Hawk und eines Tiefladers mit Kran geborgen. Sie wird nun in der Fliegerwerft Langenlebarn eingehend überprüft. Wie bei Flugunfällen üblich, wird eine Flugunfallkommission detaillierte Erhebungen durchführen, um die Ursache des Triebwerksausfalls zweifelsfrei festzustellen.

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Stichwort: Autorotation

Die Autorotation ist ein Notfallverfahren, um bei einem Triebwerksausfall Hubschrauber sicher zu landen. Ohne Triebwerksleistung fehlt dem Rotor die erforderliche Energiezufuhr, um weiter die für den Auftrieb notwendige Umdrehungszahl und Flughöhe beizubehalten.

Bei Triebwerksausfall wird der für den Auftrieb erforderliche Anstellwinkel der Rotorblätter zurückgenommen. Das Resultat ist ein rascher Höhenverlust.

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Nun ist es die Luftströmung durch den Sinkflug, die den Rotor auf der erforderlichen Umdrehungszahl hält. Erst kurz vor der Landung wird die im Rotorsystem gespeicherte kinetische Energie wieder abgerufen: Der Anstellwinkel der Blätter wird vergrößert, um den nötigen Auftrieb zur Reduzierung der Sinkgeschwindigkeit bereitzustellen. Eine Autorotationslandung muss beim ersten Mal gelingen – eine zweite Chance gibt es nicht.

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Das wesentlichste Steuerelement zur Beeinflussung des Auftriebs – und damit im Zentrum einer Autorotationslandung – ist der Kollektivhebel, auch Collective genannt. Er wird üblicherweise mit der linken Hand bedient und verändert den Anstellwinkel aller Hauptrotorblätter gemeinsam. Damit steuert der Pilot Steig-, Sink- und Horizontalflug.

Cockpit des Bell OH-58B Kiowa – ©Martin Rosenkranz
Das Cockpit des Bell OH-58B Kiowa. Rechts neben der Mittelkonsole ist der Kollektiv-Hebel zu erkennen.

Stichwort: OH-58B Kiowa

Zwölf Bell OH-58B Kiowa wurden 1976 in den Dienst des Bundesheeres gestellt. Nach einem Unfall 1992 und einem weiteren 2014 sind derzeit noch zehn Maschinen im Bestand der Mehrzweckhubschrauberstaffel des Luftunterstützungsgeschwaders des Fliegerhorsts Leopold Figl – Flugplatz General Pabisch.

Die Maschine ist 9,8 Meter lang, 2,92 Meter hoch, der Hauptrotor misst 10,77 Meter im Durchmesser. Die höchstzulässige Abflugmasse beträgt 1.450 Kilogramm. Angetrieben wird die Kiowa durch eine Allison 250-C20 Wellenturbine mit 294 kW Leistung.

OH-58B – ©Martin Rosenkranz
Die OH-58B stehen seit 49 Jahren im Dienst des Bundesheeres.

Inklusive Piloten ist die Maschine für fünf Personen oder rund 300 Kilogramm Nutzlast zugelassen. Sie ist mit einem Außenlasthaken ausgestattet und kann mit einer 7,62-Millimeter-Revolverkanone bewaffnet werden.

Das vorgesehene Dienstende der OH-58B ist mit 2029 geplant. Bis dahin sollen bei der Mehrzweck-Transporthubschrauberstaffel als Ersatz zwölf (von insgesamt 36 bestellten) neue Leonardo AW169MA Lion (-> Bereits elf AW169 an das Bundesheer übergeben) in Dienst gestellt werden.

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Quelle©Bundesheer, Martin Rosenkranz